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SECHS

SECHS

Titel: SECHS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Gerhardt
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Polizei hält sich bedeckt. Jedenfalls habe ich noch nichts von denen gehört“, er pausierte kurz, „obwohl, das stimmt nicht ganz. Vorhin rief einer an und erkundigte sich nach dir.“
    „Nach mir?“
    „Ja. Diese Frau ... Wenkow, Swanko oder so ähnlich, war laut Dienstplan bei dir auf der Station. Ich nehme an, die haben die Pläne heute abgeglichen und mit dem Zeitpunkt ihres Todes korreliert. Ich hatte denen aber auch schon gesagt, dass es deine Schicht war. Die machen ihre Arbeit gerne doppelt. Jedenfalls habe ich ihm deine Daten gegeben. Es ist also anzunehmen, dass du einen Besuch oder wenigstens einen Anruf bekommen wirst. Sei also schon mal vorgewarnt.“
    „Das bin ich schon.“
    „Aha?“, kam es erstaunt durch den Hörer.
    „Die haben mich vorhin angerufen und mir gesagt, dass man in Kürze jemanden vorbeischicken will. Aber davon abgesehen: Ich habe dir ja auch schon gesagt, dass ich diese Frau nicht kenne. Also was sollte ich der Polizei erzählen können?“
    Frauke lief im Kreis umher. Das Telefon klemmte zwischen Schulter und Kopf und sie rührte wild in ihrem Tee.
    „Walter, wenn man davon absieht, dass einer Angestellten das Genick gebrochen wurde, der OP brechend voll war ... da gab es nichts Ungewöhnliches.“
    „Ich will nur, dass diese unangenehme Sache schnell zu einem Abschluss kommt. Verstehst du? Verstehst du, was ich dir sagen will?“
    Sie verstand.
    „Geh noch mal den Tag durch, vielleicht ist da was?“
    „Das tue ich doch schon die ganze Zeit. Deswegen rufe ich auch an. Hast du dir mal überlegt, dass irgendein Mitarbeiter oder ein Patient etwas damit zu tun haben könnte?“
    Auf der anderen Seite herrschte Stille.
    „Machen wir es nicht komplizierter als es ohnehin schon ist. Mit solchen Vermutungen solltest du dich bitte zurückhalten. Denn möglicherweise war es auch nur ein Unfall“, wiegelte er ab.
    „Und wieso lag sie dann im Kühlraum?“
    Eine Antwort bekam sie nicht.
    Sie überlegte einen Moment, ob sie ihre Befürchtungen tatsächlich aussprechen sollte. Walter wollte die Sache unbedingt klein halten. Zudem kam, dass sie es ja selbst für etwas übertrieben hielt. Aber wenn sie recht behielte, doch etwas passierte - sie würde sich bis in alle Ewigkeit Vorwürfe machen.
    „Du verstehst nicht, was ich dir sagen will. Ich habe Sorge, dass die Klinik im Moment vielleicht ...“
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Jemand war vor der Tür.
    „Frauke?“
    „Es hat geklingelt. Ich rufe dich später noch einmal an.“
    „Ah, okay. Das ist bestimmt die Pol ...“ Sie hatte aufgelegt.
    Frauke stelle die Tasse auf den Tisch und zupfte ihre Kleidung zurecht. Dann machte sie sich auf den Weg zur Eingangstür. Sie hoffte, sie würde die Angelegenheit schnell zu einem Ende bringen können.

-50-
     
    Das war das erste Mal seit langem, dass er irgendwo vor irgendeiner Tür stand und klingelte. Das gefiel Sirkowsky gar nicht. Am helllichten Tag, so auf dem Präsentierteller. Aber er war davon überzeugt, er würde es schnell zu Ende bringen können.
    Die Tür öffnete sich. Nicht nur vorsichtig, einen Spalt, so wie er es erwartet hatte - sie schwang ganz auf. Und vor ihm stand tatsächlich die Ärztin, die ihn gestern noch so respektlos behandelt hatte. Demnach hatte er das richtige Haus ausfindig gemacht. Jetzt durfte er ihr nur keine Gelegenheit geben, die Tür wieder zuzuschlagen. Sirkowsky setzte schon zum Sprung an, wollte die Frau überrennen, rasch ins Haus eindringen, als etwas geschah, das ihn völlig aus dem Konzept brachte.
    „Kommen Sie herein. Ich habe Sie erwartet", sagte Frauke.
    Er wurde erwartet? War das eine Falle? Er musterte sie, fand aber nicht das kleinste Anzeichen dafür, dass sie ihn erkannte. Auch sein Bauch blieb ruhig, meldete keinerlei Gefahr. Und wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann auf sein Bauchgefühl. Diese Zanner war in der Tat völlig arglos. Wie dumm von ihr. Er nickte ihr zu.
    Die Frau trat jetzt einen Schritt zur Seite und ließ ihn ein.
    Als er im Flur stand, sondierte er schnell die Umgebung, suchte nach Bestätigung dafür, dass keine Gefahr drohte. Rechts und links vor ihm befanden sich zwei Türen. Beide waren verschlossen. Ein gutes Zeichen. Sollte die Polizei, oder was auch immer auf ihn warten, müsste ein Zugriff schnell erfolgen und niemand würde dafür erst noch eine Tür öffnen wollen.
    Frauke ließ die Haustür ins Schloss fallen und ging dann vor. Er hielt sich dicht hinter ihr - nur für den Fall,

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