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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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Auswirkungen von WhatsApp auf Display und Psyche schreiben. Vollneurotikerin.
    Er war noch da! Diesmal hatte Ulf keinen »Musste los!«-Zettel hinterlassen. Er kam gerade mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche.
    »Tropft der Wasserhahn?«, fragte ich in Anspielung auf Maria Resches Gequengel.
    »Nö, wieso?« Ich winkte ab und schüttete die Brötchen in einen Korb.
    Butter, Marmelade, Nutella, Käse und Obst deckte ich auf. Wenig später beschmierte ich mein Lieblingssesambrötchen mit einer dicken Schicht Zitronenmarmelade und biss genüsslich hinein. Ulf nahm einen Schluck Kaffee, den ich schon seit Jubeljahren nicht mehr zubereitet hatte. Immerhin zog er keine angeekelte Grimasse.
    »Hast du den Mercedes jetzt eigentlich gekauft?« Seine halb trockenen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er sah gut aus.
    »Oh Mann, der Wagen muss weg. Gut, dass du dran gedacht hast.«
    »Nimmst du ihn nicht?« Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Wie sollte ich? Weißt du, was der kostet?«
    »Ja, klar!« Es hätte mich nicht gewundert, wenn Ulf auch noch die PS, den durchschnittlichen Verbrauch, die Größe des Kofferraums und die Anzahl der eingebauten Schrauben hätte runterbeten können. »Ich überlege ja, mir ein neues Auto zu kaufen.« Das erstaunte mich. Seinen Golf hatte er erst vor kurzem erstanden. »Könntest du dir vorstellen, dich an dem Auto zu beteiligen?«, fragte er beiläufig. »Also, dann könnten wir uns den Wagen teilen. Das ist im Grunde so wie zusammenziehen.« In der Bewegung, den nächsten Brötchenbissen zu nehmen, hielt ich inne.
    »Was? Du willst mit mir zusammenziehen?« Manchmal hörte ich nur halb zu, wie Ulf mir unsentimental klarmachte.
    »Nein, nicht so schnell. Ich dachte nur, du könntest was zumAuto dazugeben.« Ich ließ das Brötchen endgültig auf den Teller sinken, würde kein Stück mehr davon essen können. Ich hatte schon so genug zu schlucken.
    »Habe ich das richtig verstanden?«, fragte ich.
    Langsam tastete ich mich an das Unvermeidliche heran. Daran, dass Melanie und Carl sich nicht getäuscht hatten, ich mich hingegen umso mehr. Nicht Carl ließ sich gerade über den Tisch ziehen, ich hatte mich übers Bett ziehen lassen. Und das ganze drei Jahre.
    »Ulf, hast du die ›Mopo‹ gelesen, bevor ich dir von der Lottogeschichte erzählt habe?« Meine Stimme klang so ernst, dass auch Ulf merkte, etwas stimmte nicht.
    »Ja«, gab er kleinlaut zu.
    »Hättest du dich je wieder bei mir gemeldet, wenn du nichts von der ganzen Geschichte mitbekommen hättest?« Bevor er antwortete, biss er noch einmal von seinem Brötchen ab, was ich als bodenlose Frechheit empfand.
    »Weiß ich nicht genau«, gab er kauend zu.
    »Und deinem Vater, geht’s dem gut?«
    »Er ist topfit mit meiner Mutter im Urlaub.« Immerhin log er nicht mehr.
    »Würdest du bitte gehen!« Es war keine Frage, sondern eine Aufforderung. Ich versteckte meine zitternde Hand unter dem Tisch.
    Ulf stand auf, schnappte sich sein Sweatshirt, sagte Tschüs und nicht Entschuldigung. Kurz darauf fiel die Haustür ins Schloss. Der liebloseste, egoistischste Vollidiot aller Zeiten hatte mein Leben verlassen.
    Belämmert starrte ich auf den verschrumpelten Kaktus auf der Küchenfensterbank. In Zeitlupe wandte ich den leeren Blick ab und schaute auf mein Sesambrötchen. Eben hatte ich noch Marmelade drauf getropft. Jetzt tropfte eine Träne drauf. Es klingelte, und ich kam in die Gänge.
    »Ulf!«, dachte ich. Ja, ich würde ihm verzeihen, natürlich. Er müsste nur sagen, dass es ihm leidtäte und er nicht das Auto, sondern mich liebte.
    Vor dem Spiegel wischte ich mir zwei weitere Tränen aus den rötlichen Augen und öffnete betont lässig die Tür. Ulf war gealtert. Er war jetzt ungefähr Ende fünfzig, hatte schütteres Haar und trug einen schwarzen Mantel. Er sagte etwas, was ich gar nicht richtig verstand, weil ich meine Enttäuschung darüber verarbeiten musste, dass der echte Ulf nicht mehr wiederkäme.
    »… von der Lottozentrale komme ich. Ich wollte mit Ihnen über Anlagemöglichkeiten sprechen.« Ich starrte den Mann vor mir an wie ein Fragezeichen. Was wollte er? Dieser Scheißlottogewinn hatte mein ganzes Leben zerstört. Freund weg, beste Freundin weg.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich gereizt. Und etwas zu laut.
    »Sie vor falschen Finanzexperten warnen. Sicher haben Sie schon so einiges erlebt. Wir haben uns gedacht, nach allem, was los war, beraten wir Sie persönlich.« Ich warf die Hände in die Luft

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