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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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sie. In ihren
Augen leuchteten Freude und froher Übermut. Cay wunderte sich, ob dieser Ausdruck nicht gezwungen war, aber
er kam zu keinem Ergebnis. Man hatte ihnen die beiden
Plätze am Kopf des Tisches frei gelassen. Kaum saßen sie,
als die Gefährten begannen, das alte Lied zu singen. Es erzählte vom Sinn des Lebens und vom Glücklichsein. Trä
nen waren in den Augen der Marsianer, als sie endeten. Doch dann erhob sich Cay, nahm sein Glas mit köstlichem Marswein in die Hände und hielt es Teth entgegen. „Auf das schönste Marsmädchen, das es gibt – und nicht
deshalb, weil sie das einzige Marsmädel ist!“
Sie lächelte zurück.
„Danke, Cay!“
Dann sprach Keddel, während er sich erhob.
„Auch ich will einen Trinkspruch bringen, aber einen
wesentlich ernsteren:
Auf Unguh! Auf sein Feuer! Auf seine Weiterentwicklung!“
Nachdenklich und langsam standen sie alle auf, setzten
die Gläser an und tranken sie bis auf den Grund leer. Als sie sich wieder auf ihre Sitze niederließen, sprach
keiner von ihnen ein Wort. Das Schweigen wurde fast unheimlich, und sie alle versanken in Erinnerungen an ihre
Vergangenheit. Nur Talbo seufzte einmal tief auf, und
Keddels Augen hatten einen feuchten Schimmer. Cay und Teth saßen eng nebeneinander. Sie starrten auf
die Männer, die nicht mehr zu leben schienen, sondern mit
dem Gedanken an das Ende eines großen, wunderbaren Volkes anscheinend auch ihre Seele verloren hatten. Cay
hielt es nicht mehr länger aus. Er sprang auf.
„Talbo!“ rief er laut. „Keddel! Rignor! Dinal! Thuran!
Kommt!“
Sie öffneten nur müde die Augenlider, sahen ihn kurz
und düster an, um wieder in ihre alte Stellung zurückzusinken.
Cay setzte sich wieder hin.
„Ich verstehe sie“, murmelte er zu Teth. „Unsere Rasse
ist tot!“
In diesem Augenblick wurden sie durch ein Geräusch
aufgeschreckt, das ihnen allen so bekannt war. Es drang
durch die gläsernen Scheiben und gelangte an ihre Ohren,
wie der Laut einer neugeborenen Welt.
Unguh rief sie in seiner unverständlichen Sprache. Keddel erhob sich und ging zu den Fenstern hinüber,
schaute hinaus.
Dann drehte er sich um und sagte: „Unguh darf nicht zu
nahe an das Haus kommen. Ihr versteht?“
Cay nickte und erhob sich. Mit schleichenden Schritten
begab er sich zu seinem Zimmer und kehrte mit dem Paralysator zurück. Er öffnete das Fenster, vor dem Unguh
stand und ihn mit drängenden Gebärden dazu aufforderte,
ihm zu folgen.
Cay verstand. Unguh wollte ihm zeigen, wie gut er Feuer zu machen verstünde.
Aber Unguh verstand nicht.
Er fiel zwar rücklings auf den Boden, als Cay den Auslöser drückte, aber er lief nicht davon, als er sich wieder
erhoben hatte.
„Unguh!“ rief er wütend. „Unguh!“
Cay schickte ihm erneut den geschwächten Strahl direkt
entgegen.
Wieder fiel Unguh, aber er wich nicht. Breitbeinig stand
er vor dem Fenster, fletschte die gelben Zähne.
Cay schoß ein drittes Mal. Nun rannte Unguh davon,
blieb etwa fünfzig Meter von dem Haus entfernt stehen und
schaute zurück. Langsam dämmerte ihm die Erkenntnis,
daß jene in dem Haus ihn geschlagen hatten.
Noch niemals hatte man Unguh so mißhandelt, die tierische Wut kroch in ihm hoch. Er leckte sich das Maul und
dachte an das Tier, das er eben noch getötet hatte. Das rohe
Fleisch hatte ihm gemundet. Warum sollte er nicht auch
jene Tiere in dem Haus töten können? Rache! Das war es,
was er dachte:
Rache!
Aber er vermochte nicht, klar zu denken. Und ganz bestimmt nicht konnte er gleich zwei Dinge auf einmal denken. Es war wohl noch zu früh dazu.
Und so sahen die dreißig Marsianer, wie Unguh sich
langsam im Gras niederließ und mit seinen beiden Holzstückchen zu spielen begann.
    Sie setzten sich wieder an die lange Tafel, die Gläser begannen erneut zu klingen, und vereinzelte Gespräche flackerten auf. Hin und wieder lachte sogar jemand. Sie hatten Unguh ganz vergessen.
    Nur Talbo und Keddel tranken nicht, beteiligten sich nicht an einem Gespräch. Es schien, als ob sie auf etwas warteten. Cay bemerkte es und vergaß ebenfalls das Trinken, das die anderen bereits mit schwerer Zunge reden ließ.
    Und dann hörte er plötzlich das Knistern und das feine Rauschen, das von draußen zu ihnen hereindrang. Entsetzen packte ihn, er sprang auf seine Füße und starrte hinaus in die Steppe, hinüber zum Wald.
    Rote, riesige Flammen fraßen sich mit unheimlicher Schnelle auf das Haus zu, Rauchschwaden begannen es einzuhüllen.
    Cay blickte zu Keddel, sah, daß dieser

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