"Seasons of Love" - Der Klang von Regen - Band 2 (Liebesroman) (German Edition)
verzeihen würden? Wenn niemand eine zweite Chance bekäme und beweisen könnte, dass es ihm leidtut?«
Eyleen biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Graham hatte recht und das ärgerte sie. Sie wollte nicht an Vergebung denken, sondern in Selbstmitleid ertrinken.
Cole hatte sie zutiefst verletzt und sie benötigte Zeit, um darüber hinwegzukommen. Falls ihr das überhaupt jemals gelingen würde.
Was sagte es denn über ihre Beziehung aus, wenn Cole sie schon nach ein paar Wochen anlog? Wie sollten sie es schaffen, ihre Liebe zu festigen, wenn er schon am Anfang gegen das noch brüchige Fundament trat?
»Du findest nicht schlimm, was er getan hat?«, fragte sie Graham vorwurfsvoll.
Er hob beschwichtigend die Hände.
»Hey, das habe ich nicht gesagt. Cole hat Scheiße gebaut, das steht außer Frage, aber es scheint, als habe er seinen Fehler eingesehen und bereue zutiefst, was er dir damit angetan hat. Du musst bedenken, dass auch für ihn alles neu ist. Du hast mir erzählt, dass er vor dir lange keine feste Beziehung mehr hatte.«
Eyleen nickte. Cole hatte sich Frauen nur für eine Nacht in sein Bett geholt, um seine Lust zu befriedigen. Eine ernsthafte Partnerschaft war für ihn undenkbar gewesen.
»Siehst du«, entgegnete Graham. »Genau wie du muss er sich erst daran gewöhnen, dass die Entscheidungen, die er von nun an treffen wird, auch Konsequenzen für seine Partnerin haben können. Er befindet sich in einem Lernprozess und da ist es normal, dass man hin und wieder einen Fehler macht. Heißt es nicht: Aus Fehlern lernt man?«
Verdammter Graham, wieso hat er nur immer recht?
Eyleen rutschte unruhig auf dem Bett herum. Wieso kam sie sich auf einmal vor, als hätte sie etwas falsch gemacht und nicht Cole?
»Was würdest du an meiner Stelle tun?«, erkundigte sie sich kleinlaut.
Graham kratzte sich am Kinn und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Schwere Frage«, murmelte er gedankenversunken. Schließlich sah er Eyleen eindringlich an. »Ich würde mich nicht vor ihm verstecken, sondern mein Leben ganz normal weiterführen. Du darfst nicht immer davonlaufen, sobald ein Problem auftaucht. Nur wenn du ihn nicht aus deinem Alltag ausschließt, kannst du sehen, was er dir wirklich noch bedeutet und ob du bei deiner Entscheidung bleibst, oder nicht.«
»Du bist also der Meinung ich sollte jetzt gleich zurück in unsere Wohnung gehen?«
Graham lächelte, wurde aber sofort wieder ernst.
»Hör auf dein Herz. Stell dir die Frage, ob du nach alldem, was geschehen ist, noch Gefühle für Cole hast. Wenn du die Frage mit Ja beantworten kannst, dann fahr nach Hause.«
Eyleen starrte ihn ungläubig an. Sie musste sich nicht erst fragen, ob sie noch etwas für Cole empfand. Natürlich tat sie das. Gefühle konnte man nicht einfach nach Lust und Laune abschalten.
Graham räusperte sich.
»Ich will damit nicht sagen, dass du ihm gleich um den Hals fallen musst und ihm alles verzeihst, was er getan hat. Aber gib ihm die Chance dir zu beweisen, dass er es bereut.«
Bei dem Gedanken nach Hause zu fahren und Cole wiederzusehen, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Sie wollte nichts lieber, als in seiner Nähe sein, doch da war auch noch ihr Stolz, der heftig den Kopf schüttelte und laut »Nein« brüllte.
Als hätte Graham ihre Gedanken gelesen, sagte er leise.
»Vergiss deinen Stolz. Wie hat ein bekannter Schriftsteller so treffend gesagt: "Mancher ertrinkt lieber, als dass er um Hilfe ruft."«
Im Nachhinein gesehen war es genau dieses Zitat, dass Eyleens Entscheidung maßgeblich beeinflusst hatte, denn es traf den Nagel auf den Kopf.
Was nutzte es ihr, hier herumzusitzen und Trübsal zu blasen, wenn sie in dieser Zeit auch herausfinden könnte, ob ihre Beziehung noch eine Chance hatte?
Sie sah auf und zum ersten Mal an diesem Abend war ihr Lächeln echt.
»Ich bin so froh, dass ich dich kennengelernt habe«, gab sie zu.
Natürlich war da auch noch Brenda, ihre beste Freundin, aber die Freundschaft zu dem ehemaligen Obdachlosen war etwas anderes. Es fühlte sich an, als würde sie mit einem Vater reden, der sich wirklich Sorgen um sie machte. Graham hatte in seinem Leben schon viel erlebt und er war gebildet und weise, wie sie jeden Tag aufs Neue feststellte. Das, was er sagte, hatte meist Hand und Fuß.
Graham griff ihre Hand, legte sie zwischen seine beiden eigenen und drückte sie sanft.
»Ich bin immer für dich da, Eyleen und das sage ich nicht, weil du so viel für mich getan hast, sondern weil
Weitere Kostenlose Bücher