Science Fiction Anthologie Band 4 - Die Vierziger Jahre 2
aufgefordert, nach einem entflohenen Subjekt, das gerade von den Randbereichen gebracht wurde, Ausschau zu halten, oder, wenn möglich, dingfest zu machen. Name: Harold Harold-Myra. Beschreibung …“ Er setzte seine Rede in aller Ausführlichkeit fort, gab alle Einzelheiten mit minuziöser Genauigkeit durch, und endete dann: „Seine Kleidung ist auffällig unkonventionell, und er hat keine Identitätskarte. Die Bürger sollten bedenken, daß er Eigenschaften haben kann, die anderen Rassen des Imperiums unbekannt sind, und die Behörden ihn lebend wollen. Hier eine Fotografie.“
Der Schirm wurde weiß, belebte sich und zeigte Haralds Züge in Farbe. Er erkannte Teile seines ehemaligen Gefängnisses im Hintergrund. Die Kameras hatten ihre Aufgabe erfüllt.
„Tush!“ seufzte das Geschöpf auf dem Sofa. Er schaltete ab und wandte sich Harold zu. „Nun, Sie sind in guten Händen. Das ist sicher. Wir würden niemals jemanden der Autorität übergeben, das wäre ein Tiefschlag, der ihm den Atem nimmt. Mein Name ist Tor. Der dort, der mit aller Hingabe nichts tut, ist Vern. Der, der dich hierhergebracht hat, ist Melor. Unsere anderen Namen tun nichts weiter zur Sache. Wie du sicher erkannt hast, stammen wir nicht von dieser lausigen, überorganisierten Welt. Wir stammen von Linga, einem Planeten, der eine teuflisch weite Strecke entfernt ist, zu weit entfernt für meinen Geschmack. Je öfter ich daran denke, desto weiter entfernt scheint er mir.“
„Es ist bestimmt nicht weiter als zu meiner eigenen Welt“, sagte Harold. Er beugte sich vor. „Seht mal, könnt ihr meine Gedanken lesen?“
„Nicht eine Silbe davon“, antwortete Tor. „Du bist wie die hiesige Rasse, etwa so – du denkst pulsierend und zu weit unten für uns. Kannst du die unseren lesen?“
„Kann ich nicht. Ihr flackert innerhalb und außerhalb meiner Wahrnehmung.“ Er runzelte die Stirn. „Was mir zu schaffen macht, ist, warum Melor mich in der Menge ausmachen konnte, wenn er meine Gedanken nicht lesen kann.“
„Ich roch dich“, warf Melor ein.
„Wie bitte?“
„Das ist nicht ganz richtig, aber so kann ich es am besten
ausdrücken. Die meisten Bürger des Imperiums haben eine herausragende Eigenschaft, die sie Geschmackssinn nennen. Das haben wir nicht. Sie reden von schlechten Gerüchen und angenehmen, was für uns völlig unverständlich ist. Aber wir sind in der Lage, Anziehung und Ablehnung zu erkennen, wir können Freunde oder Feinde .riechen’, untrüglich und sicher. Frag mich nicht, wie wir das machen, wie sollte ich es dir erklären können?“
„Ich sehe die Schwierigkeit“, stimmte Harold zu. „Auf unserer Welt“, fuhr Melor fort, „sind die meisten Lebensformen mit diesem Sinn ausgestattet, der spezifisch für Linga zu sein scheint. Wir haben keine zahmen Tiere und wilden Tiere – sie sind zahm, wenn du sie magst, und wild, wenn nicht. Keines von ihnen würde, von Neugier getrieben, einem Jäger in die Arme laufen, keines panisch fliehen vor jemandem, der sich vor ihm fürchtet. Instinktiv wissen sie, wer Freund und wer Feind ist. Sie wissen das so sicher wie du Schwarz und Weiß unterscheiden kannst, oder Tag und Nacht.“
Tor warf ein: „Was ein zusätzlicher Grund für unsere mangelnde Beliebtheit ist. Der Körper verbirgt die Aura nicht, verstehst du? Unter einer großen Menge fremdartiger Gerüche sind wir in der Lage, einen freundlichen Geschmack herauszufinden – so wie den deinen.“
„Schmecken die Dranes freundlich?“
„Sie stinken!“ Tor zog eine Grimasse, er stieß die Worte haßerfüllt hervor. Er blickte nachdenklich auf den toten Bildschirm und sprach weiter: „Nun, die Machthabenden sind hinter deinem Körper her, und, so leid es mir tut, wir können dir nicht sehr viel Unterstützung bieten, aber wir sind bereit, dir zu helfen, soweit das möglich ist. So ungefähr zwanzig Subjekte sind in den letzten zehn oder zwölf Jahren entkommen. Alle von ihnen flohen unter plötzlicher Aufbietung lange vergessener und unerwarteter Kräfte, die ihre Entführer überraschten. Aber niemand blieb in Freiheit. Sie wurden alle wieder eingefangen, die einen früher, die anderen später. Du kannst deine Stärke nicht gebrauchen, ohne ihre Art zu offenbaren, und einmal wissen die Mächtigen von deinen Fähigkeiten und können Schritte dagegen unternehmen. Früher oder später unternimmt bestimmt jeder Flüchtling einen Versuch, seine Heimatwelt zu erreichen – und die Fänger erwarten ihn.“
„Da werden
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