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Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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meisten Verbrechen begehen, stimmt’s?«
    »Zu viele Männer verlassen sich mehr auf ihre Muskeln als auf ihren Verstand.«
    »Wollen Sie sich noch immer selbst verletzen?«
    »Sie haben wirklich eine seltsame Art, das Thema zu wechseln.«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    »Ich habe mir nie selbst wehtun wollen.«
    »Okay, das hake ich mal unter ›Ich lüge, dass sich die Balken biegen‹ ab. Machen wir weiter: Was betrachten Sie denn als Ihr Problem? Und wie kann ich Ihnen helfen?«
    Nervös wandte Michelle den Blick ab.
    »Das ist keine Fangfrage, Michelle. Ich möchte, dass es Ihnen wieder besser geht. Und ich weiß, dass Sie das auch wollen. Also, wie können wir das erreichen?«
    »Wir reden. Ist das nichts?«
    »Doch. Aber wenn es so weitergeht, werde ich längst im Grab liegen und Sie Ihr Essen durch einen Strohhalm schlürfen, ehe wir die Antwort darauf finden, was Sie antreibt. Es gibt keine Regel, die es mir verbieten würde, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Horatio«, platzte Michelle heraus.
    »Ehrlichkeit, Offenheit und den aufrichtigen Wunsch, bei dem mitzumachen, was wir Seelensuche nennen. Ich weiß, welche Fragen ich stellen muss, aber die Fragen helfen nichts, solange die Antworten nichts bedeuten.«
    »Ich versuche doch, ehrlich mit Ihnen zu sein. Stellen Sie mir eine Frage.«
    »Lieben Sie Ihre Brüder?«
    »Ja!«
    »Lieben Sie Ihre Eltern?«
    Erneut sagte Michelle Ja, diesmal jedoch auf eine Weise, dass Horatio den Kopf zur Seite legte.
    »Möchten Sie mit mir über Ihre Kindheit sprechen?«
    »Dann ist es also kein Witz? Dann glauben tatsächlich alle Seelenklempner, dass jede Macke mit irgendwelchen Kindheitserlebnissen zu tun hat? Na, da sind Sie bei mir auf dem falschen Dampfer.«
    »Dann zeigen Sie mir die Richtung. Es ist alles in Ihrem Kopf. Das wissen Sie. Sie müssen es nur ausgraben und den Mut aufbringen, es mir zu sagen.«
    Michelle stand auf. Sie zitterte vor Zorn. »Was fällt Ihnen ein, meinen Mut anzuzweifeln? Sie an meiner Stelle hätten keine zehn Minuten überstanden!«
    »Daran zweifele ich nicht. Trotzdem liegt die Antwort auf Ihre Probleme zwischen Ihrer linken und rechten Schläfe. Das ist kaum mehr als die ausgestreckte Hand, aber dieser Bereich ist sehr bemerkenswert, denn er enthält Trillionen von Gedanken und Erinnerungen, und die machen Sie zu dem, was Sie sind. Wenn wir das richtige Stück von Ihnen finden, können wir einen Punkt erreichen, an dem Sie nie wieder einen Kampf vom Zaun brechen werden – erst recht nicht mit einem Riesen und vor allem nicht in der Hoffnung, dass er Sie auf direktem Weg ins Leichenschauhaus schickt.«
    »Ich sage Ihnen noch einmal, so war es nicht!«
    »Und ich sage Ihnen, das ist Scheiße.«
    Michelle ballte die Fäuste und schrie: »Wollen Sie jetzt, dass ich Ihnen wehtue?«
    »Wollen Sie mir wehtun?«
    Michelle stand zitternd da und starrte Horatio an. Dann ließ sie die Hände sinken, drehte sich um und verließ den Raum. Diesmal ließ sie die Tür hinter sich offen – eine symbolische Geste vielleicht, wenn auch unbewusst.
    Horatio blieb auf seinem Stuhl, den Blick auf die Tür gerichtet. »Ich grabe weiter, Michelle«, sagte er leise. »Und ich glaube, wir sind fast da.«

17.
    N ach dem Abendessen im Speisesaal des alten Herrenhauses begleitete Sean Len Rivest auf einen Drink in dessen Haus. Nach ein paar Gläsern Wein und drei Wodka-Martini schlief Rivest im Sessel ein, nachdem er Sean versprochen hatte, sich am nächsten Tag mit ihm zu treffen. Sean, der nur an seinem Drink genippt hatte, blieb somit noch ein wenig Zeit, durch Babbage Town zu schlendern. Rivest hatte ihm einen Sicherheitsausweis mit Foto gegeben. Zwar berechtigte dieser Ausweis Sean nicht, eines der Gebäude ohne Begleitung zu betreten – abgesehen vom Herrenhaus –, aber die Sicherheitsleute würden ihn auch nicht anhalten und in Verwahrung nehmen.
    Rivests Bungalow lag am Westrand des Hauptgeländes und an demselben Kiesweg wie drei andere Baukastenhäuser. Nicht weit von Rivests Haus befand sich ein weit größeres Gebäude. Als Sean daran vorbeiging, bemerkte er das Schild über einer der beiden Vordertüren. »Baracke Nr. 3« stand darauf zu lesen. Das Haus schien zweigeteilt zu sein.
    Sean beobachtete, wie zwei Uniformierte sowie bewaffnete Wachen aus der linken Tür traten; vermutlich drehten die Männer gerade ihre Runde. Allerdings trugen sie eine beachtliche Feuerkraft mit sich

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