Schwur der Sünderin
einen neuen Bundschuh-Aufstand zu planen. Um die Wichtigkeit der Person dabei darstellen zu können, werden wir sie in diese Zeichnung einfügen. Wer zum Schluss in der Spitze stehen wird, ist derjenige, bei dem wir euren Vater vermuten.«
Peter nickte zustimmend, er hatte verstanden.
Nur Friedrich fragte: »Warum zählt ihr die Personen nicht einfach auf?«
»Das ist zu ungenau«, sagte Gabriel unwirsch und wandte sich Hauser zu.
Peter blickte beide Männer zweifelnd an, sagte jedoch kein Wort, sondern wartete ab.
»Nenne mir den ersten Namen«, bat Hauser. Gabriel kratzte sich in den grauen Locken und zählte einige Namen auf. Bei zweien schüttelte Hauser den Kopf, doch den dritten Namen schrieb er in die Mitte der Zeichnung.
Langsam füllte sich die Spirale. Manche Namen standen dicht zusammen, zwischen anderen klafften Lücken. Als auch diese ausgefüllt waren, hatten Hauser und Gabriel sechzig Namen aufgezählt, aber nur zweiundvierzig aufgeschrieben. »Manche sind tot, andere zu alt«, erklärte Hauser Friedrich, der nachfragte.
Zum Schluss blieb nur noch die Spitze der Spirale ohne Namen. Hauser und der Bader blickten sich an und sagten wie aus einem Mund: »Else Schmid.«
»Aha! Eine Frau«, meinte Peter enttäuscht, der einen besonderen Namen erwartet hatte.
»Wer ist sie?«, fragte Anna Maria.
Erneut sahen sich Hauser und Gabriel an, und beide sagten wieder gleichzeitig: »Joß’ Frau!«
Kapitel 20
Ullein stand vor dem Kerker und schaute zwischen den Gitterstäben der Eisentür hindurch zu Veit, der bewusstlos auf dem Zellenboden lag.
»Wann bringen wir ihn zum Grundherrn?«, fragte Nehmenich, der eine brennende Fackel in die Höhe hielt. Statt zu antworten, gab Ullein dem Kerkermeister ein Zeichen, die Tür zu öffnen.
»Schau nach, ob er lebt«, sagte Ullein schroff. Der Mann nickte und betrat vorsichtig das dunkle Verlies, wo er sich langsam zu Veit hinabbeugte. Da der Gefangene auf dem Bauch lag, konnte er nicht erkennen, ob er atmete. Mit mürrischem Blick winkte der Wärter Nehmenich zu sich, der widerstrebend die Zelle betrat.
»Leuchte mir mit deiner Fackel«, sagte er und stieß mit dem Finger Veits Schulter an.
Ullein erkannte an den vorsichtigen Bewegungen des Wärters, dass er Angst hatte. »Dreh ihn endlich um«, zischte er ungehalten.
Widerwillig tat der Kerkermeister, wie ihm befohlen, und zog Veit an seinem Kittel auf den Rücken. Dann erhob er sich und stieß grob mit der Fußspitze gegen den leblosen Körper. Veit stöhnte leise auf, und Ullein nickte zufrieden. »Sieh nach, ob seine Wunden bluten.«
Der stämmige Mann tat erneut, wie ihm geheißen, und beleuchtete mit der Fackel, die er Nehmenich aus der Hand riss, Veits Verletzungen.
»Wenn Ihr ihn lebend haben wollt, müsst Ihr nach einem Arzt schicken lassen«, riet der Wärter und fügte hinzu: »Seine Wunden sind tief, und er scheint viel Blut verloren zu haben. Er wird Wundfieber bekommen.«
»So weit kommt es noch«, schimpfte Nehmenich, der die Zelle wieder verlassen hatte und sich dicht neben Ullein stellte.
»Halts Maul! Sieh zu, dass du mir sein Schwert bringst, denn sonst wirst du dich neben ihm in der Zelle wiederfinden«, fauchte Ullein.
»Und was ist mit dem Geld, das du mir versprochen hast?«
Ullein drehte sich ruckartig Nehmenich zu, fasste ihn am Kragen und presste ihn gegen die Eisenstäbe. »Wage nicht, so mit mir zu sprechen, Bauer! Bring mir das Schwert, und dann wirst du deinen Lohn erhalten.«
Nehmenich riss die Augen auf. Er wusste, dass mit Ullein nicht zu spaßen war, und versprach hastig: »Ich werde dir das Schwert bald bringen.«
»Noch eins«, presste Ullein zwischen den Zähnen hervor. »Halt dich mit deinen Erzählungen über den Werwolf zurück. Eine wütende Meute, die das Gefängnis stürmt, ist das Letzte, was ich gebrauchen kann.«
Nehmenich nickte, und Ullein würdigte ihn keines weiteren
Blicks, sondern wandte sich dem Kerkermeister zu und höhnte: »Ein Gefangener benötigt keinen Arzt.«
Der stämmige Mann zuckte mit den Schultern und schloss mit lautem Knall die Eisentür. Dann drehte er den großen Schlüssel herum. Ullein blickte ein letztes Mal zu Veit und lachte dabei spöttisch auf. »Schon bald wirst du verurteilt werden.«
Veit erwachte und spürte nichts als Pein. Bei dem Versuch, sich zu bewegen, brüllte er wie ein Tier. Ein stechender und brennender Schmerz durchfuhr seine Gliedmaßen, sodass er glaubte, seine Knochen seien gebrochen und zerschmettert
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