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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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wirklich? Der echte Markus Röck von der Lottozentrale stand heute bei mir vor der Tür wegen Finanztipps. Er war mindestens zwanzig Jahre älter als du.« Anhand der Hintergrundgeräusche versuchte ich auszumachen, wo Dings, also hier mein Gesprächspartner, sich befand. Es klang nach Kneipe.
    Anstatt alles zu gestehen und sich zu entschuldigen, fragte er: »Hast du ihn reingelassen?«
    »Ja, sicher. Genauso wie ich Trottel dich reingelassen habe.« In mein Leben, fügte ich gedanklich noch etwas zu theatralisch an.
    »Schön blöd. Das muss ein Betrüger gewesen sein. Ich bin mir sicher, dass es bei uns keinen zweiten Markus Röck gibt. Aber dass es mich gibt, weiß ich sicher«, sagte … jetzt doch Markus Röck? Ich meinte, ein klitzekleines amüsiertes Lächeln zu hören. »Der Sache müssen wir natürlich nachgehen«, sagte er ganz sachlich. »Hat er behauptet, er sei Finanzexperte bei uns?« Ich bejahte. »Hat er irgendwas dagelassen?« Die Visitenkarte fiel mir ein. Ich kramte sie aus der Jackentasche hervor. »Kannst du mir die Nummer geben, die darauf steht?« Er (keine Ahnung, wie ich ihn jetzt nennen sollte) spannte mich doch tatsächlich als seine persönliche Assistentin ein.
    »Nö. Erst mal sagst du mir jetzt, warum ich dir glauben sollte.« Ich hatte schon das Recht, mich ein klein wenig pampig zu präsentieren, schaute mich aber um, ob irgendein Kollege in der Nähe war. Die Luft war rein.
    »Du hast gesagt, er wollte mit dir über deinen Lottogewinn sprechen, stimmt’s?« Ich bejahte wieder. »Aber du hast doch gar nicht im Lotto gewonnen. Das hätte er doch eigentlich wissen müssen.« Ob er mit Carl unter einer Decke steckte? Der hatte das Gleiche angemerkt. Es klang plausibel.
    War also der echte Markus Röck im Grunde der falsche, und ich hatte den echten zu Unrecht verdächtigt? Mir wurde es um Längen zu kompliziert, und ich beschloss, mich auf wohlbekanntes Terrain zu begeben.
    »Trotzdem!«, begann ich bockig. »Außerdem hast du nicht auf meine WhatsApp geantwortet.« Die Kühle, Unnahbare war noch nie meine Idealrolle gewesen.
    »Aha!«, merkte Markus an. »Konnte ich ja auch gar nicht«, sagte er grinsend. Das machte mich fuchsig.
    »Wieso?« Ich hatte leider einen Tonfall am Leib, der mindestens drei Nummern zu zickig klang. »Ich habe dir vor Stunden eine Nachricht geschickt, und du hast dich seitdem nicht einmal eingeloggt.«
    »Oh, ich werde also überwacht. Sieh an.« Mein eigentliches Ansinnen, ihn aus der Reserve zu locken, war nicht geglückt, dafür ritt ich mich Zentimeter um Zentimeter weiter in den Schlamassel hinein. »Ich bin in London, Jule. Die Roaming-Gebühren sind megateuer. WhatsApp läuft übers Internet, wie du als Fachfrau sicher weißt, ich war überhaupt noch nicht online.« Auch das klang total logisch. Aber wieso wusste ich nichts von seiner Reise nach London? Da ich mich verbal sowieso schon halb ausgezogen hatte, war der restliche Seelenstriptease auch egal.
    »Das hast du ja gar nicht erzählt, das mit London.« Hoffentlich klang ich etwas freundlicher.
    »Ich hätte es dir ja erzählt, aber dann kam etwas oder besser jemand dazwischen.« Ich sackte noch weiter auf der Tischplatte zusammen.
    »Ach so, ja, das stimmt. Du meinst Ulf. Das war übrigens ein Missverständnis.« Markus hielt kurz seine Hand auf die Telefonmuschel und rief einer anderen Person etwas zu, dann konzentrierte er sich wieder auf mich.
    »Ein Missverständnis? Wie meinst du das? Heißt er gar nicht Ulf?« Wer konnte es Markus verübeln, dass er sarkastisch wurde.
    »Okay, du hast gewonnen. Es tut mir leid. Es war ein Fehler. Ulf war nur auf mein Geld aus, auf das nicht vorhandene. Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich wollte dich fragen, ob ich dich zum Essen einladen kann, als Entschuldigung. Also, wenn du überhaupt jemals wiederkommst.« Ich konnte durch das Telefon hören, wie im Hintergrund eine Live-Band zu spielen begann. Und trotz der Lautstärke konnte ich auch hören, dass er grinste.
    »Oder ob ich mir gerade eine neue Identität zulege, meinst du?«
    »So was in der Art«, gab ich kleinlaut zu.
    »Ich sag dir jetzt mal drei Sachen. Erstens: Gib mir bitte die Nummer, die auf der Visitenkarte von dem angeblichen Markus Röck steht.« Ich befolgte brav seinen Befehl. Er brauchte einen Augenblick, bis er einen Bierdeckel und einen Stift gefunden hatte. Ich stellte mir vor, wie er einen Heidenspaß in einer Londoner Kneipe hatte, und wagte gar nicht daran zu denken, mit wem er

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