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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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Stille.
    „Das fragst du? Du widerwärtiges Schwein?“
    Und jetzt drehte er sich um. Ganz vorsichtig, denn sein Nacken schmerzte höllisch. Er sah Swantje auf dem Ledersessel sitzen, auf dem noch kurz zuvor Heydarian Platz genommen hatte. Ihr Kopf lag im Schatten. Er konnte nur die Umrisse erkennen. Lediglich ihre Beine und ihr Oberkörper wurden vom hereinfallenden Mondlicht angestrahlt. Rauchschwaden zogen langsam durch das Licht.
    „Wo ist die Kleine?“, giftete er sie an.
    „Das wüsstest du wohl gerne, hm? Zur Polizei vielleicht? Möglicherweise habe ich sie sogar dahin gefahren? Wer weiß ...“
    Rentsch dachte nach.
    „Welche Beweise hast du schon?“
    Plötzlich sah er auf Höhe ihres Bauchs ein rotes Licht aufleuchten. Es blinkte. An ... Aus ... An ... Aus. Er begriff. Das war die Videokamera.
    „Na, klingelt's?“ Ihm schlug der blanke Hass entgegen, stechender als der eisigste Polarwind.
    „Du warst die ganze Zeit ...?“
    „Ich und die Kamera. Wir waren dabei. Die beste Show unserer Ehe. Aber nicht mal hier bist du zum Abschluss gekommen. Nichts Neues.“, spottete sie.
    „Mir ist fast schlecht geworden, als ich gesehen habe, mit welcher Geilheit du dieses ... dieses Kind angegafft hast. Und da wusste ich, wohin das führen würde. Hierhin. Ich musste also nur warten und, et voilà, da bist du.“
    „Du bist wahnsinnig, weißt du das?“
    „Ich?“ Swantje lachte.
    „Du hast nichts, absolut nichts in der Hand. Die wollte das und sie hat es bekommen.“
    „So? Ist das so? Komisch nur, dass sie auf mich einen völlig abwesenden Eindruck gemacht hat.“
    „Na und? Hat zu viel getrunken.“
    Stille.
    Zur Antwort sprang eine kleine Ampulle über den Boden. Er erkannte es sofort. Es war die Droge. Bis auf kleinen Rest war sie leer.
    „Ich habe ein bisschen umgefüllt. Damit die Polizei auch noch etwas hat. Den Rest hier darfst du gerne behalten.“
    „Und nun? Was willst du?“
    „Die Frage ist eher: was willst du?“, antwortete sie.
    „Mach es nicht so spannend!“ Rentsch versuchte, möglichst gelassen zu klingen. In Wahrheit aber war er ziemlich beunruhigt.
    „Dieses Gespräch, mit dem Mann, bevor du versucht hast die Kleine zu vergewaltigen ... worum ging es da?“
    „Du warst das? Hast du das auch aufgenommen?“, blaffte er sie an.
    „Sagen wir, ich habe genug mitbekommen, um zu wissen, dass du wieder jemanden vor deinen Karren gespannt hast. Hier geht es um Geld. Viel Geld. Stimmt's?“
    Rentsch überlegte, was er darauf antworten sollte. Aber er kannte seine Frau und ahnte, wohin das Ganze führen würde. Also wich er aus.
    „Wo sind die ganzen Leute hin?“
    „Oh, ich habe dich entschuldigt. Keine Sorge.“
    „Und das Mädchen?“
    „Die ist meine Karte in die Freiheit.“
    „Und das heißt?“
    Swantje wechselte die Position, schlug jetzt das linke Bein über das rechte.
    „Das heißt, dass niemand erfahren wird, was du hier für eine Schweinerei getrieben hast, wenn du mich an deinem Geschäft beteiligst und mir damit ein sorgenfreies Leben bescherst.“
    Rentsch lächelte. Er zollte ihr einen gewissen Respekt für so viel Kaltschnäuzigkeit, ja, er entdeckte eine völlig neue Seite an seiner Frau. In gewisser Weise war das faszinierend.
    „Ah, dahin geht die Reise also. Und wenn ich sage, dass ich kein großes Geschäft plane, sondern bestenfalls ein kleines?“
    „Dann glaube ich dir nicht. Und die Polizei bekommt spätestens nächste Woche die Kassette und auch dieses Mittelchen zugeschickt. Dann kannst du deine Karriere in den Wind schießen - und das wäre noch das kleinere Übel.“
    Rentsch zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass sie diese Drohung wahr machen würde. Er begann zu ahnen, dass ihre Kompromissbereitschaft und damit auch sein Verhandlungsspielraum, alles andere als groß war. Doch darin lag auch eine gewisse Herausforderung.
    „Wenn du so weit gehst, dann bekommst du am Ende nichts. Du erinnerst dich hoffentlich noch an die vereinbarte Gütertrennung, meine Liebe?“
    Dass sie einen kurzen Moment schwieg, wertete Rentsch zunächst als Sieg. Umso mehr irritierte ihn jedoch die Gelassenheit, mit der sie antwortete.
    „Weißt du, am Ende stehe ich in keinem Fall ohne etwas da. Mir bleibt wenigstens die Genugtuung, dass du einsitzt. Glaub mir, nach all den Jahren reicht mir das völlig.“
    Rentsch dachte angestrengt nach, wie er die Verhandlungen weiterführen sollte. Denn hier hatte er es offenbar mit jemandem zu tun, der glaubte, nur gewinnen zu

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