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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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dem Bett, also aus einem bestimmten Grund?« Verena sah in meiner Begleitung ihre Felle davonschwimmen und versuchte abzulenken.
    »Gibt es viele Interessenten?« Lea lehnte lässig an der Kühlschranktür und blickte uns abschätzend an.
    »Viele Interessenten? Für meinen Mann oder wofür?« Ich fand die Bemerkung ganz witzig, Verena gar nicht.
    »Nein, für das Bett natürlich«, korrigierte sie schnell.
    »Ja, den einen oder anderen. Aber Sie gucken es sich als Erste an. Wenn Sie es gleich mitnehmen, dann kriegen Sie es, wieabgemacht. Und nein, wir trennen uns nicht.« Dabei sah diese Lea mich mit gerecktem Kinn an. »Wir kaufen uns ein neues Bett. Die Erinnerungen an dieses sind nicht die besten«, fügte sie noch ohne weitere Erklärung an.
    Was mochte es bedeuten, wenn man von seinem eigenen Bett enttäuscht war? Unerfüllte Kinderwünsche? Zu viel Geknarze? Dicht beieinander liegen und sich doch nicht nahe sein? Während ich diese Möglichkeiten gegeneinander abwog, folgten wir der Frau, die zugegebenermaßen einen verdammt guten Po in der Jogginghose hatte, ins Schlafzimmer.
    »Ach ja, toll, genau so hatte ich es mir vorgestellt. Ich nehme es.« Verena beging den Kardinalfehler, den man bei Besichtigungen von Häusern, Autos oder Betten nie begehen durfte: Sie schwärmte. Selbst wenn man in einer Villa mit Meerblick stand und ein Makler mit Einstecktuch um einen herumscharwenzelte, sollte man möglichst immer noch einen gelangweilten Gesichtsausdruck und eine beleidigte Schnute aufsetzen und Dinge sagen wie: Ja, und wo, bitte schön, ist der palmenumrankte Jacuzzi?
    Na ja gut, das konnte man vielleicht nicht direkt mit dem Rattanbett hier vergleichen. Mir sollte es recht sein, wenn Verena schnell zusagte, dann wären wir die blöde Kuh los und ich bald wieder zu Hause. Das Bett sah ganz gemütlich aus, ein Bett, wie es in etlichen Schlafzimmern stand. Ich meinte sogar, auch schon einmal in so einem Bett gelegen zu haben. Mein eigenes war eher im Stofflook gehalten. Beides hatte seine Vor- und Nachteile.
    »Wie viel sollte es noch mal kosten?« Verena begann die Preisverhandlung. Sie würde leichte Beute für Lea sein. Das war eine Frau, die sich nicht auf Handeln einließ. Musste sie auch nicht, Verena kramte bereits bereitwillig in ihrer Tasche nach Scheinen.
    »Ist denn der Lattenrost noch in Ordnung?« Ich drückte rein prophylaktisch zweimal auf die weiche Matratze, allein, um die knallharte Besitzerin aus der Fassung zu bringen. Als ich michdem Bett näherte, spähte ich auf die Fensterbank dahinter. Ich betrachtete unauffällig die Fotos, auf denen Lea im Arm eines Mannes lehnte. Beim Skiurlaub, auf irgendeiner Karibikinsel und unterm Weihnachtsbaum. Die Kerzen am Baum strahlten mehr als die beiden. Sie lachten unecht. Ich erkannte das sofort. Und das war nicht das Einzige, was ich erkannte. Den Mann hatte ich auch schon einmal irgendwo gesehen.
    »Hundertvierzig Euro, wie besprochen«, hörte ich Lea im geschäftsmäßigen Ton sagen.
    »Wir hatten doch hundertzwanzig gesagt!«, hielt Verena dagegen. Ich vernahm das Gespräch wie durch Watte. Hatte ich den Typen schon mal interviewt? War das nicht der Chef dieser Cafékette gewesen? Nein, das konnte nicht sein, der war viel älter.
    »Nein, hundertvierzig! Die anderen würden auch hundertvierzig zahlen.«
    »Ich habe aber nur hundertzwanzig dabei. Ich bin mir auch sicher, dass wir hundertzwanzig gesagt haben.« Verena kramte tiefer in ihren Hosentaschen, mehr als zwei Fünfziger und zwei Zehner kamen aber nicht zum Vorschein.
    »Jule, kannst du mir zwanzig Euro leihen?« Ich schüttelte den Kopf.
    Oder war das einer aus dem Fitnessstudio? Vom Zumba? Nein, niemals. So ein Typ machte Boxen oder was mit Gewichten. Er sah ganz gut aus, dunkle Haare, und viel netter als sie.
    »Ich habe überhaupt kein Geld dabei«, murmelte ich.
    »Wirklich nicht? Bitte, guck doch noch mal nach.« Verena zuliebe tastete ich meinen Körper von oben bis unten ab, fand aber nichts. Irgendjemand hatte meinen Körper schon einmal von oben bis unten abgetastet, schoss mir blitzartig eine weitere Erinnerung durch den Kopf.
    »Darf ich mal auf die Toilette?« Zum zweiten Mal platzte ich in die laufende Verhandlung.
    »Ja, da hinten, die fünfte Tür auf der linken Seite«, deutete Leavage den Weg. Es hätte mich auch nicht weiter gewundert, wenn sie »die achtundneunzigste Tür auf der linken Seite« gesagt hätte. Hoffentlich verlangte sie kein Geld für die Klonutzung. Ich

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