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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sah ihn kommen. Sie schlug einen Haken nach links, übersprang einen Baumstamm und lag, Sekundenbruchteile bevor die Kugel in die Rinde einschlug, flach am Boden.
    Der Mann auf dem Baum, den sie für einen Scharfschützen der Polizei gehalten hatte, war nun ebenfalls hinter ihr her. Sie gab mehrere Schüsse in seine Richtung ab und robbte dann auf dem Bauch etwa zehn Meter weiter, bevor sie wieder aufsprang.
    Wie konnte sie nur so blind gewesen sein? Eine weitere Kugel krachte direkt neben ihrem Kopf in einen Baum, und sofort lag sie wieder flach, rang um Luft und wog ihre erbärmlichen Chancen ab. Im Grunde hatte sie überhaupt keine, ihr gewaltsamer Tod war beschlossene Sache. Die Kerle konnten systematisch die Gegend absuchen und würden sie zwangsläufig finden…
    Doch, halt – das Handy! Rasch griff sie danach, aber die Gürteltasche war leer; es musste herausgerutscht sein. Sie war also von jeglicher Hilfe abgeschnitten und wurde von zwei Killern durch diese nächtliche Wildnis gehetzt – ein Horror, der die schlimmsten Albträume ihrer Kindheit übertraf!
    Sie feuerte ein paar Mal in die Richtung, in der sie ihre Verfolger vermutete, sprang dann auf und rannte um ihr Leben. Der Vollmond war Segen und Fluch zugleich. Einerseits konnte sie sehen, wohin sie trat – andererseits machte er sie sichtbar für ihre Verfolger.
    Schlagartig war der Wald zu Ende. Michelle stürmte hinaus auf die Lichtung – und schaffte es gerade noch rechtzeitig, stehen zu bleiben.
    Vor ihr gähnte ein Abgrund. Sie stand unmittelbar an der Abbruchkante des Steilufers. Tief unter ihr strömte der Fluss, den sie bei ihrer ersten Geländeerkundung hier draußen entdeckt hatte – einen Schritt weiter, und sie wäre ins Bodenlose gestürzt. Eile war geboten: Parks und sein Kumpan waren ihr dicht auf den Fersen.
    Michelle überprüfte das Magazin ihrer Pistole: Fünf Kugeln waren noch im Magazin, außerdem hatte sie ein Ersatzmagazin dabei. Okay, dachte sie, in spätestens dreißig Sekunden sind Parks und der andere Schütze am Waldrand und haben freies Schussfeld, es sei denn, ich finde irgendwo Deckung und kann sie ausschalten, bevor sie mich erwischen… Ihr war allerdings auch klar, dass sie mit dem ersten Schuss ihr Versteck verraten und damit dem zweiten Verfolger ein leichtes Ziel bieten würde.
    Hastig sah sie sich um. Gab es noch irgendeinen Ausweg mit einer realistischen Überlebenschance für sie? Der Fluss…
    Binnen Sekunden war ihr Plan gefasst. Manche hätten ihn idiotisch genannt, die meisten selbstmörderisch – aber zum Teufel damit! Du hast doch immer die Extreme im Leben geliebt, sagte sie sich, steckte ihre Waffe ins Holster, holte tief Luft und wartete.
    Kaum hörte sie, dass die beiden Männer die Lichtung betraten, kreischte sie laut auf und sprang. Sie hatte sich ihr Ziel genau ausgesucht: Ungefähr sechs Meter unterhalb der Kante war ein kleiner Felsvorsprung. Dort landete sie, alle viere von sich gestreckt, und suchte nach einem Halt. Dennoch wäre sie beinahe abgerutscht – zwei Finger, die sich in den Boden gekrallt hatten, verhinderten ihren Absturz in den Fluss.
    Über ihr an der Kante tauchten Parks und sein Kumpan auf und blickten hinunter. Sie konnte von Glück reden, dass ein hervorspringender Felsen links von ihr sie vor den Blicken der Verfolger schützte. Der Mond stand hinter ihnen und zeichnete ihre Silhouetten wunderschön nach. Michelle hätte jetzt beide ohne Mühe erschießen können und spürte in der Tat eine große Versuchung dazu. Aber sie dachte inzwischen längst weiter und verfolgte einen anderen Plan. Mit dem Fuß schob sie einen schmalen Baumstamm, der sich auf ihrem Felsvorsprung verfangen hatte, dem Abgrund zu. Die beiden Männer hatten unterdessen damit begonnen, mit ihren Taschenlampen die Gegend abzusuchen und deuteten hierhin und dorthin. In einem Augenblick, als sie gerade in eine andere Richtung blickten, versetzte Michelle dem Baumstamm einen kraftvollen Stoß, sodass er in die Tiefe stürzte. Gleichzeitig schrie sie auf – so laut und so lange sie konnte.
    Sie sah, wie der Stamm auf die Wasseroberfläche klatschte. Sofort richteten Parks & Co. ihre Stablampen auf die entsprechende Stelle. Michelle hielt den Atem an und hoffte zu Gott, die beiden würden glauben, dass sie beim Sprung in den Fluss den Tod gefunden hatte, doch Sekunde um Sekunde verging, und die Männer standen immer noch da. Michelle rechnete schon damit, sie doch noch erschießen zu müssen, da drehten

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