SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)

Dialekts aufwies. Es war schon ein paar Tage her, seit die Skinheads sie festgehalten hatten, und trotzdem erinnerte sie sich in allen Einzelheiten an Wills Gesicht, von dem spärlichen Haarwuchs auf seinem Kopf bis hin zu der sichelförmigen Narbe an seinem Kinn. Offenbar war sie eine ebenso gute Beobachterin wie er selbst.
    Er fragte sich, ob es eine Möglichkeit geben mochte, mit ihr auszugehen. Doch das hing natürlich auch davon ab, in welchem Verhältnis sie zu Chase stand.
    Es bestand kein Zweifel daran, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gab, auch wenn sie jeden Blickkontakt vermieden und einander niemals berührten. Allerdings konnte Dean keinerlei Gemeinsamkeiten entdecken. Serenity gehörte ganz offensichtlich der Oberschicht an, während sie es bei Chase immer noch mit einem Landei zu tun hatte, ein zu allem Überfluss brandgefährliches Raubein, wenn man seine militärische Ausbildung bedachte.
    »Wo kommen Sie her, Miss Jensen ?« , fragte Dean, von seiner Neugier getrieben, und bemerkte, wie Chase seinen Blick von der entstehenden Skizze löste und ihn mit seinen blauen Augen fixierte.
    »Äh, Vermont « , antwortete sie, »das ist an der Grenze zu New Hampshire .«
    »Sie hören sich gar nicht so an, als kämen Sie aus New England « , stellte der Detective fest.
    »Ich bin auch schon viel herumgekommen « , erläuterte sie.
    Anscheinend wollte sie nicht allzu viel von sich preisgeben.
    »Und jetzt möchten Sie sich hier niederlassen ?« , bohrte Dean weiter.
    Chase starrte ihn unverwandt an.
    »Ja « , antwortete sie gut gelaunt, »ich habe mich in Chase’ Ranch verliebt .« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde sie auch schon knallrot. Da hätte sie auch gleich sagen können: Ich habe mich in Chase verliebt .
    »Dann haben Sie es sich, was Texas angeht, also anders überlegt « , schlussfolgerte Dean genüsslich. Nichts liebte er so sehr wie Rätsel.
    »Ich schätze, ja« , musste sie zugeben. »Wills Augenbrauen waren buschiger « , sagte sie dann zu Al gewandt, der seinen Bleistift neu ansetzte, um den Fehler zu korrigieren.
    Dean wartete, bis die Zeichnung so gut wie fertig war, doch er hatte den Verdächtigen noch nie gesehen. Wenn doch, hätte er ihn mit großer Wahrscheinlichkeit erkannt, da er nur selten ein Gesicht vergaß. »Und, wann gehst du zurück in den Osten, Chase ?« , erkundigte er sich.
    Der SEAL ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Ich habe noch eine Woche Urlaub « , antwortete er mit festem Blick.
    »Und für die Strecke brauchst du drei Tage, richtig ?«
    »Etwas weniger .«
    Dean verkniff sich ein Kichern. Die Eifersucht des Mannes war offensichtlich. Wie schade, dass er monatelang so weit von Serenity weg sein würde. So wie Dean die Frau einschätzte, würde ihr das einsame Leben auf der Ranch nicht leichtfallen. Sie würde einen Mann benötigen, bei dem sie sich anlehnen konnte.
    Er gab ihr ganze zwei Monate, bis sie sich vor Sehnsucht nach ihrem SEAL verzehrte. Dann würde er sie zum Essen einladen.
    »Also, was haben wir ?« , fragte Captain Lewis die am Samstagmorgen um den Konferenztisch versammelte Gruppe. Hannah verspätete sich seltsamerweise. Chase hatte sie auf dem Handy zu erreichen versucht, aber es war ständig besetzt gewesen.
    »Detective Cannard ?«
    Dean Cannard präsentierte das Phantombild, bei dem ihnen Sara am Tag zuvor geholfen hatte. »Das ist der Anführer der Gruppe « , verkündete er, während er dafür sorgte, dass es jeder am Tisch gut sehen konnte. »Sämtliche Streifenbeamten haben eine Kopie von dem Bild und durchkämmen gerade die Stadt nach ihm. Allerdings haben wir immer noch keinen Nachnamen und wissen daher nicht, wer er ist .«
    »Und was ist mit den beiden anderen Clowns ?«
    »Les Wright und Tim Olsen sind wie vom Erdboden verschluckt « , räumte Cannard ein wenig gereizt ein.
    Zusätzlich zu den fünfzehn Mitgliedern des SWAT -Teams, einschließlich Chase, waren zwei Sprengstoffspezialisten aus Tulsa zu der Besprechung eingeladen worden. Nun saßen sie da und sahen einander an. Es waren noch zwei Tage bis zum Columbus Day, und die Verdächtigen befanden sich noch immer auf freiem Fuß. Die Uhr tickte also. Und Chase überkam die düstere Vorahnung, dass die FOR Americans mit dem Mist, den die Gruppe geplant hatte, durchkommen würden, worum auch immer es sich dabei handeln mochte.
    Hannah durchbrach die belastende Stille wie eine Sinfonie. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin « , entschuldigte sie sich, als sie mit