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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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Gewissheit.
    „Ist der Mann ... verstorben?“
    „Moment ...“, Geklapper, “... die Klinik hat uns die Auskunft gegeben, dass der Geschädigte seinen Verletzungen erlegen ist, ja.“
    Nun hatte sie ihre Gewissheit.
    „Okay. Danke“, bestätigte Corinna resigniert.
    „Sie sollten für Ihre Schwester anwaltliche Beratung in Anspruch nehmen", sagte Matthau.
    „Das habe ich heute schon einmal gehört, danke.“
    „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
    Corinna seufzte.
    „Nicht für mich. Aber ich habe hier jemanden, der ebenfalls eine Auskunft benötigt.“
    Mit einem auffordernden Nicken übergab Corinna das Telefon.
    „Mein Name ist Melanie Brenner.“
    Melanies Stimme war gefasst. Keinerlei Zittern lag darin. Die Ausgangslage war auch eine völlig andere. Ihr Mann lebte. Es ging hier nur noch darum, herauszufinden, wer für seinen Zustand verantwortlich war. Jede Klarheit diesbezüglich war eine, der man in die Augen sehen konnte. Dachte sie.
    „Ich bin die Frau von Frank Brenner. Mein Mann wurde heute Morgen angefahren. Ich will wissen, wer das getan hat!“
    „Brenner? Frank? Warten Sie einen Moment", sagte Matthau.
    Auch Melanie hörte nun das Geklapper.
    „Frau Brenner? Wir haben hier eine Frau Juliane Fay als Beschuldigte.“
    Melanie schwieg. Das also war die Person. Nun, da die Verantwortliche benannt war, überkam sie doch noch ein Gefühl. Das der Wut.
    „Was ist mit der Frau passiert?“, fragte Melanie.
    Corinna, der diese Veränderung im Tonfall nicht entging, beobachtete Melanie angespannte.
    „Nach Auskunft des Rettungsdienstes wurde sie nur leicht verletzt.“
    „Ist sie verhaftet worden?“, kam es fordernd.
    „Frau Brenner. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist das nicht nötig.“
    Die Antwort war keine Überraschung. Ihre Frage war nichts weiter gewesen, als der spontane Ausdruck ihres Wunschdenkens. Trotzdem schluckte sie schwer.
    Der Beamte fuhr fort.
    „Es sieht im Moment so aus, als wäre hier ein tragischer Unfall passiert“, tröstend setzte er hinzu, „aber auch so etwas hat Konsequenzen.“
    Doch das war natürlich kein Trost. Denn die „Konsequenzen“ spürte in erster Linie Frank.
    „Was genau ist passiert? Können Sie mir das sagen?“
    Am anderen Ende klapperte wieder die Tastatur.
    „Nach allem was wir wissen, war Ihr Mann gerade dabei die Straße zu überqueren, als ihn der Wagen von Frau Fay erfasste. Die Unfallgegnerin hatte zu diesem Zeitpunkt Grün.“
    Das war ein Hieb der Melanie traf.
    „Sie wollen mir sagen, dass mein Mann Schuld hat?“, rief sie ungläubig in den Hörer.
    „Ich beschuldige niemanden, ich sage Ihnen nur, was die EDV und die aktuellen Ermittlungen hergeben“, erwiderte Matthau.
    Melanie versuchte sich zu beruhigen.
    Jetzt wollte sie nur noch erfahren, wo es passiert war. Und sie erfuhr es.
    Den Unfall, den sie gehört hatte, war der, dem ihr Mann nun seine Situation zu verdanken hatte. Bei dem Krankenwagen, der heute Morgen an ihr und den Kindern vorbeigerast war, handelte es sich um den, der ihren Mann ins Krankenhaus gefahren hatte. Demnach war es auch in ihrer Straße passiert. Es war also alles ganz genau so, wie sie sich das zusammengereimt hatte.
    Die Geräusche des Aufpralls rollten wieder über ihr Bewusstsein, wie ein Panzer über frisches Gras. Und genau so, wie sich das Gras in dessen Ketten verfängt, hochstiebt und durcheinandergewirbelt wird, erging es jetzt ihrer Contenance. Mit der freien Hand fuhr sie sich durchs Haar, fegte eine Strähne aus dem Gesicht.
    Nachdem Matthau die weitere Verfahrensweise erklärt hatte, beendete sie das Gespräch.
    „Und?“, fragte Corinna ungeduldig.
    „Ihre Schwester ist nicht schuld.“
    „Ich weiß. Die Fälle wurden auch nicht vertauscht.“
    Melanie atmete tief aus. Ihr Atem bildete eine Wolke in der kalten Winterluft. Dann nickte sie. Niemand brauchte auszusprechen, was das bedeutete. Das Opfer von Anna war tatsächlich tot.
    „Frank wurde von einer anderen Frau angefahren. Es ist wohl passiert, als er die Straße überqueren wollte.“
    Corinna nickte.
    „Der Unfall war bei uns in der Straße. Ihr ist nichts passiert“, setzte Melanie hinzu.
    Sie hob die Arme seitwärts und ließ sie dann gleich wieder sinken. Eine Geste der Hilflosigkeit.
    Corinna schüttelte den Kopf.
    „Es bringt nichts, sich Ausgleich zu wünschen", sagte sie.
    Melanie schwieg einen Moment nachdenklich.
    „Ich weiß. Bin einfach nur erschöpft, glaube ich.“
    „Wollen wir wieder

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