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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Aber seine Rente reicht hinten und vorne nicht, und er ist auf das Fischen angewiesen, also hat Fridtjof sich hingehockt und alles gemacht. Mit anderen. Da wird auch kein großes Getöse veranstaltet, man tut es einfach, und gut.» Sie schaute die anderen an. «Versteht ihr, was ich meine?»
    Vanessa nickte. «Ich glaube schon.»
    «Lasst die doch ihren Modelkram machen», sagte Frauke. «Glaubt ihr, wir melden uns da an? Nee, ich mag mich nicht verbiegen, bloß weil so eine Fiffi Sterzel das sagt. In zwei Jahren redet von der sowieso keiner mehr. Und von diesem komischen Affen mit seinen Seidenhemden auch nicht. Ich bitte euch, ein Mann, der schnäbelnde Flamingos auf ein Oberteil druckt! Da lacht man sich ja tot!»
    «Hm», machten die Schwestern. So einfach war es nun doch nicht. Die Enttäuschung saß tief.
    «Ist schon klar», sagte Vanessa halb giftig und halb beleidigt, «jetzt, wo du weißt, wie Prozentrechnung funktioniert, brauchst du nichts anderes mehr.»
    «Hallo! Prozentrechnung wusste ich ja wohl schon vorher», regte Frauke sich auf und boxte Vanessa in die Seite. «Du bist echt manchmal voll die Zicke.»
    «Ja, ich dich auch. Was heißt to annoy?»
    «Ärgern, belästigen.»
    «Genau. Annoy mich nicht.»
    Natürlich hatten sich alle, wirklich alle, aus ihrem Bekanntenkreis, die im passenden Alter waren, angemeldet. Und keiner, wirklich keiner, hatte mal eine Nachricht geschickt und darin mitgeteilt, dass es ja sehr schade sei, dass Antonia und Vanessa nicht mitmachen konnten.

    Später ging Vanessa ein wenig laufen, was sie hin und wieder machte, seitdem sie hier auf der Insel waren, und dann stand sie allein auf dem Oberland und schaute auf die Nordsee, die heute mehr tobte als sonst. Es hatte schon einen kleinen Herbststurm gegeben, und wenn man den anderen glauben wollte, war das «nur der Anfang gewesen». Es dämmerte, und der Wind wurde immer kühler. Sie zog ihre Jacke fester um die Schultern.
    «Na, auch keine Lust mehr?», hörte sie da eine Stimme und drehte sich um. Vor ihr stand ein Mann im Jogginganzug. Er sah traurig aus.
    «Nicht wirklich. Es ist alles so sinnlos», sagte Vanessa.
    «Das finde ich auch.» Der Mann kam näher und stellte sich an den Rand. «Wofür das alles?» Er schnaubte auf. «Für was?»
    Plötzlich bekam Vanessa einen Schreck. Das war ein Selbstmörder!
    «So schlimm ist es ja auch nicht», sagte sie schnell. «Man muss einfach nur nach vorn blicken. Man darf nicht alles wegwerfen. Tun Sie es nicht.»
    «Was soll ich nicht tun?», fragte der potenzielle Selbstmörder.
    «Springen», sagte Vanessa.
    Er starrte sie ungläubig an. «Du dachtest, ich wolle hier den Sittich machen? Hier runterspringen?»
    Vanessa nickte. «Ja.» Den Sittich machen. Das war ja auch eine nette Umschreibung.
    Er schnaubte. «Ich meinte das
Joggen
. Ich jogge und jogge und nehme nicht ab. Meine Schilddrüse ist falsch eingestellt, und es wird noch Monate dauern, bis sich das reguliert hat.» Er drehte sich um. «Da hat man Urlaub und wird noch nicht mal bemitleidet», sagte er und joggte davon.

    Natürlich machte auch Sophia beim Casting mit. Da Vanessa und Antonia mit ihr nicht mehr auf Facebook befreundet waren, bekamen sie es zwar nicht direkt von ihr mit, aber von den anderen, die ständig irgendwelche Fotos von ihr kommentierten. Sophia hatte einen Visagisten engagiert und sich von Kopf bis Fuß neu eingekleidet. Und Marko tönte überall rum, dass seine Freundin ja wohl die besten Chancen hätte.
    «Ich bin immer noch nicht darüber hinweg», sagte Vanessa zu Frauke. Sie saßen abends auf der Düne und grillten. Es war nun schon so kühl, dass sie Jacken tragen mussten, aber die Luft war klar, die Steaks und die Würstchen schmeckten lecker, und der Kartoffelsalat, den Jasmins Mutter spendiert hatte, war sowieso nicht zu toppen.
    «Manchmal will man Dinge nicht kapieren», sagte Frauke, die irgendwie immer für alles eine plausible Erklärung hatte.
    «Und ich finde es gut, dass ihr hier seid», sagte Fridtjof. Er konnte mittlerweile richtig gut schwimmen und Jan halbwegs stillsitzen. Und segeln konnte er auch schon ein bisschen. Fridtjof hatte ihm sämtliche Knoten gezeigt, und Jan beherrschte nun sogar schon den schwierigen Palstek.
    «Echt?», fragte sie.
    «Na klar», sagte Fridtjof und grinste sie an. «Auf der Insel ist man über jede Abwechslung glücklich. Ich finde auch, dass …»
    «Ha. Ha. Ha. Gibst du mir bitte noch Kartoffelsalat?»
    «Na klar.» Fridtjof nahm ihren

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