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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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den Schultern. »Wir gehören zu Elmstein, und das ist von Landau einen Tagesmarsch entfernt, weswegen ich noch nie dort gewesen bin. Ich glaube, du musst nur dem Weg folgen.« Neugierig fragte sie: »Was machst du allein auf Wanderschaft?«
    Anna Maria überlegte, was sie antworten sollte. Warum soll ich schweigen? , dachte sie und erzählte von ihrem und Veits Schicksal. Nur die Werwolf-Anklage verschwieg sie und erzählte stattdessen nur von Ulleins Wilderei-Verdacht.
    »Deshalb suche ich meinen Vater, den man unter dem Namen Joß Fritz kennt.«
    »Deine Geschichte ist sehr traurig«, sagte die Frau mitfühlend.
    Anna Maria blickte gedankenverloren zum Fenster hinaus und bemerkte, dass der Morgen anbrach.
    »Ich muss weiter!«, sagte sie zu Walburga und zog sich Stiefel und Umhang an. Dann legte sie das dunkle Tuch über ihren
Kopf, wickelte sich den Schal um den Hals und zog sich die Handschuhe über.
    »Was bin ich euch schuldig?«, fragte sie Walburga.
    »Dein Schweigen ist uns Lohn genug!«, sagte die Frau und lächelte zaghaft. Dankend nahm Anna Maria ihren Pilgerstab auf, verabschiedete sich und trat hinaus in die Kälte.

    Da Anna Marias Bruder ihr genügend Geld mitgegeben hatte, gönnte sie sich in Landau eine Übernachtung in einem Gasthaus. Nachdem sie ein herzhaftes Mahl zu sich genommen hatte, schlief sie wie ein kleines Kind.
    Gut ausgeruht und durch ein warmes Frühstück gestärkt setzte sie ihren Weg in Richtung Pforzheim fort. Sie hatte kaum die Stadt hinter sich gelassen, als ein Fuhrwerk neben ihr anhielt.
    »Wo willst du bei diesem Wetter hin?«, fragte der Mann auf dem Kutschbock freundlich. Anna Maria schielte zu ihm hoch und versuchte ihn einzuschätzen. Auch der Mann war vollkommen in Kleidung vermummt, sodass sie nur seine Augen erkennen konnte. Was kann er mir schon anhaben? , beruhigte sie sich selbst und antwortete: »Ich will nach Pforzheim.«
    »Da hast du einen weiten Weg vor dir«, erklärte er. »Ich kann dich bis Weingarten mitnehmen, das etwa auf halber Strecke liegt. Morgen Mittag werden wir den Ort erreichen, vorausgesetzt, das Wetter hält«, sagte er und blickte sorgenvoll zum Himmel.
    Bereits am Morgen hatte der Wirt in dem Gasthaus orakelt, dass das Wetter umschlagen würde. »Schnee liegt in der Luft«, prophezeite er und begründete seine Vermutung mit seinem schmerzenden Schädel. Allerdings hoffte Anna Maria, dass der Brummschädel von dem Schnaps am Abend zuvor herrührte, den er mit den Gästen getrunken hatte.
    Sie überlegte nicht länger und nahm das Angebot des Mannes
an. Sie stellte sich ihm vor und erfuhr, dass er Jörg hieß und Weinbauer war.
    Der Mann nahm die Zügel auf, und langsam trottete das Pferd dahin. Anna Maria war froh, auf dem Kutschbock zu sitzen. Sie hatte eine warme Decke um sich geschlungen, die ihr der Mann gereicht hatte, und betrachtete die erstarrte Landschaft um sich herum. Nach einer Weile fragte sie den Weinbauern: »Reist du oft über Land?«
    »Nicht im Winter«, lachte er. »Ich lebe mit meiner Familie in Weingarten und musste für eine Hochzeit Wein nach Landau liefern. Normalerweise fahre ich bei diesem Wetter nicht so weit fort, da es zu gefährlich ist. Nicht nur, dass die Achse brechen kann, auch das Pferd kann sich leicht verletzen.«
    Anna Maria plauderte mit dem Weinbauern über dies und jenes und war froh, dass sie ihn getroffen hatte. Dieses Stück der Reise wird kurzweilig sein, dachte sie erfreut. Einige Zeit später verriet sie dem Winzer: »Ich bin vor wenigen Tagen in der Nähe von Kaiserslautern aufgebrochen. Seitdem wundere ich mich, dass ich unterwegs kaum Menschen angetroffen habe.«
    »Wen möchtest du treffen?«, fragte Jörg.
    Anna Maria zuckte mit den Schultern, was man unter den vielen Kleidungsstücken, die sie übereinander angezogen hatte, kaum wahrnehmen konnte. »Niemand Bestimmtes! Als ich losmarschiert bin, warnte mich ein Freund, dass das Reich in Aufruhr sei. Ich hatte schlimme Befürchtungen, doch ich kann nichts erkennen«, erklärte sie nachdenklich.
    Eine weiße Wolke, die vor Jörgs Kopf entstand, zeigte Anna Maria, dass er heftig ein- und ausatmete.
    »Oberflächlich betrachtet scheint das Land friedlich, aber es ist tatsächlich in Aufruhr«, sagte der Weinbauer ernst. »Schau dich um, Anna Maria! Das Land scheint erstarrt, doch es ist die Kälte, die die Menschen daran hindert, ihren Unmut offen zu zeigen. Sobald der Winter sich verabschiedet hat, werden die
Bauern aus ihren Löchern kriechen

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