Sechs Richtige (German Edition)
starrte auf die Goldmünze wie ein hungriges Reptil. Dann stand er auf. «Wir werden der Sache nachgehen. Abmarsch zur ehemaligen Südspitze. Alles hört auf mein Kommando.»
«Was hat er denn jetzt?», flüsterte Lilly.
«Keine Ahnung.» Bonnie wusste es auch nicht. «Vielleicht erinnert er sich gerade daran, dass er mal General war.»
«Ich denke, er war ein lieber General, der die Leute nicht angeschrien hat?», wunderte sich Lilly.
«In Reih und Glied aufgestellt!», brüllte Opa, stand auf und salutierte. «Und auf geht’s, Kameraden. Dicht beieinander bleiben.» Mit großen Schritten verließ er das Zimmer, und die beiden trotteten ihm hinterher.
«Vanessa, echt jetzt, hör auf zu nerven.» Marko klang gereizt, im Hintergrund waren irgendwelche Durchsagen zu hören. «Ich bin am Flughafen und muss jetzt einchecken. Und ganz ehrlich, ich hab überhaupt keinen Bock darauf, dass du mir ständig hinterhertelefonierst.»
«Weil du nie von selbst anrufst», rief Vanessa und bemerkte entsetzt, dass ihre Stimme so schrill klang wie die von ihrer Nachbarin in Frankfurt, Frau Strullenkötter, wenn sie ihren Mann zusammenstauchte.
«Willst du Schluss machen?», fragte sie. «Dann sag es einfach. Das ist mir echt lieber.»
«So ein Quatsch», sagte Marko. «Du lebst eben jetzt ganz anders, daran muss ich mich erst mal gewöhnen.»
«Ach, und ich nicht? Du musst ja nicht hier hocken.»
«Ach? Und warum hat deine Schwester gepostet, dass Helgoland rockt?»
«Und warum hast du das nicht kommentiert?»
«Weil ich kaum online bin im Moment, ich war wegen der Uni unterwegs und wegen New York.»
«Du bist immer online. Immer.» Das stimmte. Marko gehörte zu der Fraktion Mensch, die ohne ihr iPhone einfach nicht existieren konnte und permanent postete, wo sie gerade war, was sie machte oder nicht, wie sie dies und das fand und überhaupt. Meistens sah man von Marko nur die Haare, weil er permanent den Kopf über sein iPhone gesenkt hatte.
«Willst du mich jetzt kontrollieren, oder was?»
«Nein, natürlich nicht.»
«Kommt mir so vor. Ich muss zum Check-in. Bis bald.»
«Okay. Viel Spaß.»
«Den werd ich haben», sagte Marko. «Darauf kannst du dich verlassen. Und du kannst dich ja zwischenzeitlich mit den Robben sonnen.» Er lachte.
«Sehr lustig.» Vanessa machte diese Aussage wütend.
«Du verstehst nicht mal mehr ’nen Spaß. So. Bye.»
Ende.
Vollidiot. Vollidiot. Vollidiot. Warum tat er das?
Wenigstens waren ihre Haare nicht mehr grün. Der Drogerist hatte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gesagt, sie müsse eine Pause mit dem Färben machen, sonst würde er schwarzsehen, woraufhin Vanessa eine schwarze Tönung kaufte. Schwarz passte momentan am besten zu ihr.
Und Fridtjof sah sie immer so komisch an, wenn sie sich begegneten. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
« WAS ?» Jan starrte Mia an und wollte nicht glauben, was er da eben gehört hatte.
«Ich konnte es auch kaum glauben.» Mia nickte. «Mir tut das für deine Schwestern so leid. Für beide.»
«Dieser Arsch», sagte Jan böse. «Und diese Idiotenkuh. Jetzt ist mir auch klar, warum die sich nicht mehr melden. Antonia und Vanessa versuchen nämlich schon seit einiger Zeit, sie zu erreichen. Seit wann geht das denn?»
«Ihr wart gerade mal zwei Tage weg», erzählte Mia. «Wir waren in einer neuen Bar, und da kam Marko rein. Ich hab mit Nana hinter einer der goldenen Säulen gestanden, deswegen konnte er uns nicht sehen. Dieser Großkotz. Ganz ehrlich, Jan, wenn ich diesen Typen sehe, könnte ich ihn schlagen. Grauenhaft. Wie er schon einen Drink bestellt. Als würde ihm der Laden gehören.»
«Erzähl weiter. Was war dann?» Jan und Mia saßen in dem kleinen Restaurant auf der Düne und aßen Pommes.
«Dann hat er seinen dämlichen Cocktail genommen, ist zu einem Stehtisch gegangen und hat angefangen, auf seinem iPhone rumzutippen. Tja, und keine zehn Minuten später war Sophia da. Aber so was von aufgebrezelt, Wahnsinn. Sie war total hektisch und hat blöd rumgegickelt. Nana und ich haben uns nur noch an den Kopf gefasst.»
Jan tunkte eine Pommes in Mayo. «Ich mochte Sophia noch nie. Das hab ich Antonia natürlich nie gesagt, weil die beiden wie Zwillinge waren, aber ich fand sie immer berechnend.»
«So gut kenn ich sie nicht, aber ich weiß, was du meinst. Marko kenn ich dafür besser.» Mias Mutter war mit Markos Mutter befreundet, sie wohnten gerade mal drei Straßen auseinander, und so hatte Mia
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