Science Fiction Almanach 1981
die gestärkte Position der Frauen insgesamt, wenn sie sich zahlenmäßig in der Minderheit befinden.
Der erste Grund dafür ist, daß in einer Welt, in der Grauen und Entsetzen regieren, eine Atombombe (oder sonstige K a tastrophe) weder von dem Lächeln einer Frau noch von den starken Armen des sie beschützenden Mannes aufgehalten werden kann. Es nützt auch gar nichts, wenn der Mann sich als Mann zeigen will, indem er einem Gewaltherrscher (unter Umständen einem Computer) einmal gründlich die Meinung sagt. Die entfesselten Kräfte sind zu gewaltig für den Me n schen, und die normalen Beziehungen zwischen Mann und Frau werden ebenso zerstört wie alle anderen Werte.
Der Soziologe Matthew Oliver in dem Roman Das ele k trische Krokodil von David G. Compton hat eine Frau n a mens Abigail, die nicht nur bezaubernd ist, sondern unter den im allgemeinen recht blassen Nur-Ehefrauen der Scie n ce-fiction durch ihre Persönlichkeit beeindruckt. Natürlich ist sie über das streng geheime Projekt, per Computer einen neuen Messias zu finden, nicht informiert, aber sie kann die Auswirkungen der Arbeit auf die Beteiligten beobachten. Das genügt.
Ihr Mann kommt bei einem Sprengstoffanschlag auf den größenwahnsinnigen Computer um, ihr Bruder wird e r schossen, sie selbst hat sich politisch verdächtig gemacht und wird vom Sicherheitsdienst abgeführt.
Der zweite Grund für die Sinnlosigkeit, weiblichen Charme ins Treffen zu führen, ist, daß die Frauen ihn an Männer mit Paranoia verschwenden.
Berauschender als Lyddy kann eine Frau nicht sein, denn sie wird in der Erzählung Handeln mit dem Hyperraum von Christopher Grimm als „eines der sieben Weltwunder des Hesperia-Systems“ bezeichnet. Sie verkauft sich, aber sie ist eine der ganz Großen ihrer Zunft, denn sie kann astronom i sche Preise nehmen. Trotzdem wäre ihr eine bürgerliche Stellung lieber, und so heiratet sie mit Freuden den Rau m fahrer Len Mattern.
Die Ehe geht schief, und sie wäre mit jeder beliebigen Frau schiefgegangen, weil der Captain ständig in Begle i tung eines beinahe unsichtbaren Wesens ist, über das er Lyddy, die sich ängstigt, keine Erklärung geben will. Er verliert auch bald das Interesse an ihr, und als Lyddy sich in seinen jungen Stiefbruder Alard verliebt, schiebt er sie mit Nachdruck an ihn ab. Alard macht ein saures Gesicht, und Lyddy hat sich zwischen zwei (eigentlich drei) Stühle gesetzt.
Man könnte ihr den Vorwurf machen, sie sei taktisch u n klug vorgegangen, wäre da nicht der Begleiter, der Schatten, der Kqyres. – Der Sprung durch den Hyperraum, der die interstellare Raumfahrt ermöglicht, wird hier als entsetzl i ches Erlebnis geschildert. Die Passagiere eines Raumschiffs werden vorher betäubt, und für den Fall, daß einer von ihnen zufällig wach bleibt, werden Blenden vor die Spiegel g e schoben.
Doch gegen einen Umstand war man machtlos, gegen die Möglichkeit, daß ein wachgebliebener Passagier an sich selbst herabsah und plötzlich zusätzliche Arme und Beine entdeckte, oder daß er Beine und Arme plötzlich in entsetzl i che Tentakel verwandelt fand, oder daß sich seine Haut plötzlich in leuchtende Schuppen verwandelt hatte, oder daß sich an seinem Hinterkopf plötzlich ein drittes Auge auftat. Und wenn dann der nächste Sprung bevorstand, bat ein so l cher Passagier normalerweise von selbst darum, betäubt zu werden.
Die Mannschaftsmitglieder müssen jedoch wach bleiben und ihre und ihrer Kameraden Verwandlung sehen und, schli m mer noch, fühlen. Das Scheußlichste sind aber die schre c kenerregenden Wesen, die im Hyperraum vor den Bullaugen auftauchen. Die Raumfahrer reden sich ein, das seien nur Phantasiegebilde – bis auf Len Mattern. Er hat als junger Mann mit den Bewohnern des Hyperraums Kontakt aufg e nommen. Das war ein lebensgefährliches Unternehmen. Sein Freund hat sich dabei in ein Häufchen weißes Pulver aufgelöst. Er aber ist durch Handel mit dem Hyperraum zu Reichtum gekommen. Nur muß er ein Wesen von „drüben“ als Verbindungsmann, als Kqyres, um sich dulden.
Als er Lyddy weggeschickt hat, wird übrigens sein Kq y res abgelöst. Der neue ist die Herrscherin des Hyperraums höchstpersönlich.
Hm, hm, hm.
Mit „Weiblichkeit“ ist also nichts zu machen, und indirekte Machtausübung gibt es höchstens in einer mutterrechtlichen Kultur, aber gelegentlich finden wir eine einzelne Frau, die in einer Männergesellschaft durch Reichtum oder durch h o he gesellschaftliche
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