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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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freundlich zu.
    Anna Maria blickte sich neugierig um. Es gab anscheinend nur einen Raum in der Hütte, der Küche, Aufenthalts- und Schlafkammer zugleich war. In einem Bett in der hinteren Ecke konnte Anna Maria zwei kleine Kinder ausmachen, die friedlich schliefen. Als sie das Feuer in der offenen Herdstelle entdeckte, stellte sie sich zitternd davor. Anna Maria spürte, wie Müdigkeit sie übermannte. Erschöpft setzte sie sich auf einen Stuhl und erblickte auf dem Küchentisch zwei Schlachtmesser und einen Schleifstein. Fragend schaute Anna Maria zu dem Mann auf, der nichts sagte, sondern hastig die Messer wegräumte.
    »Möchtest du etwas essen oder trinken?«, fragte die Frau höflich. Anna Maria schüttelte den Kopf und zog das feuchte Kopftuch von ihren Haaren und die Handschuhe aus. »Ich möchte mich nur hinlegen und schlafen«, sagte sie. Sie war kaum mehr fähig, die Augen aufzuhalten.
    »Du kannst dich zu unserer Tochter legen«, sagte der Mann. »Ich werde den Jungen mit zu uns ins Bett nehmen, sodass du genügend Platz hast.«
    Anna Maria nickte dankbar und zog umständlich den klammen Umhang und die Stiefel aus. Nur zu gerne hätte sie den Mann noch einiges gefragt, aber sie brachte keinen Ton mehr heraus. Als er seinen Sohn aus dem Bett gehoben hatte, kroch Anna Maria auf das Lager und schlief ein.

    Anna Maria erwachte, da sie das Gefühl beschlich, beobachtet zu werden. Als sie leise Stimmen hörte, blinzelte sie vorsichtig unter den geschlossenen Lidern hervor. Ein kleines Mädchen und ein größerer Junge standen vor ihrem Bett und betrachteten sie vorwitzig.
    Anna Maria öffnete die Augen und lächelte den Kindern zu,
die sie auf nicht älter als drei und vier Jahre schätzte. »Guten Morgen!«, flüsterte sie und ließ kurz ihren Blick umherschweifen.
    Obwohl der Raum einfach und notdürftig möbliert war, schien es der Familie an nichts zu mangeln. Anna Maria betrachtete die Kinder, die gut genährt schienen. Sie ahnte, warum sie im Gegensatz zu vielen anderen Bauern keinen Hunger leiden mussten.
    »Möchtest du eine Schale warmes Bier haben?«, fragte die Frau, die am Herd in einem Topf rührte und scheu zu ihr herüberschaute. Anna Maria bemerkte die Frau erst jetzt und nickte.
    Der Junge hopste zu seiner Mutter und sagte: »Ich habe auch Hunger!« Lächelnd füllte die Frau ihm dicken Brei in eine Schüssel und stellte sie vor ihm auf den Tisch. Das Mädchen blieb bei Anna Maria und betrachtete neugierig deren helle Haare. Als ihr Blick auf die Kette fiel, die Anna Maria aus dem Kittelausschnitt gerutscht war, griff sie vorsichtig nach dem Anhänger.
    »Lass das, Marie!«, schimpfte die Mutter und forderte sie auf: »Komm und iss deinen Brei!« Sie stellte auch ihrer Tochter eine Schüssel mit Gerstenmus auf den Tisch. Sofort kam das Mädchen lachend angelaufen und setzte sich zu seinem Bruder.
    Anna Maria stand aus dem Bett auf und strich ihren zerknitterten Rock glatt. Mit beiden Händen fuhr sie sich durchs Haar und schüttelte es leicht aus. Dann setzte sie sich zu den Kindern und der Frau an den Tisch.
    »Ich heiße Anna Maria!«, stellte sie sich vor.
    »Walburga«, sagte die Frau und lächelte zaghaft.
    »Ich danke dir und deinem Mann, dass ihr mich bei euch aufgenommen habt. Wenn ihr mich abgewiesen hättet, wäre ich womöglich zusammengebrochen. Es war so schrecklich kalt und dunkel im Wald«, sagte Anna Maria und schüttelte sich bei der Erinnerung an die eisige Nacht. Dankend nahm sie die Schale mit dem warmen, gewürzten Bier und einem Stück Brot
entgegen. Während sie das Brot in das Bier tunkte, fragte sie Walburga: »Wo ist dein Mann?«
    Anna Maria spürte, wie die Frau sich verspannte.
    »Ich habe deinen Mann im Wald gesehen«, gestand sie Walburga, woraufhin die hagere Frau sie erschrocken anblickte.
    Bevor sie etwas sagen konnte, gab Anna Maria ihr zu verstehen: »Ihr müsst vor mir keine Angst haben. Ich möchte deinen Mann nur fragen, woher er die Losung kennt.«
    Erleichtert sagte Walburga: »Er ist schon vor dem Morgengrauen in den Wald zurückgegangen. Leider kann ich dir nicht sagen, wann er zurückkommen wird.«
    Anna Maria ahnte, dass der Mann das Reh in der Dunkelheit nur angeschossen hatte und es nun töten musste, damit der Grundherr nicht erfuhr, dass der Mann wilderte.
    »Ich kann nicht abwarten, bis er zurückkommt. Ich muss weiter nach Landau«, erklärte sie der Frau. »Weißt du, wie ich dort hingelange und wie weit es entfernt ist?«
    Walburga zuckte mit

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