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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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selbstbewusst, und neigte er zu übereilten Entschlüssen? Wenn dem so war, würden Trull und seine fünfzig Krieger entweder niedergemacht oder auf die andere Seite der Brücke zurückgetrieben werden. Beides würde sich als taktisch vernichtend auf die mit Hanradi Khalag heranrückenden Krieger auswirken. Sollten sie am Überschreiten der Brücke gehindert werden, wären Forcht und Hanradi gezwungen, das volle Ausmaß der zauberischen Macht zu enthüllen, das die Armee begleitete – einer Macht, die dazu dienen sollte, die Verteidiger von Hochfort zu zerschmettern. Umgekehrt würde ein vorsichtiger oder furchtsamer Kommandeur sich wahrscheinlich zurückziehen, und damit einen Erfolg der Edur garantieren.
    Trull schob sich wieder hoch, um über den umgestürzten Baumstamm hinwegspähen zu können. Keine Bewegung von unten. Die Luft schien unnatürlich still.
    »Wenn sie nicht bald angreifen«, sagte Ahlrada leise, »werden sie ihren Vorteil verspielt haben.«
    Trull nickte. Seine Sorgen reichten voll und ganz aus, um seinen Verstand zu beschäftigen, seine Aufmerksamkeit gänzlich in Anspruch zu nehmen. Er konnte es sich nicht leisten, an andere Dinge zu denken. Mittlerweile war er zu dem Schluss gekommen, dass dieser Zustand jedem anderen vorzuziehen war. Dass er eine Erleichterung war. Und ich kann von jetzt an in diesem gedanklich angespannten Zustand bleiben. Das wird mich diesen Krieg überstehen lassen. Es muss so sein. Bitte, hilf mir, diesen Krieg zu überstehen.
    Die Schatten waren jetzt lang und verliefen quer über den Hang, die Speerschäfte aus staubigem Sonnenlicht verebbten zu goldenem Nebel, durch den Insekten schwirrten.
    Ein leises Geräusch, ein Flüstern – zunächst hinter ihnen, dann auf allen Seiten.
    Gespenster, die hangabwärts strömten und an ihnen vorbei in das sich ausbreitende Dämmerlicht unter ihnen glitten.
    »Sie sind angekommen«, sagte Ahlrada.
    Trull ließ sich zurücksinken und rollte sich auf den Rücken. Hangaufwärts trotteten Wölfe mit silberfarbenem Rücken durch das Unterholz. Erst ein halbes Dutzend, dann ein, zwei Dutzend, mit flackernden Augen und gesenkten Köpfen.
    Eines der Tiere näherte sich. Plötzlich verschwammen seine Umrisse, ein stechender, würziger Geruch erfüllte die Luft  – und einen Augenblick später blickte Trull in die bernsteinfarbenen Augen von B’nagga.
    Der Jheck grinste. »Tausend Schritt hangabwärts, Trull Sengar. Sie ziehen sich eilig zurück.«
    »Ihr seid schnell gekommen«, sagte Ahlrada.
    Das Grinsen wurde noch breiter. »Die Krieger sind keine zweitausend Schritt mehr von der Brücke entfernt. Meine Brüder haben im Unterholz versteckt einen Toten gefunden. Habt ihr ihn erledigt?«
    »Das war ein Vorposten«, sagte Trull.
    »Die Magier hatten einen Faden an ihm befestigt. Sie wussten, dass ihr kommt. Das hat sie zweifellos noch langsamer werden lassen.«
    »Und was jetzt?«, sagte Ahlrada. »Sollen wir sie auf ihrem Rückzug angreifen?«
    »Das war eine Überlegung. Aber nein, die Gespenster werden nichts weiter tun, als sie verfolgen. Sie werden sie unter Druck setzen und dafür sorgen, dass sie in Eilmärschen nach Hause rennen. Wenn sie Hochfort erreichen, werden sie sich Blasen gelaufen haben und völlig fertig sein. Doch dann werden wir ihnen nicht viel Zeit zum Ausruhen lassen.« Er hockte sich hin. »Ich habe Neuigkeiten. Das Fort der Ersten Jungfrau ist gefallen. Es hat keinen Kampf gegeben – die Garnison war schon nach Fenthing geflohen.«
    »Genau wie vorhergesehen«, sagte Trull.
    »Ja. Falls die Letherii sich entschließen sollten, Fenthing zu verteidigen, wird das eine kurze Belagerung werden. Während wir hier miteinander sprechen, sind unsere Schiffe gelandet, und die Krieger marschieren auf die Stadt zu.«
    »Hat es denn keinen Zusammenstoß mit irgendwelchen Letherii-Flotten gegeben?«, fragte Trull überrascht. Immerhin waren die Transportschiffe ziemlich verletzlich.
    »Nein. Die Streitmacht des Imperators steht oberhalb von Trate zum Zuschlagen bereit, und sie ist bisher noch nicht entdeckt worden. In den nächsten paar Tagen wird es vier große Schlachten geben, meine Freunde. Und wenn das Schwert es will, wird Lethers nördliche Grenze fallen.«
    Zumindest werden sie uns ihre vollste Aufmerksamkeit schenken.
     
    Sinnlos betrunken. Eine Beschreibung, die Seren Pedac zu erforschen versuchte, mit all dem täppischen trüben Vorsatz eines Verstands, der sich mit Dummheit infiziert hatte. Aber irgendwie

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