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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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unhöflich zu sein. Andererseits – was ist, wenn dieses Ding irgendeine schreckliche Krankheit verkauft?«
    Das Wesen erreichte den Eingang, schlüpfte hinein.
    Der Leibwächter trat an die Bodenluke und schaute nach unten. Tehol zögerte kurz und gesellte sich dann zu ihm. Als er vorsichtig über den Rand spähte, hörte er von unten eine vertraute Stimme.
    »Tehol. Kommt herunter.«
    »Shurq?«
    Eine gestikulierende Gestalt im Zwielicht.
    »Ihr wartet am besten hier«, sagte Tehol zu seinem Leibwächter. »Ich glaube, sie möchte sich ungestört mit mir unterhalten. Ihr könnt von hier aus den Eingang im Auge behalten, stimmt’s? Hervorragend. Ich bin froh, dass wir einer Meinung sind.« Er kletterte die Leiter hinunter.
    »Ich habe ein Problem«, sagte sie, als er den Fußboden erreichte.
    »Ich werde alles für Euch tun, was ich kann, Shurq. Wusstet Ihr, dass Ihr eine Art Metalldorn in der Stirn stecken habt?«
    »Das ist mein Problem, Ihr Idiot.«
    »Oh. Wollt Ihr, dass ich ihn herausziehe?«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Tehol.«
    »Nun, es ist gewiss nicht schlimmer, als ihn drinzulassen.«
    »Die Sache ist nicht ganz so klar, wie sie zu sein scheint«, sagte Shurq. »Etwas hält ihn fest. Er ist nicht annähernd so locker wie man hoffen könnte.«
    »Konzentriert Ihr Euch darauf?«
    Sie sagte nichts.
    »Vielleicht ist er ja auch verbogen«, fügte er hastig hinzu.
    »Er geht bis zum Hinterkopf durch. Vielleicht ist da irgendeine Art Flansch.«
    »Warum schieben wir ihn dann nicht einfach durch?«
    »Und zertrümmern dabei meinen Hinterkopf?«
    »Nun, Shurq, die einzige andere Möglichkeit, die mir im Moment einfällt, wäre, ihn ein kleines Stückchen rauszuziehen, ihn abzusägen und den Rest dann wieder zurückzuschieben. Zugegeben, Ihr hättet dann ein Loch in der Stirn, aber Ihr könntet Euch angewöhnen, ein Stirnband zu tragen, zumindest bis wir Selush einen Besuch abstatten.«
    »Nicht schlecht. Aber was ist, wenn das Ding anfängt, in meinem Kopf herumzuklackern? Außerdem sind Stirnbänder im Augenblick schrecklich unmodern. Es wäre demütigend, mich in der Öffentlichkeit so zeigen zu müssen.«
    »Es ist gut möglich, dass Selush dafür eine Lösung hätte, Shurq. Ein Pfropfen mit einem Diamanten darin, oder ein Hautflicken, der über das Loch genäht wird.«
    »Ein diamantbesetzter Pfropfen. Das gefällt mir.«
    »Ihr werdet eine neue Mode kreieren.«
    »Glaubt Ihr, es würde Ublala gefallen, Tehol?«
    »Aber natürlich. Was das Klackern angeht, nun, das ist ganz eindeutig ein Problem. Aber mir scheint ziemlich offensichtlich, dass Ihr Euer Gehirn gar nicht benutzt. Ich meine, die Hirnmasse da oben in Eurem Kopf. Eure Seele macht einfach nur Gebrauch von Eurem Körper, richtig? Vermutlich aus einem Gefühl der Vertrautheit heraus. So betrachtet, könnten wir ihn vielleicht doch herausziehen –«
    »Nein. Mir gefällt die Idee mit dem Absägen. Und der Diamant-Pfropfen. Das klingt gut. Und jetzt – könnt Ihr Selush herbringen? «
    »Jetzt gleich?«
    »Nun, so bald wie möglich. Ich laufe nicht gern so herum. Sagt ihr, dass ich sie für ihre Unannehmlichkeiten bezahlen werde.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich unglücklich bin.«
    »Natürlich seid Ihr das, Shurq.«
    »Und ich will Ublala. Ich will ihn jetzt.«
    »Ich verstehe–«
    »Nein, das tut Ihr nicht. Ich habe gesagt, ich will ihn jetzt. Aber das ist unmöglich. Also muss ich mit Euch vorlieb nehmen.«
    »Mit mir? Gute Güte. Beißt es?«
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, Tehol Beddict. Zieht diese dummen Kleider aus.«
    »Solange Ihr mir kein Auge ausstecht.«
    »Bringt mich nicht zum – oh, richtig. Ich werde vorsichtig sein. Versprochen.«
    »Nur damit Ihr das auch richtig versteht, Shurq – normalerweise mache ich so etwas nicht mit meinen Angestellten. Und schon gar nicht mit den toten.«
    »Ich verstehe nicht ganz, wieso Ihr das jetzt ansprechen musstet. Ich kann nichts daran ändern.«
    »Ich weiß. Aber es ist … äh, nun …«
    »Unheimlich?«
    »Ihr seid hübsch und so, ich meine, Selush war brillant – die beste Arbeit, die sie jemals gemacht hat.«
    »Habt Ihr Euch schon mal überlegt, wie ich mich dabei fühlen könnte, Tehol? Beim Abtrünnigen, Ihr seid nicht Ublala.«
    »Oh, danke schön.«
    »Und jetzt zieht endlich Eure Kleider aus. Es wird ohnehin nicht lange dauern, da bin ich mir sicher.«
     
    Die Straße war größtenteils frei, so dass

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