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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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habe jetzt erstmal ein paar sachdienliche Fragen.«
    »Eure Fragen sind immer sachdienlich, Herr.«
    »Ich weiß, aber diese sind ganz besonders sachdienlich.«
    »Noch mehr als sie es normalerweise sind?«
    »Willst du etwa andeuten, dass meine normale Sachdienlichkeit nichts Besonderes ist, Bagg?«
    »Natürlich nicht, Herr. Also, wo war ich? Ach ja, der Unfall. In den frühesten Texten – denjenigen, die die Letherii aus dem Ersten Imperium mitgebracht haben – wird gelegentlich eine Rasse erwähnt, die Jaghut genannt wird –«
    »Tatsächlich? Du sprichst mit einem Mann, dessen Kopf bis zum Platzen mit klassischer Bildung voll gestopft wurde, Bagg. Aber ich habe noch nie von diesen Jaghut gehört.«
    »Das macht nichts, sie wurden nur ein einziges Mal erwähnt, und nicht mit Namen.«
    »Ha! Wusst’ ich’s doch! Versuche deine Taschenspielertricks nicht mit mir.«
    »Tut mir Leid, Herr. Jedenfalls werden die Jaghut genau genommen auf den schlecht ausgeführten, stilisierten Bildern dargestellt, die man auf den Fliesen der Feste des Eises findet –«
    »Diese froschähnlichen Zwerge?«
    »Leider ist nur die grüne Haut übrig geblieben. In Wirklichkeit waren die Jaghut ziemlich groß und ganz und gar nicht froschähnlich. Das Entscheidende ist, ihre Zauberei hat sich durch Eis und Kälte manifestiert. Es ist bis zum heutigen Tage üblich, nur von vier grundsätzlichen Elementen in der Natur auszugehen. Luft, Erde, Feuer und Wasser. Das ist natürlich völliger Blödsinn.«
    »Natürlich.«
    »Es gibt Licht, Dunkel, Schatten, Leben, Tod und Eis. Es könnte sogar noch mehr geben, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein. Worum es mir geht, Herr, ist Folgendes: Vor langer Zeit hat ein Jaghut etwas mit diesem Land getan. Er hat es in gewisser Weise versiegelt. Wobei er die Zauberei seines Volkes benutzt hat. Mit tief greifenden Folgen.«
    »Weil die Pfade der Toten durch Schneemassen unpassierbar wurden, wie bei einem Gebirgspass im Winter?«
    »So etwa in der Art, ja.«
    »Und so hängen die Toten in Lether herum. Geister, Schatten – und Leute wie Shurq Elalle und Kessel.«
    »In der Tat. Aber das alles ändert sich.«
    Tehol blieb plötzlich stehen und starrte Bagg an. »Tatsächlich?«
    »Leider ja, Herr. Die Zauberei … taut auf. Eine Feste des Todes manifestiert sich. Die Situation entwirrt sich. Schnell.«
    »Bedeutet das, Shurq ist in Schwierigkeiten?«
    »Nein. Ich vermute, der Fluch, unter dem sie leidet, wird fortdauern. Aber dass diese Art von Fluch ursprünglich so wirksam war, leitet sich in erster Linie aus der Tatsache her, dass die Feste nicht existiert hat.«
    »Na gut. Alles entwirrt sich. Hast du in letzter Zeit Kessel besucht?«
    »Interessant, dass Ihr das fragt, Herr, denn genau am Standort des jetzt toten Azath-Turms manifestiert sich die Feste des Todes. Daraus könnte man schließen, dass Kessel irgendetwas mit der ganzen Sache zu tun hat, aber dem ist nicht so. Genauer gesagt ist sie gar nicht mehr tot. Das heißt, nicht mehr so tot, wie sie mal war. Es ist jetzt klar, dass sie einem … anderen Zweck dienen soll. Wie Ihr wisst, droht Ärger aus den Hügelgräbern.«
    »Da drüben – was ist das für Rauch?«
    Bagg blinzelte. »Ein weiterer Aufruhr, nehme ich an. Im Zählerviertel.«
    »Nun, seit die Geister die Verwahrkammer der Burse gestürmt haben, sind alle ein bisschen ungebärdig. Außerdem hat es nach all den schlechten Neuigkeiten aus dem Norden an der Burse einen Kurssturz gegeben. Genau gesagt bin ich sogar überrascht, dass es so lange gedauert hat.«
    Sie konnten jetzt Glocken hören, als die Stadtgarnison auf den Alarm reagierte, den verschiedene Posten in der Nähe des Gebiets ausgelöst hatten.
    »Das wird nicht lange dauern«, sagte Bagg voraus.
    »Ja, aber es erinnert mich an etwas«, sagte Tehol. »Ich glaube, die Zeit ist gekommen, um Shand, Hejun und Rissarh auf die Reise zu schicken.«
    »Werden sie sich nicht beklagen?«
    »Weniger als man erwarten könnte. Dies ist eine nervöse Stadt. Die wenigen Nicht-Letherii, die noch hier sind, sehen sich mehr und mehr Belästigungen ausgesetzt, und nicht nur von Bürgern. Die Autoritäten zeigen ihr rassistisches Fundament mitsamt dem Hang zu Verdächtigungen und dem Eifer, hart errungene Rechte zu missachten.«
    »Ein Beweis dafür, dass die Freiheiten, die man den Nicht-Letherii einst gewährt hat, ihren Ursprung sowohl in einer Art Väterlichkeit als auch in einer eigennützigen Haltung gütiger Überwachung haben. Was

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