Sechs Richtige (German Edition)
sagen.»
«Glaubt ihr echt, die sind verknallt ineinander?», fragte Lena.
«Ich glaube, dass Sophia jemanden mit Kohle will, und ich glaube, dass Marko jemanden braucht, mit dem er angeben kann», sagte Antonia.
«Mit mir kann man also nicht angeben?», fragte Vanessa leicht angesäuert.
Antonia sah ihre Schwester an. «Jetzt sei doch nicht so empfindlich. Marko ist einfach ein Blender. Du findest einen Besseren.»
«Wo soll ich denn hier bitte jemanden finden?», fragte Vanessa giftig.
«Ach», sagte Frauke. «Warte es doch einfach mal ab.»
«Es bleibt mir auch nichts anderes übrig.» Vanessa aß eine Weintraube. «Wir haben ja noch fast das ganze Jahr vor uns. Vielleicht fällt ja einer, der mir gefällt, vom Himmel.»
Frauke schaute sie an. «Himmel, bist du blöd.»
Vanessa schluckte die Weintraube runter. «Wieso bin ich blöd?»
«Nur so.»
«Finde ich jetzt nicht. Wer bringt dir denn Englisch und Mathe bei, hm?» Sie grinste Frauke an.
«Schon gut. Ich meinte ja nur.»
«Was denn?»
«Ach, nichts. Vergiss es einfach», sagte Frauke, die nicht kapierte, wie man so blöd sein konnte. Ihr war natürlich schon längst aufgefallen, wie Fridtjof Vanessa immer anglotzte. Und wie er sich benahm, wenn er in ihrer Nähe war. Ganz anders als sonst. Ganz anders.
«Dass Helgoland früher ein beliebtes Ziel für Schmuggler und ein wichtiger Umschlagplatz war, ist belegt», sagte Lilly und kritzelte in einem Buch herum. «Hier steht, es gibt zahlreiche unterirdische Gänge, die dies beweisen. Ob diese Gänge aber auch alle gefunden wurden und zugänglich sind, das steht hier nicht.»
«Ich glaube nicht, dass schon alle gefunden wurden, das hätte man sich hier doch erzählt. Ich glaube, dass im Krieg viele zugeschüttet wurden durch die Bomben und die Einschläge und so.»
Bonnie und Lilly hockten mal wieder wegen des angeblichen Schatzes zusammen und beratschlagten ihre nächsten Schritte. Die beiden klebten ähnlich fest zusammen wie Lara und Jasmin, sie saßen in der Schule nebeneinander, sie lernten miteinander, sie tanzten gemeinsam in der Trachtengruppe und schliefen auch unter der Woche mehrfach beieinander und an den Wochenenden sowieso. Schatzmäßig waren sie noch keinen Schritt weitergekommen, dafür hatten sie die komplette Insel einmal vom Müll befreit, was von der Kurverwaltung sehr gelobt wurde und auch einen Bericht im
Helgoländer
wert war. Aber ein Schatz war weit und breit nicht in Sicht, was die beiden maßlos ärgerte und gleichzeitig immer mehr anspornte. Je mehr Lilly über die Insel las, desto interessanter wurde es.
Und Bonnie ging es genauso.
Sie hatten sich so reingesteigert, dass es kein Zurück mehr gab. Wenn Helgoland als Schmugglerparadies bekannt war, könnten sie ja, falls Störtebeker hier keinen Schatz deponiert hatte, wenigstens was anderes finden. Und wenn es nur ein paar Diamanten oder goldene Gabeln waren.
Und so suchten sie weiter und weiter, während Lilly kiloweise Nutella inhalierte.
13
Ende September
«Oh. Mein. Gott!» Antonia sprang von ihrem Sessel auf und raste zum Zimmer ihrer Schwester, die gerade dabei war, Fraukes Hausaufgaben zu kontrollieren.
«Das glaubst du jetzt nicht, das glaubst du jetzt echt nicht!» Antonia schrie, als ginge es um ihr Leben. Panisch hielt sie ihrer Schwester ihr Notebook vor die Nase.
«Was ist denn los?», fragte Vanessa erschüttert. «Ist jemand gestorben? Ist Hessen abgebrannt? Ist die Lotteriegesellschaft pleitegegangen?»
«Nein!», brüllte Antonia. «Viel besser, viel, viel besser!»
«Stell doch mal den Rechner hin! Meine Güte, so kann ich nichts lesen!»
Antonia donnerte das Notebook auf Vanessas Schreibtisch. «Hier, bitte, ganz frisch, die Pressemeldung ist eben gekommen.»
Vanessa las und las und las und wurde blass, dann rot, dann schlug sie mit beiden Händen rhythmisch auf die Schreibtischplatte. «Endlich, endlich, endlich!», schrie sie. «Es ist so weit, es ist so weit!»
«Und dann auch noch Fiffi Sterzel!», schrie Antonia. «Fiffi Sterzel!»
Vanessa las weiter. «O mein Gott. Und in der Jury sitzt auch noch Jérôme Langhammer!» Vanessa war nun krebsrot im Gesicht und scrollte weiter nach unten.
«
Face of the year!
Die erste ernstzunehmende Konkurrenz zu Heidi», überflog sie den Text. «Bei uns kommt es nicht
nur
auf die Äußerlichkeiten an, wir filmen auch keine Zickenkriege hinter der Kamera, bei uns kommt es darauf an zu zeigen, dass man in
jeder Hinsicht
klasse ist. Gutes Aussehen
Weitere Kostenlose Bücher