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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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Klingeln meines Handys. Auf dem Display erschien eine Nummer, die ich erst nach kurzem Grübeln einordnen konnte. Die der ›Morgenpost‹. Na, super. Thomas war dran, mit dem ich so nett geplaudert hatte und mit dem ich mich fast auf ein Bier getroffen hätte. Verräter.
    »Jule, hast du die ›Mopo‹ schon gelesen?« Er klang zumindest nicht sensationsheischend.
    »Ja, gerade eben. Der Schock meines Lebens!«
    »Dann stimmt es gar nicht mit dem Lottogewinn?«
    »Natürlich nicht!«, blaffte ich ihn an. »Wieso schreibst du so was? Und dann noch mit meinem vollen Namen. Das ist Rufmord.« Ich gefiel mir in der Rolle der gekränkten Diva.
    »Hör mal, ich hab das gar nicht geschrieben. Mein Chef hat das mit dem Lottojackpot auf eurem Sender gehört. Du hast es selbst gesagt.« Trotz der angespannten Situation waren wir beim zwanglosen Du geblieben.
    Ich verdrehte genervt die Augen. »Das war doch nur ein Scherz. Hätte ich gewusst, was für eine Lawine ich damit lostrete, wäre ich im Bett geblieben. Stell das gefälligst richtig.« Thomas entschuldigte sich bei mir, blieb aber höflich auf Distanz, so wie ein geübter Profi es tut.
    »Mein Chef bat mich, dich anzurufen. Ich soll die Geschichte weiterdrehen. Hast du nun Lotto gespielt, oder nicht?«
    »Ja, habe ich!«, bemerkte ich richtigerweise und schlug mir mit der ›Mopo‹ vor den Kopf. Diese Aussage führte nun in eine gänzlich unglückliche Richtung.
    »Okay. Hör zu, Jule. Ich versprech dir, ich schreibe nichts drüber. Ich hatte schon mal einen Bericht über einen Jackpotgewinner, der partout nicht in die Öffentlichkeit wollte.« Na, das hat ja prima geklappt, sinnierte ich und hoffte, dass der Schwachsinn bald ein Ende haben würde.
    »Lass mal gut sein!«, entließ ich ihn. »Morgen interessiert eh keinen mehr die Zeitung von gestern. Tschüs!« Jedes Wort war mir zu viel, ich wollte sämtliche Zeitungsreporter und Bankkonten im Wartezimmer parken.
    »Wollen wir vielleicht mal ein Bier zusammen trinken gehen?«, wagte Thomas sich noch vor.
    »Ich trink nur Kakao!«, erwiderte ich, was übersetzt so viel bedeutete wie: Wir stoßen bestimmt nie zusammen an.
    Am liebsten hätte ich mich in ein mehrmonatiges künstlichesKoma versetzt und wäre erst wieder aufgewacht, sobald die Welt neue Themen hätte, Dotz mich und meine Millionen abgehakt hätte und die Herbststiefelmode auf dem Markt wäre. Vorerst tat es auch ein heißes Schaumbad, beschloss ich. Doch daraus wurde leider nichts. Ich hatte die Rechnung ohne Verena gemacht.
    Sie klingelte Sturm, und ich brauchte mehrere Anläufe, bis ich durch die Gegensprechanlage ihre Stimme identifizierte und mich wieder an mein Versprechen erinnerte. Irgendwas mit einem Bett von eBay. Nach nichts war mir weniger zumute als Rattanbetten durch Hausflure zu schleppen und mit Müh und Not in zu kleinen Autos zu verstauen. Na ja, die Besteigung eines 8000er konnte noch qualvoller sein.
    »Hast du mich vergessen?«, fragte Verena, als ich leicht derangiert auf die Straße stolperte.
    »Nein, ich hatte nur, äh ja, vielleicht doch.« Verena musterte mich intensiv.
    »Es steht sogar schon in der ›Mopo‹, hast du gesehen?«
    »Ja, aber ich hab denen schon gesagt, dass sie nicht so einen Mist schreiben sollen. Außerdem, wer interessiert sich schon für Lottogewinner?«
    »Na ja, du. Du hast doch auch etwas darüber gemacht.« Sie hatte recht.
    »Vergessen wir das mal bitte. Lass uns schnell das Bett holen und dann noch irgendwo was trinken, von mir aus. Ich bin total k. o.«
    Mit dem Auto brauchten wir nur ein paar Minuten. Ungefähr viermal so lang dauerte es, bis wir in einer der Straßen mit den großen Altbauwohnungen einen Parkplatz gefunden hatten. In der Zeit hätten wir das Bett bereits zu Fuß bis nach Winsen an der Luhe getragen.
    Die Bewohner dieser Gegend planten die Parkplatzsuche fest in ihren Zeitplan ein. Viele verließen ein Restaurant zwanzigMinuten vor den anderen, weil sie mit dem Auto da waren. Die übrigen Eppendorfer nickten dann verständnisvoll. Viele gingen auch gar nicht mehr aus, weil sie ihren guten Parkplatz nicht aufgeben wollten. Das war in etwa eine genauso gute Entschuldigung wie »Das Kind hat Fieber«, wobei man das mit dem Parkplatz sofort glaubte, die Sache mit dem kranken Kind nicht immer.
    »Wir hätten das Bett anliefern lassen sollen«, klagte ich vielleicht eine Spur zu genervt.
    »Dann hätte ich auch gleich das teure Originalbett aus dem Laden kaufen können.«
    Wir irrten im

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