SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
brachen die Erstürmungsspezialisten aus ihren Verstecken und schwärmten Richtung Gebäude aus.
Chase schloss sich ihnen an. Vermasselt’s ja nicht , betete er im Hinblick auf den mit Ammoniumnitrat und Heizöl beladenen Lastwagen, der jede Minute in die Luft fliegen konnte. Mittlerweile war er unter seiner Uniform und der schweren Weste schweißgebadet, doch dank seiner guten Ausbildung, konzentrierte er sich darauf, das auf den Stufen liegende Kind aus der Gefahrenzone zu befördern, während die Einsatzkräfte an ihm vorbei ins Gebäude stürmten.
Kaum hatte er das Mädchen auf dem Arm, gab er Fersengeld, um sich möglichst weit von dem Gebäude zu entfernen. Seine Achtung vor dem Erstürmungskommando wuchs ins Unermessliche. Er hörte, wie die Männer den Zivilisten zuriefen, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten. Jeder, der Widerstand leistete, wurde hinausgedrängt, wo noch immer die Körper des toten Paars übereinander auf den Stufen lagen.
Chase warf einen Blick auf das schwache Leben in seinen Armen. Die Kleine konnte kaum mehr als fünf oder sechs Jahre alt sein. Sie hatte einen Schulterschuss abbekommen und verlor rasch Blut.
»Weiter, weiter « , drängte er die panisch umherlaufenden Zivilisten. »Zur anderen Seite des Parkplatzes !«
Er legte das Mädchen ins Gras. Als er seine Schussweste nach Verbandsmaterial durchsuchte – irgendetwas, womit er die Blutung stoppen konnte – , bemerkte er, dass er zitterte. Heftig zitterte.
Vielleicht lag es an dem ungewöhnlichen Einsatzort – mitten im Herzen von Amerika, wo solch eine Scheiße eigentlich nicht passieren durfte. Oder aber an dem zarten Alter des Mädchens. Was auch immer der Grund sein mochte, diese Situation zerrte gewaltig an seinen Nerven.
Bei dem leblos auf den Stufen liegenden Paar handelte es sich offenbar um die Eltern des Kindes. Während er ein Stück Mullbinde auf die blutende Schusswunde drückte, wurden ihm die dramatischen Umstände erst richtig bewusst.
Er fühlte gerade den schwachen, aber dennoch regelmäßigen Puls des Kindes, als Hannah sich neben ihm auf die Knie fallen ließ.
»Oh nein .« Sie drehte sich zu dem Paar auf der Treppe um. »Oh mein Gott .«
»Sie wird überleben « , sagte Chase mit heiserer Stimme, obwohl er bezweifelte, dass sie überhaupt weiterleben wollte, wenn sie erst erfuhr, dass ihre Eltern sie für immer verlassen hatten.
Hannah legte ihm tröstend einen Arm um die Schulter. »Ich muss nachsehen, ob Flint und Sievers mit dem Sprengsatz klarkommen .«
Solange nicht feststünde, dass der Sprengsatz keine Gefahr mehr darstellte, würde niemand wirklich durchatmen können.
Chase, der seit einer gefühlten Ewigkeit darauf wartete, die Sirenen der Krankenwagen zu hören, winkte die erste Ambulanz auf die lange Zufahrt zum Country Club.
Zwei weitere Rettungswagen rumpelten über den Golfplatz, zu den auf dem Green getroffenen Opfern.
»Alles klar « , vernahm Chase aus dem Kopfhörer. »Der Sprengsatz ist entschärft, das Gebäude gesichert .«
Aus den Reihen des SWAT -Teams und Umstehenden erhob sich verhaltener Jubel.
Chase überließ die Kleine erleichtert den Sanitätern, die ihre Schulter in Eis packten und sie auf eine Trage hoben. Noch immer schlug ihm das Herz bis zum Hals. Ein wenig verloren stand er da, als das Mädchen plötzlich mit flatternden Lidern die Augen öffnete und ihn unverwandt anschaute.
Etwas in ihren hübschen Augen erinnerte ihn an Sara.
Aufgewühlt wandte er sich ab, um bei der Verhaftung der Skinheads zu helfen, denen unverzüglich ihre Rechte vorgelesen wurden.
Willard Smith jedoch verschwand in einem Leichensack.
Um seine Nerven wieder in den Griff zu bekommen, beobachtete Chase Hannah, die unermüdlich zwischen den Umherirrenden hin und her lief und in ein kleines Aufnahmegerät sprach. Dann spürte er das Vibrieren seines Handys und griff in seine Hosentasche. Noch immer hatte sich sein Herzschlag nicht normalisiert, war das Adrenalin in seinem Körper nicht vollständig abgebaut worden. Wer ihn wohl anrief?
Die Nummer kam ihm bekannt vor. Stirnrunzelnd versuchte er, sie einzuordnen. »Chase hier « , meldete er sich und hoffte auf einen Anhaltspunkt.
Am anderen Ende der Leitung atmete jemand schwer.
»Wer ist da ?« , wollte er wissen. Das Geräusch beunruhigte ihn.
»Sagen Sie Sara … «
Die geflüsterten Worte lösten eine Gänsehaut bei ihm aus. Vor allem als ihm bewusst wurde, dass es die Stimme von Rachel Jensen war.
Um sie bei dem
Weitere Kostenlose Bücher