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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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und das zu Recht. Vor etwas mehr als fünfzig
     Jahren waren viele tausend junge Männer aus diesem Landstrich als Sklaven an den Sultan von Ägypten verkauft worden. Der Herrscher,
     der nicht ahnte, welche Folgen sein Handeln haben würde, bildete sie zu seiner Nationalgarde aus und gab ihnen den Namen Mameluken,
     das arabische Wort für «Leibeigene». Ein paar Jahre später stifteten die Mameluken eine Revolution an und rissen binnen kurzem
     die Herrschaft über Ägypten an sich. Sie wurden noch mehr gefürchtet als jene Männer, die sie ursprünglich in die Gefangenschaft
     verkauft hatten.
    Die Reiter waren mit Rüstungen aus Leder und Eisen sowie Kniehosen bekleidet, jeder trug ein Langschwert in der Scheide und
     einen Dolch im Gürtel. An den Sätteln ihrer Pferde waren große runde Metallschilde befestigt, und die farbenprächtigen Wimpel
     an ihren Lanzen flatterten in der staubigen Luft.
    Martin zählte sie. Der Junge hatte gut geschätzt, es waren einundzwanzig Krieger. Dem jungen Templer war klar: Die Gegner
     mussten sterben, ausnahmslos. Wenn auch nur ein einziger lebend entkam, würde er Verstärkung holen, und dann wäre ihr eigenes
     Schicksal besiegelt.
    Kurz nachdem der Letzte des Trupps den Wegabschnitt zwischen Hugues und seinem Gefährten passiert hatte, hörte Martin, wie
     der Anführer den Brunnen erreichte und vom Pferd stieg. Mit der Wucht einer Kanonenkugel sprang der Ritter aus seinem Versteck
     und erledigte rasch zwei Männer mit gnadenlosen Hieben seines Breitschwerts. Weitere Mameluken stiegen gerade von den Pferden,
     als die übrigen Überlebenden unter Kampfgeschrei auf sie zurannten und mit den Waffen, die ihnen eben zur Verfügung standen,
     über die verblüfften Reiter herfielen. Der Überraschungseffekt war gelungen, seine Wirkung verheerend.
    Die Männer, die noch im Sattel saßen, rissen ihre Pferde herum, setzten zum Galopp an und versuchten auf demselben Weg zu
     flüchten, auf dem sie gekommen waren. Als sie fast bei Hugues angekommen waren, zog der Kapitän mit einem Ruck das Seil stramm.
     Die vordersten Pferde stürzten, die nachfolgenden konnten nicht mehr rechtzeitig ausweichen, ihre Reiter wurden aus dem Sattel
     geschleudert und flogen in hohem Bogen durch die Luft. Sofort stürzten sich die Ritter auf sie, und binnen kurzem war auf
     dem kleinen Schlachtfeld kein einziger Mameluke mehr am Leben.
    Doch es war alles andere als ein triumphaler Sieg. Zwei Seeleute und zwei Ritter hatten im Kampfgetümmel ebenfalls den Tod
     gefunden. Nun waren nur mehr fünf der Schiffbrüchigen am Leben, darunter auch der verwundete Aimard.
    Dafür verfügten sie jetzt über Pferde und Waffen.
    In dieser Nacht, nachdem sie ihre Toten begraben hatten, schliefen die Überlebenden neben den Mauern der Kirchenruine und
     hielten abwechselnd Wache. Aber Martin fand keinen Schlaf. Alles in ihm befand sich noch in einem Zustand höchster Unruhe
     und Wachsamkeit, jedes leise Geräusch ließ ihn sofort aufschrecken.
    Er hörte, wie sich im Inneren der Kirche etwas regte, dort, wo sie Aimard ein Lager bereitet hatten. Aimard litt offenbar
     unter starken Schmerzen, Martin hatte mehrmals gehört, wie er Blut hustete. Der junge Ritter stand auf und trat durch das
     verkohlte Portal in die Kirche. Das Lager war leer. Martin spähte in die Dunkelheit, bis er den Ritter vor einem kleinen Feuer
     sitzen sah. Die Flammen flackerten in dem Wind, der durch das beschädigte Dach hereinstrich. Beim Näherkommen erkannte der
     junge Templer, dass Aimard schrieb. Neben ihm stand ein eigentümliches Gerät mit Hebeln und Zahnrädern, das Martin nie zuvor
     gesehen hatte.
    Aimard hob den Kopf. Seine Augen glänzten im Feuerschein. «Ich brauche deine Hilfe», sagte er mit heiserer Stimme.
    Martin näherte sich zögernd, jeden Muskel angespannt. «Was kann ich für Euch tun?», fragte er.
    «Meine Kräfte lassen mich im Stich», erklärte Aimard hustend. «Komm.» Er stemmte sich vom Boden hoch, hob mit großer Mühe
     den Lederbeutel auf und führte Martin weiter in die Kirche hinein. In diesem Bereich bestand der Boden aus Steinplatten, von
     denen manche mit Namen und Daten versehen waren. Martin begriff, dass es sich um Grabsteine handelte.
    «Dieser hier», sagte Aimard und blieb vor einer Steinplatte stehen, in die das Wort «Romiti» eingraviert war.
    Als Martin ihn verständnislos anblickte, fügte Aimard mit einem schwachen Lächeln hinzu: «Du musst es für mich öffnen.»
    Ohne auf eine

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