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Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Er studiert den Hexenhammer gerade und wird sich dieser Tage bei mir melden.«
    Bei der Erwähnung dieses Buches weiteten sich Ulleins Augen. »Was ist, wenn der Mann vorher stirbt?«, krächzte er bleich.
    »Mir wäre es einerlei. Aber der Schwager des Fürsten wird sich dann wohl an dich halten wollen.«

Kapitel 21
    Zwei Tage nach Veits Verhaftung hatte noch immer niemand auf dem Hofmeister-Hof von ihm gehört. Jeder schien wie gelähmt und wusste nicht, was zu tun war. Sollte man sich ruhig verhalten und abwarten? Oder sollte man vor Ulleins Haus Krach schlagen und Gefahr laufen, dass noch jemand eingesperrt werden würde? Die Lage war schwierig, und kaum einer wagte eine Antwort zu geben.
    Da die Tiere versorgt werden mussten, ging das Leben auf dem Gehöft weiter. Eine Magd hatte aus Furcht vor den Werwolf-Anschuldigungen den Hof verlassen. Die übrigen Mägde und Knechte würden bleiben, obwohl man ihnen ihre Angst ansehen konnte. Doch sie wussten: Sollten sie die Stelle bei den Hofmeisters zu dieser Jahreszeit aufgeben, würden sie im Winter keine neue Arbeit finden und hungern müssen.
     
    Anna Maria saß vor ihrem erkalteten Morgenbrei am Küchentisch, die Hände im Schoß gefaltet, und schaute teilnahmslos der Magd zu, die geschäftig hin und her lief.

    Als Lena den unberührten Gerstenbrei sah, schimpfte sie: »Du musst essen, Anna Maria, damit du bei Kräften bleibst. Es nützt nichts, wenn du krank wirst.«
    »Ich bekomme keinen Bissen hinunter«, flüsterte Anna Maria, der sofort die Tränen in die Augen schossen. Als Lena das bleiche Gesicht der jungen Frau sah, setzte sie sich zu ihr und legte tröstend den Arm um sie. »Mach dir keine Sorgen. Peter wird sicherlich erfahren, wo sie Veit hingebracht haben. Dann werden wir zu ihm gehen und nachschauen, wie es ihm geht«, versuchte Lena die verzweifelte Anna Maria zu trösten.
    Gerne hätte Anna Maria der Magd geglaubt, doch ihr Bruder Jakob hatte alle Hoffnungen seiner Schwester zerstört.
    Die Berichte, dass sein Vater ein anerkannter Kämpfer für die Rechte der Bauern war, hatte Jakob mit Freude vernommen. Als er aber hörte, dass sein Vater neben der Mutter ein weiteres Eheweib hatte, spürte er nur noch Zorn für ihn. Von diesem Augenblick an wollte Jakob von dem Plan, den Vater zu suchen, nichts mehr wissen. »Er kann mir gestohlen bleiben«, hatte er bitter geschworen und die anderen ratlos in der Stube zurückgelassen. Von einem Wimpernschlag zum nächsten war die Hoffnung, Veit durch die Hilfe des Vaters zu retten, zunichtegemacht worden. Eine andere Möglichkeit bot sich ihnen nicht, denn Ullein würde nur vor einem Daniel Hofmeister Achtung haben.
    »Ich werde meinen Liebsten niemals wiedersehen«, weinte Anna Maria, und keiner war fähig, sie zu trösten.
    Peter blickte seine Schwester mitfühlend an. Er konnte ihre Qual nicht länger ertragen und versprach ihr: »Ich werde die Bauern aufsuchen, die Ullein in der Kirche um sich geschart hatte. Einer von ihnen wird mir verraten, wohin sie Veit gebracht haben.«

    Es schneite, und Peter fror vom Kopf bis in die Zehenspitzen, aber er wollte nicht eher nach Hause gehen, bis er wusste, wo man Veit eingesperrt hatte. Mit der Faust klopfte er gegen die Tür des kleinen schäbigen Bauernhauses, das windschief am südlichen Ende von Mehlbach stand. Als niemand öffnete, hämmerte Peter mehrmals gegen das verwitterte Holz. Endlich erschien eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm am Fenster.
    »Was willst du?«, fragte sie und schaute unsicher zu ihm herunter.
    »Deinen Mann sprechen«, antwortete Peter knapp.
    »Er ist nicht da«, sagte sie schroff.
    Peter ging einige Schritte zurück und blickte hoch. Schneeflocken setzten sich auf seine Wimpern. Er blinzelte sie weg.
    »Wer steht dann hinter deinem Rücken und traut sich nicht, sich zu zeigen?«, fragte Peter ungehalten.
    In dem Augenblick trat ein Mann hinter der Frau hervor und rief Peter zu: »Mach, dass du fortkommst, Hofmeister. Ich will dich hier nicht sehen.«
    »Ich werde sofort gehen, wenn du mir gesagt hast, wohin ihr Veit gebracht habt.«
    »Verschwinde«, brüllte nun der Mann. »Deine Sippe kann froh sein, dass wir nicht auch diese Wolfsbraut Anna Maria mitgenommen haben.«
    Wütend griff der Mann nach vorn, zog den Klappladen zu und ließ Peter im Schneetreiben stehen.
    »Dummer Mensch«, murmelte der und stapfte durch den Schnee zum nächsten Haus. Dieser Bauer war ebenfalls bei Veits Verhaftung dabei gewesen und hatte mit seiner

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