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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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die Stufen hinauf. Schritte folgten ihr. Michelle nahm zwei Stufen auf einmal und keuchte schwer, als wäre sie schon Meilen und nicht nur ein paar Meter gerannt.
    Sie gelangte in den obersten Stock. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer war geschlossen. Doch das war auch nicht ihr Ziel. Sie rannte zur Tür am anderen Ende des Flurs und trat sie auf.
    »Michelle, nein!«, brüllte ihr Vater hinter ihr.
    Michelle starrte in das Zimmer. Ihre Hand wanderte zu ihrer Waffe. Sie löste den Sicherheitsriemen und zog die Sig, hielt den Lauf nach vorne gerichtet.
    »Michelle!« Die Schritte kamen rasch näher.
    »Geh weg von meiner Mom!«, schrie sie.
    In Michelles Geist schaute ihre Mutter sie ängstlich an. Sie kniete auf dem Boden, und ihr Kleid war halb zerrissen. Michelle konnte den BH ihrer Mutter sehen, ihren Ausschnitt. So viel Nacktheit entsetzte sie.
    »Baby!«, rief Sally Maxwell ihr zu. »Geh wieder runter.« Ihre Mutter war jung, hübsch und voller Leben. Das lange weiße Haar war dunkelbraunen Strähnen gewichen. Sie war wunderschön. Makellos mit Ausnahme des zerrissenen Kleides, dem verängstigten Gesichtsausdruck und dem Mann im Tarnanzug vor ihr.
    »Geh weg von ihr! Tu ihr nicht mehr weh!«, kreischte Michelle mit einer Stimme, die ihr selbst fremd war.
    »Baby, bitte, es ist schon gut«, sagte ihre Mutter. »Geh wieder runter.«
    Michelles Finger wanderte zum Abzug. »Hör auf! Hör auf!«
    Der Mann drehte sich um und schaute sie an. Normalerweise hätte er wahrscheinlich gelächelt wie in all den anderen Nächten, aber diesmal war seine eigene Waffe auf ihn gerichtet, die, die Michelle aus dem Holster gezogen hatte, das er so sorglos über den Stuhl geworfen hatte. Man lächelte nicht, wenn eine Waffe auf einen gerichtet war, auch nicht von einem sechsjährigen Kind.
    Er trat einen Schritt auf sie zu.
    Und genau wie in jener Nacht feuerte Michelle einen einzelnen Schuss ab. Die Kugel schlug in die gegenüberliegende Wand ein.
    Eine große Hand riss ihr die Pistole aus der Hand. Sie ließ die Waffe los. Sie war so schwer, dass Michelle sie nicht mehr halten konnte. Sie schaute in den Raum, hörte ihre Mutter schreien. Sie schrie wegen dem, was Michelle getan hatte. Sie schrie wegen des toten Mannes auf dem Boden.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Michelle drehte sich um.
    »Dad?«, sagte sie in seltsamem Tonfall.
    »Ist schon gut, Baby«, sagte ihr Vater. »Ich bin ja da.«
    Michelle deutete ins Zimmer. »Ich habe das getan.«
    »Ich weiß. Du hast nur deine Mutter beschützt. Das ist alles.«
    Sie packte ihn an der Schulter. »Wir müssen ihn wegbringen. Aber lass mich nicht im Wagen, Dad. Diesmal nicht. Ich kann sein Gesicht sehen. Du musst sein Gesicht zudecken.«
    »Michelle!«
    »Du musst sein Gesicht zudecken. Wenn ich sein Gesicht sehe ...« Sie atmete schnell und flach.
    Ihr Vater legte die Waffe beiseite und drückte sie an sich, bis ihre Atmung sich wieder beruhigte ... bis Michelle wieder in das Zimmer blickte und sah, was sich wirklich dort befand.
    Nichts.
    »Ich habe ihn erschossen, Dad. Ich habe einen Mann getötet.«
    Frank löste sich von ihr und musterte sie aufmerksam. Sie erwiderte seinen Blick. Ihre Augen waren klar. »Du hast nichts Falsches getan«, sagte Frank Maxwell. »Du warst nur ein Kind. Nur ein ängstliches kleines Kind, das seine Mutter beschützen wollte.«
    »Aber sie ... Er war auch vorher schon da. Er war bei ihr, Dad.«
    »Wenn du jemandem die Schuld geben willst, dann mir. Es war meine Schuld. Nur meine Schuld.« Die Tränen rannen ihm über die Wangen, und Michelle spürte, dass auch ihr das Wasser in die Augen stieg.
    »Das werde ich nie tun. Ich werde dir niemals die Schuld daran geben.«
    Frank packte ihre Hand und führte sie die Treppe runter.
    »Wir müssen weg von hier, Michelle. Wir müssen weg von hier, und wir dürfen nie mehr wiederkommen. Das ist die Vergangenheit. Wir können sie nicht rückgängig machen. Wir müssen weiter vorwärtsgehen, Michelle. So funktioniert das Leben. Sonst wird es uns beide vernichten.«
    Draußen hielt er die Tür des SUV für seine Tochter auf, und sie stieg ein. Bevor er die Tür schloss, fragte er: »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    Michelle atmete tief durch und nickte. »Ich weiß nicht genau, was da drin geschehen ist.«
    »Ich glaube, du weißt alles, was du wissen musst. Jetzt ist es an der Zeit zu vergessen.«
    Michelle schaute über seine Schulter hinweg. »Du hast die Rosenhecke kaputt geschnitten, nicht

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