Science Fiction Jahrbuch 1983
untersuchte er den Wagen. Der Kofferraum war verschlossen.
Er drehte sich um und ging die Treppen hoch und zu Bett. „Nein“, sagte er in der Ruhe seines Schlafzimmers laut zu sich selbst. Aber bevor er schlafen ging, verschloß und verriegelte er sein Fenster.
Am folgenden Morgen mußte er sich zum Aufstehen zwingen. Mit dem Schaukelstuhl vor und dem Javelin hinter dem Haus fühlte er sich lächerlich nervös, aber schließlich lachte er doch und sagte: „Das ist ja absurd!“ Dann ging er die Vordertreppe hinunter.
Gumbo Grannys Schaukelstuhl stand immer noch in der Eingangshalle, immer noch verlassen. Und nun bemerkte Jerry noch etwas. Die Pfeife der alten Dame lag neben den Kufen des Stuhls in einem kleinen Haufen schwarzer Asche.
Er stand dort bei den Briefkästen und betrachtete das Stilleben, als Kris herunterkam. „Hallo, Jerry“, sagte sie. „Sie stehen vor meinem Briefkasten.“
„Oh“, sagte er und trat beiseite. „Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen? In den letzten ein, zwei Tagen, meine ich?“
„Wen?“ fragte Kris.
„Sie. Die alte Frau. Gumbo Granny.“
Kris sah auf den Schaukelstuhl und runzelte die Stirn. „Nein, ich glaube nicht. Warum?“
„Sie läßt ihren Schaukelstuhl nie so rumstehen. Niemals. Sie sitzt immer in dem Stuhl. Aber nun steht er schon drei Tage leer herum. Die ganze Zeit über habe ich sie nicht einmal gesehen.“
Kris strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte spitzbübisch. „Vielleicht haben die Nadelmänner sie geholt“, sagte sie, öffnete die Innentür und wollte wieder hochgehen, aber als Jerry sich nicht bewegte, blickte sie zurück. „Jerry“, fragte sie, „stimmt irgend etwas nicht?“
„Nein“, sagte er. „Nein, nichts.“ Wenn er ihr auch nur die Hälfte von dem Irrsinn, der ihm im Kopf herumging, erzählte, konnte er seine Hoffnungen auf sie begraben, das wußte er.
Kris zuckte die Achseln und ging hoch.
Die Polizei ließ ihn zehn Minuten warten und verband ihn viermal weiter, bevor er jemanden an der Strippe hatte, der mit ihm reden wollte. „Ich benötige einige statistische Informationen, Wachtmeister“, sagte Jerry. „Ich bin Reporter und brauche die Anzahl der verschwundenen Leute aus Uptown. Keine Morde, nur die Fälle, wo jemand verschwindet, ohne Hinweise oder eine Leiche zu hinterlassen, verstehen Sie?“
„Über welchen Zeitraum befragen Sie mich? Diese Woche? Diesen Monat? Das ganze Jahr? Sie sollten sich etwas genauer ausdrücken.“
„Ach Mist, ich weiß nicht. Sagen wir diesen Monat. Können Sie mir die Zahlen nennen?“
„Da sind eine ganze Menge Leute verschwunden. Kinder sind weggelaufen, nach New York oder Los Angeles oder Gott-weiß-wohin. Männer drücken sich um die Alimente oder um die Sorgepflicht für ihre Kinder, Leute verschwinden wegen ihrer Gläubiger. Wir können uns nicht um alle kümmern und können sie auch nicht finden. Besonders dann nicht, wenn sie nicht gefunden werden wollen. Trotzdem, warum interessieren Sie sich dafür?“
„Ich schreibe gerade an einer Geschichte“, sagte Jerry. „Ich bin Reporter.“
„Ja?“ Seine Stimme klang mißtrauisch. „Für wen arbeiten Sie denn?“
„Ich bin freischaffend.“
„Ah so“, sagte der Polizist. „Gut, aber Sie müßten vorbeikommen und nochmals vorsprechen. Sie müssen sich ausweisen, wie Sie wissen. Wir geben keine Informationen heraus an irgendwelche Witzbolde, die anrufen und behaupten, von der Presse zu sein.“
„Ein Kind verschwand Anfang dieser Woche. Charlie Monroe, er wurde Chollie genannt. Können Sie mir sagen, ob er gefunden wurde?“
„Warum interessieren Sie sich dafür? Sind Sie mit ihm verwandt oder was?“
Jerry antwortete nicht.
„Sehen Sie, ich kann Ihnen also nicht
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