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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nichts gebrochen. Und, wie sie nach einer sorgfältigen Untersuchung feststellte, nichts übermäßig beschädigt. Glücklicherweise, dachte sie, litten die Toten nicht sehr unter Stolz; besagte Verwundung war daher kaum der Rede wert.
    Ungefähr zu diesem Zeitpunkt entdeckte sie den rostigen Eisenstab, der aus ihrer Stirn ragte. Parfümierte Flüssigkeiten quollen heraus, liefen ihr in die Augen, sodass sie nur noch verschwommen sehen konnte. Sie betastete das anstößige Objekt mit den Fingerspitzen. Es hatte sich durch den Knochen gebohrt, ja, in Wirklichkeit sogar durch ihren ganzen Schädel bis zum Hinterkopf, wenn sie die knirschenden Geräusche richtig deutete, die der Stab von sich gab, als sie an ihm rüttelte.
    »Ich habe mein Hirn zu Brei gemacht«, stellte sie fest. »Aber habe ich es denn tatsächlich benutzt? Vermutlich nicht. Andererseits – hatte ich früher schon die Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen? Ich glaube nicht.«
    Sie stand knietief im Abfall und dachte darüber nach, den Eisenstab gewaltsam zu entfernen. Doch das würde die Dinge möglicherweise nur noch schlimmer machen. Schließlich war der Teil, der herausschaute, kaum eine Handspanne lang. Kaum zu übersehen, klar, aber immer noch längst nicht so dramatisch, wie wenn er eine Armlänge herausgeschaut hätte. Ein Besuch bei Tehol Beddict schien unumgänglich, und wenn auch nur um des Vergnügens willen, seine unzähligen Ratschläge abzulehnen.
    Leider würde sie warten müssen, bis es dunkel war, wurde ihr klar, denn es gab keine Möglichkeit, ungesehen zu seiner Behausung zu kommen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben – die nun schon lange, lange zurücklag –, da hatte sie Aufmerksamkeit genossen. Bewundernde Blicke und all diese Dinge, und es war immer befriedigend gewesen, die eigenen Vorzüge zur Schau zu stellen. Aber ganz egal, wie man es betrachtete – ein Eisenstab im Kopf hieße, den Sinn für Mode auf die Spitze zu treiben. Die Leute würden sie zwar bemerken, doch die Beachtung würde nicht angenehm sein.
    In trostloser Stimmung setzte Shurq Elalle sich auf den Abfallhaufen. Um zu warten, bis es Nacht wurde.
     
    »Was ist mit den Beinen von meinem Bett passiert?«
    »Wir brauchten das Holz, Herr.«
    »Ja, schon, aber warum dann nur drei?«
    »Das andere habe ich für später aufgespart. Ich habe einen Beutel mit etwas gefunden, das Tee sein könnte.«
    »Nun.« Tehol setzte sich auf. »Ich bin einfach nur erstaunt, dass ich so überhaupt schlafen konnte.«
    »Offensichtlich wart Ihr sehr müde, Herr.«
    »Ja, was auch mehr als verständlich ist, wenn man sich anschaut, wie beschäftigt ich war. Ich war doch beschäftigt, oder?«
    »Das kann ich nicht sagen, da ich selbst viel zu beschäftigt war, um es mitzubekommen. Aber ich habe Vertrauen in Eure Verlautbarungen, Herr. Auf alle Fälle habt Ihr geschlafen wie ein Mann, der sehr beschäftigt gewesen war.«
    »Das sollte Beweis genug sein, würde ich sagen. Ich bin überzeugt. Nun, während ich wie ein Verrückter gearbeitet habe, behauptest du, dass du ebenfalls viel zu erledigen hattest. Dann lass doch mal hören.«
    »Also gut, Herr. Wir sind mehr oder weniger fertig mit den Flügeln des Ewigen Domizils. Sie sind trocken gelegt, die Fundamente in Ordnung gebracht, meine Leute machen jetzt nur noch sauber. Es hat ein paar Beschwerden über kalte Zugluft im Fünften Flügel gegeben, aber das ist genau genommen nicht mein Problem.«
    »Und warum gibt es kalte Zugluft, Bagg?«
    »Wahrscheinlich hat es etwas mit der Methode zu tun, nach der ich die Streben konstruiert habe, aber das wissen sie nicht.«
    »Und warum sollte die Art deiner Streben für kalte Zugluft sorgen? Bagg, erkenne ich da ein gewisses Unbehagen in deiner Haltung?«
    »Unbehagen, Herr? Nein, ganz und gar nicht. Seid Ihr sicher, dass Ihr alle Einzelheiten zu diesem Thema hören wollt?«
    »Wenn du mich so fragst – nein, vermutlich nicht. Und, war das alles, was du getan hast?«
    »Ich war außerdem noch da und dort, habe mich durch alle Gerüchte gewühlt, um ein bisschen was Wahres herauszufinden. Und demgemäß habe ich dann eine Liste mit Tatsachen zusammengestellt.«
    »Eine Liste. Wunderbar. Ich liebe Listen. Sie sind so … geordnet.«
    »In der Tat, Herr. Soll ich fortfahren? Nun, die nördliche Grenze ist in den Händen der Tiste Edur, genau wie sämtliche Küstenstädte bis herunter nach Hoeh und eventuell auch Alt-Gedur. Man nimmt allgemein an, dass sich die Flotten der Edur in der

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