SECHS
Bewusstseins wurde von der Substanz verschlungen, in den finstersten Winkel ihres Geistes gesogen. Dort kauerte es wie ein verängstigtes Kind mit angezogenen Beinen und lauschte in die Dunkelheit.
*
Sie blickte teilnahmslos über Rentschs Schulter hinweg, als der sich an sie presste und ihr voller Erregung ins Ohr keuchte. Was ihr Hirn schon nicht mehr verstand und nur ihre Augen aufzeichneten war, dass irgendwo, in einer dunklen Ecke des Raums, ein kleiner roter Punkt blinkte.
An ... Aus ... An ... Aus ...
Rentsch knöpfte eilig die Bluse auf. Mit der einen Hand schlüpfte er darunter, packte eine Brust und walgte sie durch, als bestünde sie aus Teig. Mit der anderen griff er einen ihrer schlaff herunterhängenden Arme und führte ihre Hand zu seiner Hose. Er rieb sich an ihr, rieb sie an ihm. Er stöhnte.
Doch dann blitzte das Gesicht seiner Frau vor seinem inneren Auge auf, störte ihn in seiner Hingabe. Wann hatte er das letzte Mal mit ihr geschlafen? Er wusste es nicht mehr. Sein Bedürfnis das zu tun, war auch nicht sonderlich ausgeprägt. Ihr Reiz bestand nur noch darin, das Bild nach außen zu wahren, die Fassade vom treusorgenden Ehemann aufrechtzuerhalten. Sie bekleidete nichts weiter als eine repräsentative Funktion.
Die wenigen Augenblicke, in denen Swantje seine Gedanken beherrschte, reichten, um die Erregung deutlich abflauen zu lassen - nicht nur im Kopf, sondern auch in der Hose.
Seine Erektion hatte im Moment etwa die gleichen Zukunftsaussichten und Haltbarkeit, wie eine Boeing 747 mit ausgefallenen Triebwerken. Und sie nahm auch den gleichen Kurs.
Also fegte er ihr Bild schnell beiseite und konzentrierte sich wieder auf das warme Fleisch vor ihm. Doch so recht wollte es ihm nicht gelingen. Aber Rentsch gab nicht auf, kämpfte dagegen an.
Er umfasste Yasmins Rücken, hob sie ein wenig an und zog ihr den Rock von hinten bis über den Po hoch. Nun hatte er freie Sicht auf ihren weißen Slip, der unter dem glänzenden Schwarz der Kunstfaser verlockend leuchtete.
Die Nylons auszuziehen würde zu lange dauern und so riss er die Strumpfhose kurzerhand im Schritt auseinander. Alleine der Anblick ihres Geschlechts würde ihn schon wieder auf das richtige Gleis setzen, in Fahrt bringen und die Bahn in den Tunnel .
Als der Weg gebahnt, öffnete er eilig seinen Reißverschluss und zerrte das erschlaffte Glied nach draußen. In dem Moment, da er versuchte den Slip durch die geschaffene Öffnung zur Seite zu schieben, sie zu erfühlen und seiner Lust neuen Auftrieb zu verleihen, bemerkte er ein dumpfes Ziehen im Nacken.
Einen Moment fragte er sich, ob er seinen Orgasmus vielleicht etwas zu frühzeitig bekommen hatte? Doch noch bevor er die Angelegenheit überprüfen konnte, glitt er in eine tiefe Dunkelheit.
Dass seinen Lungen alle Luft entwich, die Stimmbänder dabei einen kehligen Laut produzierten, registrierte er nicht mehr. Ebenso wenig wie den Aufschlag seines wuchtigen Körpers.
-44-
Rentsch erwachte. Stöhnend griff er sich an den Kopf, tastete dort, wo der Schmerz herkam. Sein Haaransatz fühlte sich steif an, so als wäre dort irgendeine Flüssigkeit hineingelaufen und an der Luft getrocknet. Was auch immer das war, und einen Verdacht hatte er, seine Aufmerksamkeit galt jetzt mehr seinen immensen Kopfschmerzen. Langsam schaute er sich um. Erst nach rechts, dann nach links. Sein Blick war verschwommen, und so konnte er den Gegenstand, der links von ihm lag, nicht sofort erkennen. Nach ein paar Sekunden aber klärte sich sein Blick, und er identifizierte die Silhouette als die eines seiner Holzelefanten. Nur, warum lag die Figur auf dem Boden? Und warum lag er daneben? Er starrte gegen die dunkle Decke, versuchte sich zu erinnern. Die Bilder des Abends bröckelten herein. Die Party, das Gespräch mit Heydarian ... Yasmin ... und dann der Schmerz. Apropos Yasmin! Wo war sie? Und die Gäste? Er lauschte angestrengt nach Geräuschen. Nichts. Er richtete sich ächzend auf, sah an sich herunter und steckte schnell zurück, was ihm noch schlaff aus der Hose hing.
„Na, sind wir wach?“, kam es von hinten.
Die Stimme seiner Frau!
Er rieb sich die Schläfe, ohne sich umzudrehen.
„Bist du für das hier verantwortlich?“ Rentsch legte seine ganze Kälte in die Worte.
„Was denkst du denn?“ An ihrer Stimme konnte er hören, dass sie grinste. Sie freute sich, ihn so zu sehen. Der Wolf am Boden und nicht die Spur wehrhaft.
„Warum?“
Ein paar Sekunden herrscht
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