Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwingen des Vergessens

Schwingen des Vergessens

Titel: Schwingen des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Auer
Vom Netzwerk:
Versuch wert? Ja.“ So könnte der Dialog lauten. Vielleicht. Auf jeden Fall ging es darum, dass sie Amelie zum Herrscher bringen wollten.
    „Du bist vorläufig festgenommen, wir bringen dich nun zu Lanicel, Amelie!“ Feste Stimme, kein Hauch von Unsicherheit, gerne hätte Amelie ihre Unschuld bewiesen, denn schließlich war sie es ja auch. Unschuldig. Lanicel hatte Märchen erzählt, nur erfundene Geschichten. Zum ersten Mal schien ihr der Plan wieder völlig sinnlos, einfach nur hirnverbrannt. Damian hingegen grinste schon fast stolz, als er den Wachen hinterher flatterte, doch in seinen Augen spiegelten sich Sorgen. Das Gefühl, dass Amelie ihm nicht vertrauen konnte, war schon längst verpufft, allerdings bahnte es sich seinen Weg wieder in ihr Gedächtnis. Die Wachen brachten sie ohne irgendeinen Hauch Mitgefühl zu Lanicel, der zuerst mehr als nur skeptisch wirkte. War schließlich ganz klar, nie im Leben hätte er erwartet, Amelie so schnell wieder in seinen Fängen zu haben. Bestimmt würde er heute noch eine Party feiern. Nach seinem Sieg.
    „Seid ihr euch wirklich sicher, dass sie es ist?“
    „Natürlich, seht sie euch an. Ihre weißen Haare, die sind bestimmt nicht gefälscht.“ Lanicel legte den Kopf schief und schritt die Treppen von seinem Altar herab. Er sah richtig majestätisch aus mit seinem langen, reichlich verzierten Mantel.
    „Verschwindet, ich werde das gleich mit ihr regeln.“ Amelie warf Damian einen nervösen Blick zu, denn sie beide wussten, was er erledigen wollte. Den alles entscheidenden Kampf. Aber natürlich würde er das nicht ohne alle möglichen Zaubermittel, die sie irgendwie schwächen könnten, tun. Ganz bestimmt nicht.
    „Worum geht es?“, fragte Amelie mit einem Hauch Erschöpfung in der Stimme gespielt ratlos. Innerlich hoffte sie, dass der Herrscher zu blöd sein würde, ihren Plan zu durchschauen.
    „Das wirst du schon noch sehen, aber ich werde dich vorher noch zu Manesko bringen. Erinnerst du dich noch an ihn? Er war der kleine, der so nett war, deine Fähigkeiten zu testen. Erinnerst du dich noch an die Schmerzen? Das, was ich mit dir anstellen werde, wird weitaus schrecklicher.“ Angst überkam Amelie, über die Schmerzen hatte sie gar nicht so wirklich nachgedacht, doch nun war es ohnehin zu spät.
    „Dann bring mich zu ihm, ich will das hinter mich bringen.“ Ja, das wollte sie wirklich. Mit den Gedanken bei ihrer Mutter starrte sie Lanicel tief in die Augen. Hass quoll aus ihnen hervor, wie Lava aus einem Vulkan. Keiner in Icasan könnte sich je vorstellen, wie schrecklich ihr anscheinend so netter Herrscher in Wirklichkeit war. „Ja, da kannst du dir sicher sein, bringt sie zu ihm, aber schnell. Ich will nicht mehr so lange warten.“
    „Wie Sie wünschen, mein Herr“, kam die Antwort von einem der Wachen, der Amelie gleich darauf fest am Arm packte und weg führte.
    Der Weg durch die verwinkelten Gänge erschien dem Mädchen schon beinahe vertraut. Das letzte Mal war sie bei ihrer Flucht hier herum geirrt, doch damals hatte sie nicht so eine große Angst verspürt wie jetzt gerade. Ihre Glieder waren beinahe gelähmt, das einzige, was an ihrem Körper waren ihr Herz, das stetig in ihren Ohren pochte, und ihre Füße, die sie beinahe über den harten Boden schweben ließen. Manesko wartete bereits in seiner Kammer auf sie, ein irres Lächeln im Gesicht.
    „Toll, dass wir uns wieder sehen“, begrüßte er Amelie freundlich und vollführte eine sarkastische Verbeugung. „Wachen! Ihr könnt gehen, ich komme selbst mit ihr klar.“ Die Tür fiel hinter den Wachen ins Schloss, draußen hörte man kurz noch die Schritte der Männer, dann war es still.
    „Finde ich zwar nicht, aber Meinungen sind verschieden.“
    „Genau, trotzdem werde ich meinen Auftrag so schnell wie möglich ausführen.“
    „Wie du meinst, aber beeil dich.“
    „Das heißt, ich soll dir nicht erklären, was ich gleich mit dir tun werde? Willst du lieber unwissend bleiben?“ Trotz ihren Gefühlen, die alle gegen diese Antwort sprachen, nickte sie zögernd. Ihr war es lieber, einfach drauf zu warten, die Schmerzen würde sie ohnehin noch spüren. Vielleicht würde der Zauber von Damian sogar ihre Sinne lähmen, denn dann würde sie nichts mehr spüren. Manesko wirbelte im Kreis umher und suchte in geschäftigem Tempo ein paar Mittel zusammen, die er einfach in ein Glas goss.
    „Trinken, ein Schluck, alles gleichzeitig schlucken, nicht ausspucken“, meinte er knapp und führte

Weitere Kostenlose Bücher