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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Ihrem Vater aufgebürdet.« Michelle machte eine Pause und fügte dann ruhig hinzu: »Vielleicht hat dieser Zweite Ihren Vater sogar überhaupt erst zu dieser Tat überredet. Und wenn das stimmt, dann haben Sie vielleicht etwas gehört oder gesehen, das uns weiterhelfen kann.«
    Kate sah wieder auf ihre Hände hinab und zupfte nervös an ihren Fingernägeln herum. »Mein Vater hatte nur wenige Besucher und keine richtigen Freunde.«
    »Wenn ihn also tatsächlich jemand besucht hat, dann wäre Ihnen das sicher aufgefallen«, sagte Michelle in suggestivem Ton.
    Kate schwieg so lange, dass Michelle schon erwog, aufzustehen und zu gehen. Dann sagte sie: »Es muss etwa einen Monat vor dem Mord an Ritter gewesen sein.«
    Michelle erstarrte. »Was?«
    »Es war so gegen zwei Uhr morgens, jedenfalls eine verrückte Zeit. Ich hatte geschlafen, wurde aber von irgendeinem Geräusch geweckt. Wenn ich bei meinem Vater war, schlief ich immer oben im ersten Stock. Er blieb oft die ganze Nacht lang wach. Zuerst dachte ich, ich hätte ihn reden gehört, aber die Stimme klang ganz anders als seine. Ich hab mich zum Treppenabsatz geschlichen. In Dads Arbeitszimmer brannte Licht, und ich hörte ihn mit jemandem sprechen. Das heißt, eigentlich hat diese andere Person gesprochen und mein Vater nur zugehört.«
    »Was hat sie gesagt, diese andere Person? Moment – es war ein Mann, ja?«
    »Ja.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Ich konnte mir keinen rechten Reim darauf machen. Ich hörte, wie der Name meiner Mutter fiel. ›Was würde Regina denken?‹ So ungefähr hörte es sich an. Und dann antwortete mein Vater, die Zeiten hätten sich geändert. Dass Menschen sich ändern. Und dann sagte der andere etwas, das ich nicht hören konnte.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein. Dads Arbeitszimmer hatte eine Außentür. Durch die muss er gegangen sein.«
    »Was haben Sie sonst noch gehört?«
    »Nichts. Sie sprachen plötzlich leiser. Wahrscheinlich fiel ihnen ein, dass ich aufwachen könnte. Ich überlegte, ob ich runtergehen und nachsehen sollte, wer das war, aber ich hatte Angst.«
    »Hat Ihr Vater den Besucher jemals erwähnt, seinen Namen genannt oder sonst etwas?«
    »Nein. Und ich wollte nicht, dass er erfuhr, dass ich gelauscht hatte, deshalb hab ich ihn nie gefragt.«
    »Hätte es jemand aus dem College sein können?«
    »Nein. Ich glaube, dann hätte ich die Stimme erkannt.« In Kates Verhalten lag jetzt etwas, das Michelle nicht gefiel, eine gewisse Verstohlenheit, doch sie beschloss, nicht darauf einzugehen.
    »Haben Sie vielleicht gehört, dass der Mann Ritters Namen erwähnte? Oder irgendetwas anderes in dieser Richtung?«
    »Nein! Deshalb hab ich der Polizei auch nichts davon erzählt. Ich… ich hatte Angst davor. Mein Vater war tot, und ich wusste nicht, ob noch ein anderer daran beteiligt war. Ich wollte keine schlafenden Hunde wecken.«
    »Außerdem hatte der Mann Ihre Mutter erwähnt, und Sie dachten, das könnte ein schlechtes Licht auf sie werfen.«
    Kate sah sie mit wehem Blick an, ihre Augen waren verschwollen. »Die Leute können die schlimmsten Dinge schreiben und behaupten. Damit kann man Menschen zerstören.«
    Michelle nahm ihre Hand. »Ich verspreche, dass ich alles nur Erdenkliche tun werde, um diesen Fall zu lösen, ohne weiteren Schaden anzurichten. Sie haben mein Wort drauf.«
    Kate drückte Michelles Hand. »Ich weiß nicht warum, aber ich glaube Ihnen. Meinen Sie wirklich, Sie können nach so vielen Jahren noch die Wahrheit herausfinden?«
    »Ich werde mir die allergrößte Mühe geben.«
    Michelle stand auf und wollte schon gehen, da sagte Kate: »Ich habe meinen Vater geliebt, und ich liebe ihn immer noch. Er war ein wirklich guter Mensch. Sein Leben hätte nicht so enden dürfen. Aber dass es so endete, das gibt einem das Gefühl, als gäbe es für die, die übrig geblieben sind, keine Hoffnung mehr.«
    In Michelles Ohren klang es wie das Bekenntnis einer Lebensmüden. Sie setzte sich wieder und nahm die junge Frau in den Arm. »Hören Sie zu, Kate. Es war das Leben Ihres Vaters. Er konnte damit tun, was er wollte. Für Sie und Ihr Leben gilt genau das Gleiche. Sie haben so viel ertragen, so viel erreicht – da sollten Sie auch mehr erhoffen können als andere. Ich sag das nicht nur so daher, Kate, ich meine es ernst.«
    Endlich erlaubte Kate sich ein schüchternes Lächeln. »Danke.«
    Michelle joggte zu ihrem Fahrzeug zurück und stieg ein. King fuhr, und sie berichtete ihm von ihrem Gespräch mit Kate

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