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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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nachgedacht, geschweige denn gesprochen. Bisher hatten wir uns immer nur über sie aufgeregt, weil sie mit ihrer Pingeligkeit wahnsinnig nervte. Jetzt lenkte mich die Zusammenkunft zu Ehren von Frau Resche von anderen Dingen ab.
    »Willst du in ihre Wohnung ziehen?« Carl schaute Kaschi nicht an, aber ein anderer konnte ja nicht gemeint sein.
    »Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen könnte, eine richtige Wohnung!« So lange schon hauste er in dem Wohnwagen.
    »Das hättest du dir verdient.« Carl warf Kaschi einen besorgten Blick zu, so wie der ältere Bruder dem jüngeren. So stellte ich es mir zumindest vor.
    Schweigend und kleine Schlückchen von meinem Wein nehmend beobachtete ich die beiden alten Männer zu meiner Linken und meiner Rechten, wie bei einem Tennisspiel. Ich fand sie wortkarg und irgendwie rätselhaft.
    »Ich überlege es mir«, sagte Kaschi nachdenklich.
    »Ist gut. Willst du Bonny denn wirklich mitnehmen?«
    Kaschi nickte vehement und murmelte etwas, das mich hätte stutzig machen können, wenn ich denn gedanklich voll auf der Höhe gewesen wäre. »Dann habe ich wenigstens etwas von ihr!«

Das Glück ist ein Schmetterling.
Jag ihm nach, und er entwischt dir.
Setz dich hin, und er lässt sich
auf deiner Schulter nieder.
    Anthony de Mello
    »Aruba, Barbados, Guadeloupe, Martinique, Kuba. Wo willst du hin?« Verenas SMS riss mich aus meinen Träumen und ließ mich gleich wieder träumen.
    »Wo kann man denn am besten Zumba lernen?«, tippte ich und legte mich gemütlich im Bett auf die Seite.
    »Überall«, kam es prompt zurück. »Zumba ist übrigens eine Kombination aus Reggae, Salsa, Samba, Bachata, Merengue und Calypso.« Verena schien sich zu langweilen und bei Wikipedia geschnüffelt zu haben.
    »Und ich dachte, Zumba sei eine Kombi aus Verrenken, Stolpern, Schwitzen und Stirnband«, schrieb ich und freute mich, dass mit Verena wieder, alles beim Alten war.
    Sofort piepste es wieder und ich stellte mich auf einen längeren SMS-Wechsel mit Verena ein.
    »Bin wieder da. Ich fänd es schön, wenn sich unsere Wege noch einmal KREUZEN.«
    Oh! Markus Röck, der Mann halbmittleren Alters. Der genauso wirre, um die Ecke gedachte Wortwitze machte wie ich. »Unsere Wege kreuzen« von einem Lottofachmann, nicht schlecht. Mal sehen, ob mir etwas noch Bekloppteres einfiel. Denn gegen das Kreuzen hätte ich schon nichts einzuwenden gehabt. Ich musste nicht lange überlegen.
    »Kreuz doch einfach heute Abend um 19 Uhr im Piazza auf«, simste ich.
    Mario machte durch mich den Umsatz seines Lebens. Vielleicht könnte ich einen Dauerstammplatz beantragen, auch für die Zeit, wenn die Handwerker meine Wohnung auf den Kopf stellten. Heute würden sie vorbeikommen und das Badezimmer ausmessen. Wehe, sie rührten Mamas Bilder und die Staffelei an. Der Gedanke trieb mich aus dem Bett in Richtung Atelier.
    Im Nachthemd und mit nackten Füßen setzte ich mich auf den kleinen Hocker. Nachdenklich betrachtete ich Mamas Kunstwerke, suchte mir ein leeres Stück Leinwand und inspizierte die Farbpalette. Alles eingetrocknet. Allerdings fand ich noch einige Tuben Acrylfarben, die noch nicht geöffnet und dadurch selbst nach all den Jahren noch brauchbar waren. Ich benötigte bloß eine Farbrichtung. Aus der Küche besorgte ich ein Glas Wasser und wusch den Pinsel aus, der hart wie Zement war. Wie im Kunstunterricht früher. Irgendwo musste doch noch ein unbenutzter herumliegen. In der Schublade des Kiefernschreibtischs fand ich mehrere. Mit dicken Borsten und ganz feinen. Ehrfürchtig besah ich die Utensilien, für die ich mich nie richtig interessiert, die ich aber auch nicht auszusortieren gewagt hätte. Und dann malte ich einfach so drauflos. Hier ein Strich, da ein angedeuteter blauer Kreis.
    »Jule, es ist total entspannend zu malen.« Die Aufforderung meiner Mutter, es doch auch einmal zu versuchen, hatte ich immer spöttisch belächelt. Total versponnen fand ich sie. Zudem war ich der Meinung, dass man sich nicht bei etwas entspannen konnte, das man gar nicht beherrschte. Das erinnerte mich wieder an Zumba. Wie sollte es befreiend und lösend wirken, wenn man die ganze Zeit darauf bedacht war, sich nicht mit den Füßen des Tanznachbarn zu verknoten.
    Es floss ganz gut, das Bild nahm Gestalt an, selbstredend komplett laienhaft. Aber ich brachte in Ansätzen das auf die Leinwand,was ich mir vorgestellt hatte. Nach einer knappen Stunde stand ich auf, betrachtete das Bild aus einer gewissen Entfernung. Die

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