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Science Fiction Jahrbuch 1983

Science Fiction Jahrbuch 1983

Titel: Science Fiction Jahrbuch 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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un­ter­such­te er den Wa­gen. Der Kof­fer­raum war ver­schlos­sen.
    Er dreh­te sich um und ging die Trep­pen hoch und zu Bett. „Nein“, sag­te er in der Ru­he sei­nes Schlaf­zim­mers laut zu sich selbst. Aber be­vor er schla­fen ging, ver­schloß und ver­rie­gel­te er sein Fens­ter.
    Am fol­gen­den Mor­gen muß­te er sich zum Auf­ste­hen zwin­gen. Mit dem Schau­kel­stuhl vor und dem Ja­ve­lin hin­ter dem Haus fühl­te er sich lä­cher­lich ner­vös, aber schließ­lich lach­te er doch und sag­te: „Das ist ja ab­surd!“ Dann ging er die Vor­der­trep­pe hin­un­ter.
    Gum­bo Gran­nys Schau­kel­stuhl stand im­mer noch in der Ein­gangs­hal­le, im­mer noch ver­las­sen. Und nun be­merk­te Jer­ry noch et­was. Die Pfei­fe der al­ten Da­me lag ne­ben den Ku­fen des Stuhls in ei­nem klei­nen Hau­fen schwar­zer Asche.
    Er stand dort bei den Brief­käs­ten und be­trach­te­te das Stil­le­ben, als Kris her­un­ter­kam. „Hal­lo, Jer­ry“, sag­te sie. „Sie ste­hen vor mei­nem Brief­kas­ten.“
    „Oh“, sag­te er und trat bei­sei­te. „Ha­ben Sie sie in letz­ter Zeit ge­se­hen? In den letz­ten ein, zwei Ta­gen, mei­ne ich?“
    „Wen?“ frag­te Kris.
    „Sie. Die al­te Frau. Gum­bo Gran­ny.“
    Kris sah auf den Schau­kel­stuhl und run­zel­te die Stirn. „Nein, ich glau­be nicht. Warum?“
    „Sie läßt ih­ren Schau­kel­stuhl nie so rum­ste­hen. Nie­mals. Sie sitzt im­mer in dem Stuhl. Aber nun steht er schon drei Ta­ge leer her­um. Die gan­ze Zeit über ha­be ich sie nicht ein­mal ge­se­hen.“
    Kris strich sich ei­ne Haar­sträh­ne aus dem Ge­sicht und lä­chel­te spitz­bü­bisch. „Viel­leicht ha­ben die Na­del­män­ner sie ge­holt“, sag­te sie, öff­ne­te die In­nen­tür und woll­te wie­der hoch­ge­hen, aber als Jer­ry sich nicht be­weg­te, blick­te sie zu­rück. „Jer­ry“, frag­te sie, „stimmt ir­gend et­was nicht?“
    „Nein“, sag­te er. „Nein, nichts.“ Wenn er ihr auch nur die Hälf­te von dem Irr­sinn, der ihm im Kopf her­um­ging, er­zähl­te, konn­te er sei­ne Hoff­nun­gen auf sie be­gra­ben, das wuß­te er.
    Kris zuck­te die Ach­seln und ging hoch.
     
    Die Po­li­zei ließ ihn zehn Mi­nu­ten war­ten und ver­band ihn vier­mal wei­ter, be­vor er je­man­den an der Strip­pe hat­te, der mit ihm re­den woll­te. „Ich be­nö­ti­ge ei­ni­ge sta­tis­ti­sche In­for­ma­tio­nen, Wacht­meis­ter“, sag­te Jer­ry. „Ich bin Re­por­ter und brau­che die An­zahl der ver­schwun­de­nen Leu­te aus Up­town. Kei­ne Mor­de, nur die Fäl­le, wo je­mand ver­schwin­det, oh­ne Hin­wei­se oder ei­ne Lei­che zu hin­ter­las­sen, ver­ste­hen Sie?“
    „Über wel­chen Zeit­raum be­fra­gen Sie mich? Die­se Wo­che? Die­sen Mo­nat? Das gan­ze Jahr? Sie soll­ten sich et­was ge­nau­er aus­drücken.“
    „Ach Mist, ich weiß nicht. Sa­gen wir die­sen Mo­nat. Kön­nen Sie mir die Zah­len nen­nen?“
    „Da sind ei­ne gan­ze Men­ge Leu­te ver­schwun­den. Kin­der sind weg­ge­lau­fen, nach New York oder Los An­ge­les oder Gott-weiß-wo­hin. Män­ner drücken sich um die Ali­men­te oder um die Sor­ge­pflicht für ih­re Kin­der, Leu­te ver­schwin­den we­gen ih­rer Gläu­bi­ger. Wir kön­nen uns nicht um al­le küm­mern und kön­nen sie auch nicht fin­den. Be­son­ders dann nicht, wenn sie nicht ge­fun­den wer­den wol­len. Trotz­dem, warum in­ter­es­sie­ren Sie sich da­für?“
    „Ich schrei­be ge­ra­de an ei­ner Ge­schich­te“, sag­te Jer­ry. „Ich bin Re­por­ter.“
    „Ja?“ Sei­ne Stim­me klang miß­trau­isch. „Für wen ar­bei­ten Sie denn?“
    „Ich bin frei­schaf­fend.“
    „Ah so“, sag­te der Po­li­zist. „Gut, aber Sie müß­ten vor­bei­kom­men und noch­mals vor­spre­chen. Sie müs­sen sich aus­wei­sen, wie Sie wis­sen. Wir ge­ben kei­ne In­for­ma­tio­nen her­aus an ir­gend­wel­che Witz­bol­de, die an­ru­fen und be­haup­ten, von der Pres­se zu sein.“
    „Ein Kind ver­schwand An­fang die­ser Wo­che. Char­lie Mon­roe, er wur­de Chol­lie ge­nannt. Kön­nen Sie mir sa­gen, ob er ge­fun­den wur­de?“
    „Warum in­ter­es­sie­ren Sie sich da­für? Sind Sie mit ihm ver­wandt oder was?“
    Jer­ry ant­wor­te­te nicht.
    „Se­hen Sie, ich kann Ih­nen al­so nicht

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