Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman
Schauspielerin, der man eine fantastische Zukunft voraussagte. Ich wette, sie ist damals in einigen Ihrer Theaterinszenierungen aufgetreten. Es war keine reine Geschäftsbeziehung. Sie liebten Regina – nur liebte Regina eben Arnold Ramsey.«
»Die Ironie der Geschichte liegt darin, dass ich es war, der die beiden miteinander bekannt gemacht hat. Ich hatte Arnold anlässlich der Inszenierung eines Stückes kennen gelernt, in dem es um die Bürgerrechtsdemonstrationen ging. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass zwei so gegensätzliche Charaktere… Nun ja, er hatte sie natürlich nicht verdient. Regina und ich waren ein Team, ein wirklich brillantes Team, dem die ganze Welt offen stand. Wir waren drauf und dran, ganz groß herauszukommen. Mit ihrer dominierenden Bühnenpräsenz wäre sie am Broadway ein Star geworden, einer der größten aller Zeiten.«
»Und hätte Sie ebenfalls zum Star gemacht.«
»Jeder große Theatermann braucht eine Muse! Und lassen Sie sich nicht täuschen – ich habe das Beste aus ihr herausgeholt. Gemeinsam wären wir nicht aufzuhalten gewesen. Aber was geschah? Sie heiratete Arnold – und meine künstlerische Kraft löste sich praktisch in Luft auf. Meine Karriere war ruiniert – und ihr Leben verkümmerte an der Seite eines Mannes, der ihr außer einer jämmerlichen Professorenexistenz an einem drittklassigen College nichts zu bieten hatte.«
»Aber daran sind Sie doch selber schuld! Sie hatten doch seine Karriere ruiniert.«
»Sie haben mir jetzt eine Menge Fragen gestellt, jetzt will ich Ihnen mal eine stellen. Wie sind Sie denn nun wirklich auf mich gekommen?«
»Ich bekam einen Hinweis, der mich auf Sie aufmerksam machte. Daher fing ich an, mich näher mit Ihrer Herkunft zu beschäftigen. Ich fand heraus, dass Ihr Vater jener Anwalt gewesen war, der damals in Washington dafür sorgte, dass die Mordanklage gegen Ramsey fallen gelassen wurde. Wenn ich mich nicht irre, bestand Ihr Plan darin, dass Sie Regina von Ramseys Schuld überzeugen wollten. Ihre Liebe zu Arnold sollte erkalten. Und wenn es dann so weit war, wollten Sie wie ein Ritter in schimmernder Rüstung angesprengt kommen, Arnold retten und zur Belohnung Regina mitnehmen. Klingt wie das Drehbuch zu einem Film.«
Morse schob die Lippen vor. »Nur dass das Drehbuch nicht funktionierte.«
»Stimmt. Also haben Sie auf eine neue Gelegenheit gewartet.«
Morse nickte und lächelte. »Ich bin ein sehr geduldiger Mensch. Als Ritter seine Präsidentschaftskandidatur verkündete, wusste ich, dass meine Chance gekommen war.«
»Warum haben Sie Ihren Rivalen um Reginas Gunst nicht einfach umgebracht?«
»Wo bleibt denn da das Vergnügen? Die Dramatik? Ich sagte doch, das ist nicht meine Art. Und ganz abgesehen davon – wenn ich ihn einfach aus dem Weg geräumt hätte, wäre Reginas Liebe zu ihm nur noch gewachsen. Sicher, am Ende musste ich Arnold beseitigen, aber ich wollte nicht, dass Regina ihn betrauert. Sie sollte ihn hassen, ihn verabscheuen. Dann wären wir wieder ein Team geworden. Natürlich war Regina inzwischen älter geworden, aber ihre große Begabung – so etwas verliert sich nicht. Wir hätten den Zauber immer noch zu neuem Leben erwecken können. Das wusste ich einfach.«
»Und deshalb wurde das Attentat auf Ritter Ihre nächste große Inszenierung.«
»Es war eigentlich ganz einfach, Arnold dazu zu überreden. Regina und er hatten sich zwar endlich getrennt, aber mir war klar, dass sie ihn immer noch liebte. Jetzt war es an der Zeit, ihn als ausgerasteten Killer vorzuführen, nicht als den edlen, blitzgescheiten Polit-Aktivisten, den sie geheiratet hatte. Ich habe mich viele Male heimlich mit Arnold getroffen. Ich hatte ihm durch die mageren Zeiten geholfen, er hielt mich für seinen Freund. Ich erinnerte ihn an frühere Zeiten, als er noch die Welt hatte verändern wollen. Ich habe ihn dazu aufgefordert, wieder zum Helden zu werden. Und als ich ihm dann sagte, ich würde mitmachen und Regina wäre bestimmt stolz auf uns – da wusste ich, dass ich ihn hatte. Und danach hat mein Plan vorzüglich funktioniert.«
»Abgesehen davon, dass die trauernde Witwe Sie ein weiteres Mal abgewiesen hat. Und diesmal traf es Sie bestimmt viel härter, denn sie sagte Ihnen ins Gesicht, dass sie Sie nicht liebte.«
»Das war allerdings nicht die ganze Geschichte, und das ist auch der Grund, aus dem wir heute hier sind.«
King sah ihn fragend an. »Und dann hat sie Selbstmord begangen – oder etwa nicht?«
»Sie
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