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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ungeduldig mit den Hufen stampfte.
    »Wenn sie nicht aufpasst«, bemerkte Eisenhart, »wird das Biest anfangen zu bocken. Und sie wird sich mit ihrem Hintern mitten auf der Straße wiederfinden.«
    »Das wäre in der Tat ein schlechtes Vorzeichen«, sagte Seren.
    Kurz darauf gelang es der Preda, ihr Pferd zu beruhigen.
    »Ich nehme an, wir werden ein bisschen warten müssen«, sagte Eisenhart.
    »Da kommen jetzt zumindest das Königs-Bataillon und das Kaufmanns-Bataillon. Ich habe keine Ahnung, ob sich noch andere Streitkräfte in Letheras befinden. Allerdings glaube ich nicht, dass die Bataillone und Brigaden aus dem Süden genügend Zeit hatten, hierher zu kommen, was bedauerlich ist.« Sie dachte einen Augenblick nach, ehe sie fortfuhr: »Wenn wir dieses Feld überqueren, können wir die Fluss-Straße nehmen und die Stadt durch das Fischertor betreten. Das bedeutet, dass wir zwei Drittel der Stadt durchqueren müssen, um mein Heim zu erreichen, aber was Euch angeht, Bekenner – nun, vermutlich ist das Schiff, auf dem Ihr angeheuert habt, ganz in der Nähe.«
    Eisenhart zuckte die Schultern. »Wir werden Euch bis zu Eurer Haustür bringen, Freisprecherin.«
    »Das ist nicht nötig –«
    »Wir haben es trotzdem vor.«
    »Nun, wenn es Euch nichts ausmacht …«
    »Dann also das Fischertor. Führt uns, Freisprecherin.«
     
    Die letzten Einheiten der Nachhut des Königs-Bataillons waren auf den Platz vor dem Ewigen Domizil eingeschwenkt und marschierten jetzt die Avenue der Siebten Schließung hinauf. König Ezgara Diskanar, der die ganze Zeit, seit er die Preda bei Sonnenaufgang offiziell verabschiedet hatte, auf dem Balkon des Ersten Flügels gestanden und zugesehen hatte, drehte sich schließlich um und trat wieder ins Zimmer. Die feierliche Amtseinsetzung würde bald beginnen, doch Brys Beddict wusste, dass er noch ein bisschen Zeit hatte, bis seine Anwesenheit erforderlich war.
    Vier seiner eigenen Männer waren mit ihm auf dem Balkon. Brys winkte einen heran. »Such mir einen Boten.«
    »Jawohl, Finadd.«
    Brys wartete und starrte dabei hinaus auf die Stadt. Die Luft war drückend, doch das lag nicht nur an der Feuchtigkeit und der Hitze. Auch nachdem die Nachhut des Bataillons abgezogen war, wagten sich nur noch wenige Bürger wieder auf die Straße. Die Schlacht bei Brans Feste würde zwar erst in ein paar Tagen stattfinden, doch es schien, als hätten die meisten Einwohner der Stadt – diejenigen, die noch da waren – sich entschlossen, so weit wie möglich in ihren Behausungen zu bleiben.
    Der Bote kam – eine Frau, die er schon oft eingesetzt hatte und von der er wusste, dass er ihr trauen konnte.
    »Überbringe meinem Bruder eine Nachricht – bring sie zu ihm nach Hause.«
    »Wird er auf seinem Dach sein?«
    »Ich gehe davon aus, und das ist die Nachricht – er soll dort bleiben. Und dann noch eine zusätzliche Nachricht, für den Shavankrat, der Tehol bewacht. Ein Name. Gerun Eberict. Das ist alles.«
    »Jawohl, Finadd.«
    »Und jetzt geh.«
    Sie machte sich eilends auf. Brys selbst begab sich in den schmalen Korridor, der im zweiten Stockwerk durch den ganzen Flügel verlief. Am hinteren Ende führte eine Treppe zu einem Vorzimmer hinunter, das zum mittleren Komplex mit der Zentralkuppel gehörte. Dort stieß er auf Finadd Moroch Nevath, der auf einer Steinbank saß.
    »Brys, ich habe auf Euch gewartet.«
    »Nicht zu lange, wie ich hoffe. Was wollt Ihr von mir, Finadd?«
    »Glaubt Ihr an Götter?«
    Brys war so überrascht, dass er ein paar Herzschläge lang schwieg. Schließlich sagte er: »Ich fürchte, ich verstehe die Bedeutung dieser Frage nicht ganz.«
    Moroch Nevath griff in einen Beutel an seiner Hüfte und zog eine mitgenommene Fliese heraus, wie sie von Wahrsagern auf den Marktplätzen häufig benutzt wurden. »Wann habt Ihr zuletzt mit Turudal Brizad gesprochen?«
    »Der Erste Galan ist seit gestern nicht mehr im Palast gewesen – in keinem der beiden Paläste«, antwortete Brys. »Der Erste Eunuch hat eine gründliche Suche angeordnet, und man ist zu dem Schluss gekommen, dass Turudal geflohen ist. Was mich nicht sonderlich überrascht –«
    Moroch warf ihm die Fliese zu. Instinktiv fing Brys sie mit der Linken auf. Er betrachtete die Keramikplatte. An den Rändern vergilbt, von Rissen durchzogen, die Abbildung kaum mehr als eine Reihe stilisierter Kratzer, die Brys trotzdem erkannte. »Die Fliese des Abtrünnigen. Was ist mit ihr, Moroch?«
    Der Soldat stand auf. Er war dünner

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