SdG 04 - Die eisige Zeit
gesprochen?«
Elster nickte. »Er ist mit uns einer Meinung, dass seine Geschwader nicht gesehen werden sollten – das heißt, dass unsere Streitkräfte auf dem Marsch nicht mit Hilfe der Moranth versorgt werden, falls das überhaupt möglich ist. Er hat Kundschafter losgeschickt, die nach einem Ort nahe der Grenze zur Domäne suchen, der in unsere strategischen Überlegungen passt und an dem sie sich aufhalten können – versteckt, aber nahe genug, um zuschlagen zu können, wenn die Zeit gekommen ist.«
»Gut. Und ist unsere Armee bereit, Fahl zu verlassen?«
»So bereit wie sie nur sein kann. Was bleibt, ist die Frage, wie wir auf dem Marsch mit Nachschub versorgt werden können.«
»Darüber werden wir uns unterhalten, wenn die Gesandten aus Darujhistan hier sind. Aber jetzt … was ist mit Silberfuchs …?«
»Schwer zu sagen, Dujek. Diese Zusammenkunft der T’lan Imass ist beängstigend, vor allem, da sie behauptet, dass wir all diese untoten Krieger brauchen würden, wenn wir gegen die Pannionische Domäne ziehen. Hohefaust, wir wissen nicht genug über unseren Feind – «
»Das wird sich ändern – hast du den Schnellen Ben instruiert, dass er Kontakt mit dieser Söldnertruppe in Capustan aufnehmen soll?«
»Er hat sich was ausgedacht. Wir werden ja sehen, ob sie den Köder schlucken.«
»Zurück zu Silberfuchs, Elster. Flickenseel war eine zuverlässige Verbündete – eine Freundin …«
»Sie ist da, in diesem Rhivi-Mädchen. Paran und sie haben … miteinander gesprochen.« Er schwieg einen Moment, seufzte dann, den Blick auf den Humpen in seinen Händen gerichtet. »Die Dinge müssen sich erst noch entwickeln, also wird uns nichts anderes übrig bleiben, als einfach nur abzuwarten.«
»Aber eine Kreatur, die auf diese Weise ihre Mutter verzehrt …«
»Sicher, aber trotzdem – wann haben die T’lan Imass jemals auch nur ein Fünkchen Mitleid gezeigt? Sie sind untot, seelenlos und -seien wir ehrlich, auch wenn sie mal unsere Verbündeten waren – schon verdammt schrecklich. Der Imperator hatte sie an der Leine, aber sonst niemand. An ihrer Seite zu kämpfen – damals, im Reich der Sieben Städte – war keine besonders angenehme Erfahrung, Dujek, das wissen wir beide.«
»Zweckdienlichkeit geht immer Hand in Hand mit Unbehagen«, murmelte die Hohefaust. »Und jetzt sind sie wieder da, nur hängen sie dieses Mal an der Leine eines Kindes …«
Elster gab ein zustimmendes Brummen von sich. »Das ist zwar eine seltsame Betrachtungsweise, aber ich verstehe, was du meinst. Kellanved hat die T’lan Imass sehr … zurückhaltend eingesetzt, wenn man einmal von der Schweinerei in Aren absieht. Ein Kind hingegen, das im Tellann-Gewirr aus zerrissenen Seelen geboren wird und eine solche Macht erlangt …«
»Und wie viele Kinder hast du gesehen, die in der Lage gewesen wären, sich zurückzuhalten? Flickenseels Weisheit muss sich zeigen, und, das schon bald.«
»Wir tun, was wir können, Dujek.«
Der alte Mann seufzte und nickte dann. »Und – was hältst du von unseren neuen Verbündeten?«
»Der Abzug der Karmesin-Garde ist ein schwerer Schlag«, sagte Elster. »Stattdessen haben wir an ihrer Stelle eine wilde Sammlung von zweifelhaften Söldnern und Mitläufern. Das bedeutet einen echten Qualitätsverlust. Die Freischärler aus Mott sind noch die Besten von dem Haufen, aber das heißt nicht viel. Die Rhivi und die Barghast sind ziemlich gut, wie wir beide wissen, und die Tiste Andii sind einzigartig. Trotzdem braucht Bruth uns. Und zwar dringend.«
»Vielleicht sogar mehr als wir ihn und seine Streitkräfte brauchen, ja«, sagte Dujek. »Jedenfalls in einem normalen Krieg.«
»Rake und Mondbrut sind Bruths eigentliche rasierte Knöchel im Loch. Wenn sich auch noch die T’lan Imass unserer Sache anschließen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche Streitmacht es auf diesem Kontinent noch mit uns aufnehmen könnte – oder meinetwegen auch auf einem anderen. Bei den Göttern, wir könnten uns halb Genabackis unter den Nagel reißen …«
»Könnten wir das tatsächlich?« Dujek grinste säuerlich. »Steck diesen Gedanken wieder weg, alter Freund, steck ihn so tief weg, dass er nie wieder das Licht des Tages erblickt. Wir sind kurz davor, loszumarschieren und mit einem Tyrannen die Klingen zu kreuzen – was danach geschieht, wird Gegenstand eines Gesprächs sein, das noch ein bisschen warten muss. Im Augenblick bewegen wir uns beide an einem tödlichen Abgrund
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