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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gruppe von Menschen hatte sich versammelt, um dem Gespräch zuzuhören. Der Finadd machte ein finsteres Gesicht. »Macht, dass Ihr weiterkommt. Alle!« Die Zuschauer hasteten davon.
    Einstweilen wieder allein, kauerte Brys sich vor dem Ceda nieder. »Das letzte Mal hattet Ihr Farbe und Pinsel dabei. Was ist damit passiert?«
    »Farbe und Pinsel?« Die Augen hinter den dicken Linsen blinzelten. »Weg. Weit weg. Der König will Euch jetzt sehen, Finadd. Er ist bereit, die Prozession zu beginnen. Nifadas kommt  – er wird sich beschweren, doch das spielt keine Rolle. Es werden sowieso nicht viele Zuschauer kommen, nicht wahr? Ist das von Bedeutung? Oh, ja. Es wäre am besten, der König würde mich gar nicht beachten. Erklärt ihm das, Brys.«
    Der Finadd richtete sich wieder auf. »Das werde ich, Ceda.«
    »Hervorragend. Und jetzt macht, dass Ihr fortkommt.«
     
    »Das riecht nicht richtig.«
    Trull warf dem Kenryll’ah-Dämon, der gesprochen hatte, einen Blick zu. Er war größer als die Tiste Edur auf ihren Pferden. Ein Gesicht mit schärfer geschnittenen Zügen als Lilac sie gehabt hatte, schwarz wie Basalt; die oberen und unteren Eckzähne standen über und glänzten silbern. Ein pelzbesetzter Kragen, eine Weste aus Bronzeschuppen, mit Salzrändern und dunkler Patina. Ein schwerer Ledergürtel, an dem eine Scheide mit einem großen Tulwar hing. Lederne Beinlinge, grau und geschmeidig. Der andere Dämon, der neben ihm stand, unterschied sich von seinem Begleiter nur hinsichtlich der Wahl seiner Waffe – er hielt einen schweren Kriegshammer in seinen behandschuhten Händen.
    Der zweite Kenryll`ah fletschte die Zähne. »Der Geruch macht mich hungrig.«
    »Zerschmetterte Knochen«, sagte der erste. »Knochenmark.«
    Der Gestank, den die beiden meinten, war der von verwesenden Leichen. Sie hatten den Rand der Lichtung erreicht, hinter der sich die Palisade des Städtchens Brauss befand. Auf dem Feld befanden sich ein paar Hügelgräber und ein langer Graben. Niemand war zu sehen.
    »Brüder«, sagte der Imperator, »steigt ab, und haltet eure Waffen bereit.«
    Trull schwang sich von seinem Pferd. Er drehte sich um. »K’risnan, kannst du etwas spüren?«
    Das Gesicht des jungen Arapay-Hexers sah aus, als wäre er krank. Er nickte. »Ich glaube, es ist in der Stadt. Es weiß, dass wir hier sind.«
    Rhulad schloss beide Hände um den Griff seines Schwerts und hob es in Verteidigungsposition. »Udinaas, du bleibst bei den Pferden. Forcht, an meine Linke. Trull, zu meiner Rechten. K’risnan, du hältst dich fünf Schritte hinter uns. Dämonen, an die Flanken.«
    »Können wir erst was essen?«
    »Oder pinkeln? Ich muss pinkeln.«
    »Daran hättest du denken sollen, bevor wir aufgebrochen sind«, sagte der erste Dämon.
    »Und du hättest was essen sollen. Wir haben schließlich jede Menge Ersatzpferde.«
    Der Imperator zischte. »Seid still, alle beide. Auf der ganzen Reise mussten wir uns euer Geschwätz anhören. Seid jetzt still, sonst könnte ich auf die Idee kommen, euch als Erste zu töten.«
    »Das wäre nicht besonders klug«, sagte der zweite Kenryll’ah.
    »Ich rieche mehr als Fleisch, ich rieche das eine Ding, das da drin noch am Leben ist, und es ist nicht angenehm.«
    »Ich kann es schmecken«, sagte der erste Dämon. »Und es bringt mich zum Würgen.«
    »Ans Würgen hättest du denken sollen, ehe wir aufgebrochen sind«, sagte der zweite Dämon.
    »Immer wenn ich dich ansehe, denke ich ans Würgen.«
    »Das reicht!«
    »Ich entschuldige mich für meinen Bruder«, sagte der erste Dämon.
    »Und ich für meinen«, fügte der zweite hinzu.
    Merkwürdige Tyrannen. Trull machte seinen Speer los und trat an Rhulads Seite.
    Sie überquerten die Lichtung. Erreichten die Grube – und sahen die ersten Leichen. Zerschmettert und in die tiefe, zerklüftete Höhlung geworfen, wie in ein offenes Massengrab. Arbeiter und Soldaten. Ihr Fleisch hatte sich in der Hitze dunkel verfärbt und aufgebläht. Fliegenschwärme tanzten um sie herum.
    Sie machten einen Bogen um die Grube und näherten sich der Stadt. Das Tor vor ihnen war umgeworfen worden – nach innen –, die schweren Torflügel waren zerschmettert. Irgendwo in der Stadt bellte ein Hund.
    Die Straße direkt hinter der Palisade war mit Leichen übersät. Die Türen eines jeden Hauses und Gebäudes in Sichtweite waren eingeschlagen worden. Ein Stück voraus zur Rechten standen zwei Pferde vor einen Wagen geschirrt, der umgeworfen worden war. Erschöpfung und

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