SECHS
etwas kauft, was nicht gestohlen sein kann? Das Gesetz beschränkt die Hehlerei auf körperliche Gegenstände.“
Heydarian überlegte.
„Okay. Ich begehe also keinen Diebstahl, und Sie sind kein Hehler?“
Rentsch nickte. Heydarian hatte verstanden. Trotzdem blickte er skeptisch.
„Aber offenbar ist das Ausspähen von Daten doch strafbar? Sonst wäre es ja nicht geregelt. Also mache ich mich doch strafbar!“
„Und wer soll davon erfahren? Glauben Sie mir, ich kenne eine Menge Leute, die sehr mächtig sind. Selbst wenn herauskäme, aus welcher Quelle die Daten kämen ... die würden alle die Hand über Sie halten. Ich übrigens auch, mein Bester.“ Er prostete dem Mann zu.
Rentsch verschwieg, dass das letzte Mal fast alles aufgeflogen wäre und damit nicht nur er, sondern auch Heydarian in große Schwierigkeiten gekommen wäre.
„Aber meinen Job würde ich in jedem Fall verlieren", gab Heydarian zu bedenken.
Rentsch winkte ab.
„Mein Lieber. Glauben Sie, den brauchen Sie noch? Glauben Sie, die Stadt ließe sich lumpen?“
„Wie oft soll ich das machen?“
„Es geht schon um eine längerfristige Zusammenarbeit.“
Rentsch zuckte theatralisch mit den Schultern.
„Sie wissen ja ... die Kassen!“
„Wenn ich weitermache. Was ... ich meine, wie viel springt da für mich heraus? Es müsste schon einen gewissen Anreiz geben. Mehr als bisher jedenfalls.“
Rentsch liebte es, zu verhandeln. Denn dann war man so gut wie im Geschäft. Es war immer nur eine Frage des Preises. Jeder war käuflich. Absolut jeder.
Rentsch räusperte sich.
„Nun ... für jeden braven Bürger, den wir zur Mitarbeit überreden, wären wohl zehntausend als Prämie drin.“
Heydarian ließ die goldgelbe Flüssigkeit kreisen und schaute dem kleinen Wirbel zu.
„Fünfzehntausend", sagte er, ohne aufzuschauen.
Rentsch lachte.
„Sie gefallen mir, Mann!“
Jetzt blickte Heydarian auf und grinste.
„Zwölftausend und die Flasche dazu", sagte Rentsch.
Der Informant nickte.
„Jetzt haben wir einen Deal.“
Die Männer besiegelten die Sache mit einem Handschlag.
Rentsch war zufrieden. Das war ein Schnäppchenpreis, verglichen mit dem, was er einstreichen würde.
Im Anschluss an das Geschäft betrieben beide noch ein wenig Smalltalk. Wobei es mehr ein Monolog war. Rentsch unterhielt seinen Gast noch mit den Tiefen und Untiefen der Politik, dem Für und Wider von Frauen, und er vermied auch nicht zu bemerken, dass seine Ehe die Hölle sei.
Nachdem der Whisky geleert, damit knapp eintausendzweihundert Euro versoffen waren, befand Rentsch, dass es nun an der Zeit wäre, das Gespräch zu beenden und sich nach seiner Sekretärin umzusehen.
Als der Hausherr die Tür des Arbeitszimmers öffnete, sah er gerade noch jemanden um die Ecke huschen. Der Flur, der zum Arbeitszimmer führte, war zu dunkel, um deutlich erkennen zu können, wer das gewesen war, aber er hatte einen Verdacht. Sein Gesicht verfinsterte sich. Doch alles zu seiner Zeit. Auch darum würde er sich kümmern.
Die beiden Männer mischten sich wieder unter die Gäste. Rentsch hielt nun Ausschau nach seiner attraktiven Sekretärin Yasmin, konnte sie aber zu seinem Leidwesen noch nicht entdecken.
-38-
Das EKG sendete unablässig Signale an die Oberfläche. Jede Kurve auf dem Monitor schrie den beiden Frauen entgegen: Ich höre euch. Helft mir! Doch sie bemerkten es nicht. Zu sehr war die eine damit beschäftigt, ihr Glück nicht fassen zu können und die andere damit, darüber nachzudenken, was das jetzt für Anna bedeutete. Vielleicht hatte die Polizistin sich geirrt, und der Anruf war schlicht das Ergebnis einer Verwechselung?
„Denken Sie auch darüber nach?“, fragte Corinna leise.
„Worüber?“
„Wer derjenige ist? Der Tote, meine ich.“
„Im Moment nicht. Ich bin froh, dass mein Mann noch da ist und Ihre Schwester ihn nicht dabei ...“, sie wagte sich nicht, es auszusprechen.
„Das bin ich auch. Ganz ehrlich. Aber wenn meine Schwester Ihren Mann angefahren hat, warum erzählt mir die Polizei dann, dass sie wegen fahrlässiger Tötung ermittele? Das passt doch nicht zusammen!“
Melanie musste sich eingestehen, dass sie darüber noch nicht nachgedacht hatte.
„Wollen Sie damit andeuten, dass die Polizei sich verwählt hat, den Fall irgendwie vertauscht?“
„Ich weiß langsam nicht mehr, was ich glauben soll! Die Wahrscheinlichkeit ist wohl eher gering, aber möglich wäre es doch, oder? Immerhin liegt der Beweis doch vor uns. Ihr
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