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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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sie.
    „Produktmanagerin. Das klingt interessant. Darf ich fragen, welche Produkte Sie managen oder was auch immer man da tut?“ Er lächelte ahnungslos.
    „Ich arbeite für ein großes Telekommunikationsunternehmen. Wir denken uns Geschäftskundenprodukte aus. So im Groben ist es das.“
    „Aha. Davon verstehe ich absolut gar nichts.“ Jasper zog die Stirn in Falten.
    „Darf ich Sie dann mal anrufen, wenn mein Telefon nicht funktioniert?“
    Sie lachte.
    „Nein, ich glaube nicht. Ich muss zwar die Technik verstehen, aber so sehr dann doch nicht, dass ich sie auch reparieren können muss. Außerdem sind Sie ja Privatkunde. Das ist nicht mein Segment. Schon vergessen?“
    Sie zwinkerte ihm zu.
    „Ich verstehe.“
    „Sagten Sie nicht gerade, Sie verstehen nicht?“
    „Ertappt!“ Er grinste.
    „Aber zurück zum Thema. Sie können sich wirklich nicht mehr daran erinnern, wie es zu der ersten Bremsung kam?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Nein. Tut mir leid.“
    „Gut, dann werde ich das so zu Protokoll nehmen. Jetzt ist mein Kaffee getrunken und Sie sind mich los.“ Jasper lächelte versöhnlich.
    „Wenn noch etwas ist ... ich bin noch eine Weile außer Gefecht gesetzt. Sie können mich also gerne wieder besuchen.“
    „Ich hoffe, das wird nicht nötig sein.“ Er zwinkerte ihr zu und drückte den Stuhl laut schabend nach hinten. Sie tat es ihm nach und geleitete ihn dann zum Ausgang.
    Als er die Tür erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um.
    „Frau Fay, eines noch ...“
    Sie zog überrascht die Stirn in Falten.
    „Ja?“
    „Woher kennen Sie eigentlich Herrn Brenner?“
    „Das tue ich nicht!“
    „Ach, ich dachte Sie hätten vorhin seinen Namen erwähnt?“
    „Nein.“ Die Antwort kam schnell.
    Jasper musterte sie genau, suchte nach etwas hinter oder in dem „Nein“.
    „Dann habe ich mich wohl verhört", sagte er schließlich gelassen.
    Sie nickte und bedeutete ihm mit demonstrativ weit geöffneter Tür, dass sie die Unterhaltung als beendet betrachtete. Das verstand er.
    „Frau Fay, vielleicht muss ich noch einmal auf Sie zukommen.“
    Wieder nickte sie nur.
    Daraufhin drehte sich Jasper auf dem Absatz um und verließ ihr Haus. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen, schloss die Augen und atmete tief durch.

-47-
     
    Als das Handy die SMS mit der Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ signalisierte, schaute Sirkowsky nur kurz auf, widmete sich dann aber wieder dem Packen seiner Habseligkeiten. Viele waren das nicht. Denn wenn man wie er stets auf dem Sprung war, durfte man nicht allzu viel mit sich herumschleppen. Auf dem Sprung war er auch jetzt.
    Er befand sich inmitten der Vorbereitungen zur Abreise nach Cherson, seiner ukrainischen Heimat. Wirklich heimisch konnte man sich dort allerdings nicht fühlen. Zu grau und zu trostlos war die Stadt, ja, das ganze Land und damit ebenso die Assoziationen, die der Gedanke an eine Rückkehr ihn ihm hervorrief. So war es auch kein Wunder, dass sich seine Begeisterung, dort abtauchen zu müssen, in Grenzen hielt.
    Cherson, im Süden der Ukraine, etwa auf halber Strecke zwischen Odessa und der Krim gelegen, gehört zu den ärmsten Regionen Europas. Obwohl die Stadt in der Mitte zweier Touristenmagnete der Ukraine liegt und Cherson zu Sowjetzeiten ein bedeutender Ort für Handel und Industrie war, passierte man auf dem Weg zur Krim nichts weiter als unbewirtschaftete Felder und stillgelegte Industrieanlagen. Aber Cherson war weit entfernt von den Orten seiner Taten und somit ein sicherer Hafen - und nur darauf kam es schließlich an.
    Wenn er an seine Heimat dachte, dann fielen ihm eigentlich nur drei Dinge ein, die er mochte: Das Erste war Wodka, das Zweite Rassol und das Dritte waren Piroggen, Teigtaschen mit Speck und Zwiebeln. Es gab noch weitere Varianten, aber diese Füllung war ihm die liebste.
    Nach gut einer halben Stunde waren die Reisevorbereitungen abgeschlossen. Die SMS war bereits wieder in Vergessenheit geraten, als die Benachrichtigungsmelodie ein zweites Mal ertönte. Für „Spiel mir das Lied vom Tod“ gab es nur einen Auslöser. Und der hieß Rentsch.
    Widerwillig trottete Sirkowsky zu seinem Handy. Wenn Rentsch zwei SMS in so kurzen Abständen schickte, dann konnte das nur heißen, dass er gebraucht wurde. Das passte ihm überhaupt nicht, denn es gefährdete seine Sicherheit. Sirkowsky klickte sich in den Nachrichten-Ordner und öffnete die erste SMS.
    Brauche WODKA.
    Er

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