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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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so im Stich lassen; er musste sie retten.
    Kurz entschlossen entriegelte er die Box direkt neben sich und machte einen Satz zurück, um nicht unter die Hufe des Pferdes
     zu geraten, das herausgeschossen kam. Er löste den nächsten Riegel, wieder kam ein Pferd herausgestürmt und preschte zur Stalltür.
     Der Lärm der Hufe in dem geschlossenen Raum war ohrenbetäubend. Nur noch drei Pferde standen in ihren Boxen, als sich von
     hinten ein Unterarm eisenhart um Brankos Kehle legte.
    «Keine Bewegung», raunte eine Stimme direkt an Brankos Ohr. «Ich möchte Sie nicht verkrüppeln müssen.»
    Branko erstarrte. Der Griff des Fremden war fest, professionell. Er zweifelte nicht daran, dass es dem Mann bitterernst war.
    Unsanft wurde er zur Stalltür gezerrt. Dort ging alles blitzschnell. Er spürte die andere Hand des Mannes am Handgelenk und
     war im nächsten Moment auch schon mit einer Handschelle aus Plastik an das riesige Schiebetor des Stalls gefesselt. Der Mann
     legte ihm den anderen Arm um den Hals und wiederholte die ganze Prozedur. Branko stand jetzt mit ausgebreiteten Armen im Durchgang,
     links und rechts mit Handschellen fixiert.
    Die drei letzten in ihren Boxen verbliebenen Pferde waren inzwischen völlig hysterisch und keilten wild gegen die Holzwände,
     während die Flammen von außen immer näher kamen.
    Der Mann tauchte unter Brankos rechtem Arm hindurch, packte, noch während er sich aufrichtete, Brankos Hand und brach ihm,
     scheinbar völlig mühelos, den Daumen.
    Branko brüllte auf vor Schmerz und trat wild um sich, aber der Mann sprang geschickt beiseite. «Was wollen Sie von mir?»,
     heulte der ehemalige Polizist.
    «Namen», sagte der Mann, dessen sanfte Stimme in dem Lärm fast nicht zu hören war. «Und zwar fix. So viel Zeit haben wir nicht.»
    «Was für Namen?»
    Branko sah, wie Wut im Gesicht des Mannes aufflackerte. Gleich darauf packte der Fremde ihn an der linken Hand. Diesmal ließ
     er es nicht bei einem Finger bewenden, sondern ergriff ihn gleichzeitig am Arm und brach Branko mit einer plötzlichen kräftigen
     Drehung das Handgelenk. Vor unsäglichem Schmerz wurde ihm kurz schwarz vor Augen, und sein gellendes Geschrei übertönte sogar
     den Lärm der vollkommen panischen Pferde.
    Er hob den Blick. Der Mann stand da und beobachtete ihn unbeteiligt durch den dichter werdenden Qualm.
    «Namen von Freunden. Freunde, mit denen Sie Museen besuchen.»
    Branko hustete und blickte verzweifelt über die Schulter des Mannes auf die lodernden Flammen. Gerade fingen die Holzgeländer
     knisternd Feuer. Je eher er auspackte, desto besser. «Gus», stieß er in heller Panik hervor. «Gus und Mitch. Mehr weiß ich
     nicht.»
    «Mitch und wie weiter?»
    «Adeson. Mitch Adeson», präzisierte Branko hastig. «Mehr weiß ich nicht, ich schwöre bei Gott.»
    «Mitch Adeson.»
    «Genau. Mehr Namen sind mir nicht bekannt. Die Sache war nach dem Prinzip einer Befehlskette aufgezogen, mit blinden Zellen,
     verstehen Sie?»
    Der Mann musterte ihn eingehend und nickte dann. «Ich verstehe.»
    Gott sei Dank, dieser kranke Sadist glaubt mir.
«Jetzt machenSie mir diese Scheißhandschellen los», bettelte Branko. «Bitte!»
    «Wo finde ich diesen Mitch Adeson?», fragte der Mann ungerührt und hörte aufmerksam zu, während Branko alles preisgab, was
     er wusste. Dann nickte er wieder. «Es war noch ein vierter Mann dabei. Beschreiben Sie ihn mir.»
    «Sein Gesicht habe ich nicht gesehen, er hatte eine Skimaske auf, er hat das verdammte Ding nie abgenommen. Die trug er auch
     unter der Rüstung und dem ganzen Scheiß.»
    Wieder nickte der Mann. «Gut», murmelte er, drehte sich um und ging davon.
    «Hey!», brüllte Branko hinter ihm her. «HEY!»
    Aber der Mann beachtete ihn nicht, sondern schritt seelenruhig in den hinteren Teil des Stalls, nicht ohne unterwegs noch
     die Tüte mit der Beute aus dem Museum an sich zu nehmen.
    «Sie können mich doch nicht einfach so hier lassen», heulte Branko.
    Dann ging ihm siedend heiß auf, was der Mann vorhatte: Er ließ die letzten drei Pferde aus den Boxen.
    Branko schrie los, als die getüpfelte Jungstute in wilder Panik als Erste aus ihrer Box geschossen kam, gefolgt von den beiden
     anderen Tieren. In vollem Galopp, mit weit aufgerissenen Augen und geblähten Nüstern, kamen sie direkt auf ihn zugeprescht.
     Im Licht der lodernden Flammen wirkte es, als würden sie direkt aus dem Schlund der Hölle auf ihn zugaloppieren.
    Und ihr einziger Fluchtweg führte

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