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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Phantasie des Dichters, soweit sie nicht als reines Spiel ihren absoluten Wert hat, will hier wohl als Satire auftreten. Denn wenn in Wirklichkeit irgendwo solche Wesen existieren sollten, so wäre das ein Abweg der Natur, den die Vernunft selbst korrigieren wird. Entweder werden jene Wesen untergehen, weil sie den Zusammenhang mit der Natur verloren haben, oder sie werden ihn wiedergewinnen, indem sie ihren Irrtum durch Vernunft erkennen lernen.“
    „So hat es sich auch der Dichter gedacht. Die Pflanzen finden ihr Recht.“
    Fänu schauerte zusammen.
    „Was ist dir?“ fragte Fren besorgt.
    „Huh! Ich dachte daran – wenn ich nun eine Frau auf solchem Planeten wäre, wie schrecklich müßte das sein! Denke nur.“ Sie zog den Schleier sanft zusammen und fuhr fort: „Statt unsres stillen ruhegeborgenen Schatzes hier, der in seiner Hülle die Hoffnung unendlichen Lebens umfaßt, hielte ich dann ein kleines zappelndes Wesen, ein hilfloses Idonchen, das nicht sagen kann, was es will, das schreit und hungert –“
    „Oder vielleicht auch lächelt und froh ist und uns beglückt.“
    „Es müßte ja doch hinwelken, wovon sollte es leben? Entsetzlicher Gedanke! Diese fortwährende Sorge, die Bewachung des jungen Lebens, die Verantwortung für Ereignisse, über die wir keine Macht haben! Wo blieben da Ruhe und Glück? Unreife Dinger, deren wir uns eigentlich schämen müßten, hätten wir zu bejammern. Und diese lärmende, unzurechnungsfähige, rücksichtslose Gesellschaft würde uns in jeder höheren und freien Tätigkeit stören. Wo bliebe uns Zeit und Kraft übrig, die stolze Aufgabe des Idonenlebens zu erfüllen, ein Ich zu sein in voller Freiheit, das in seinem unverletzlichen Zusammenhang mit der Seele des ewigen Alls den großen Weltplan auf seine besondere Weise zu spiegeln sucht?“
    „Du hast wohl recht, Liebling. Die Sorge um das kommende Geschlecht müßte so ganz alle Pflicht und Arbeit in Anspruch nehmen, daß Verständnis und Gefühl für das höchste Ziel nicht mehr gepflegt werden könnten. Daher blieb jene Aufgabe der Pflanze zugewiesen, wir aber haben genug zu tun. Denn es ist nicht leicht, die Notwendigkeit zu begreifen, die in Sternen und Zellen waltet, und doch diese unendliche Macht frei aufzunehmen im Gefühl der Liebe, die uns mit allen Wesen vereint. Es ist nicht leicht, den Gott zu lieben in uns selbst, und doch nicht uns selbst zu sehen in dem Gott.“
    „Und es wäre unmöglich, Liebe zu hegen zugleich in Würde und in Freude, wenn diese Liebe das einzige Mittel der Natur sein müßte, sich zu erhalten. Und doch ist jedes Gefühl ohne Recht, das sich löst vom Zusammenhang der Natur. Darum ist es ein entsetzlicher Gedanke, daß die höchste Seligkeit der Liebe verhaftet sein soll mit einer Verantwortung für das kommende Geschlecht. Welcher Planet könnte eine solche Sinnlosigkeit aussinnen, eine Marter der Vernunft? Wenn es irgendwo solche unglücklichen Frauen gibt, die lebendige Wesen ihrer eignen Art zur Welt bringen und sie hilflos sehen und pflegen müssen, dann wundert es mich nicht, wenn ein so naturbedrücktes Geschlecht seinen Gott nicht finden kann im ewigen Gesetz des Lebenswandels, wenn es ihn draußen sucht, jenseits des Lebens und der Liebe der Natur.“
    „Es wäre ja möglich, daß manche Geschöpfe erst auf dem Umweg des Leidens zur Vernunft geführt werden.“
    „Aber wie kann es Wesen geben, die ihresgleichen gebären? Wir alle müssen doch erst wieder hindurchgehen durch den Mondleib in den Pflanzenleib, und erst aus dem Pflanzenleib empfangen wir wieder die Kraft, zu schweben in der Freiheit des Idonenleibes. Und Leib und Seele sind doch untrennbar eines?“
    „Das eben verstehen jene Wesen nicht, von denen der Dichter fabelt. Sie haben sich vom Bewußtsein des Mond- oder des Planetenleibes und des Pflanzenleibes getrennt, und nun können sie erst durch einen langen, langen Prozeß des Denkens und der Not wieder zur Einheit der Natur zurückgeführt werden.“
    „Ich kann’s nicht glauben. Stelle dir vor, unsre Eltern lebten noch gleichzeitig mit uns als Idonen, sie wären Intelligenzwesen wie wir, wir müßten auf einer Stufe mit ihnen leben, welche Fülle von hemmenden Bindungen wäre dadurch gegeben! Wie können jung und alt einander verstehen? Und hier sollten sie sich umeinander sorgen, hätten Verpflichtungen. Wie sollte da die Selbständigkeit des Denkens und Wollens bestehen? Tausend Konflikte der Natur und der Freiheit, tausend Schwierigkeiten des

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