Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
einiger Zeit nachgedacht und versucht, die Beweggründe des Computers zu begreifen. Schließlich wurde ihr Blick vom Spiegelbild über der tiefen Stelle abgelenkt zu den nahen Bergen, kalt und dunkelblau, in Wolken gehüllt, die Gipfel von Schnee bedeckt, der nur sehr langsam schmelzen würde. Das war nicht Dillia, wie sie wußte, sondern Gedemondas, das geheimnisvolle Gedemondas, an das nur sie sich erinnerte – und selbst diese Erinnerung war durch Jahrhunderte von Erleben und Dasein verdunkelt. Eine fremdartige, mystische Rasse von Bergbewohnern mit unglaublichen Kräften, die sich aber eremitenhaft in ihren Berghorsten und von Vulkandampf geheizten Höhlen tief unter der stillen Oberfläche verbarg. Ihre Gedankengänge waren – nun, nicht-menschlich war eigentlich der Ausdruck, vermutete sie, während der Rest der südlichen Halbkugel, zumindest die Teile, die sie gesehen hatte, dazu neigte, in vertrauteren Bahnen zu denken, gleichgültig, wie bizarr ihre Erscheinungsformen und Lebensweisen sein mochten. Die Gedemondaner hatten sie einmal gekannt und waren an ihr interessiert gewesen. Vielleicht erneut?
    Sie drehte sich um und entfernte sich von Fluß und Wasserfall, ging hinunter zu dem kleinen Dorf, von dem sie wußte, daß es da war, der Tatsache eingedenk, daß sie denselben Weg beschritt, den ihr Großvater vor so langer Zeit gewählt hatte, und mit demselben letzten Ziel im Sinn: dem Computer des Schachtes der Seelen selbst. Ihre Großeltern waren mit Brazil dorthin gegangen, wenn auch nicht in eigener Absicht.
    Das Dorf stand am Ursprung eines großen Gletschersees, weit entfernt von der Hauptströmung des Lebens in Dillia. Es war verhältnismäßig klein geblieben, noch immer eine Art Wildnis-Siedlung, trotz der inzwischen vergangenen Jahrhunderte – in erster Linie deshalb, weil die Bevölkerung des Hexagons vergleichsweise stabil gehalten wurde. Es gab auf der Sechseck-Welt keine Übervölkerung und deshalb nichts von dem Druck, der schon vor langer Zeit dazu gezwungen hätte, das Land zu entwickeln. Es gab hier auch keine Rohstoffe, die es lohnend gemacht hätten, das Gebiet auszuplündern; Dillia war ein teilweise technologisches Hex, mehr als Dampfkraft war nicht zugelassen, und die Ablagerungen anscheinend unerschöpflicher Kohle- und Rohölvorräte befanden sich weit im Süden.
    Was es an Hilfsmitteln hier gab, war für die einheimische Bevölkerung von größerer Bedeutung. In den zahllosen Flüssen, die den See nährten, laichten überall Fische und hatten eine reichgesegnete und sorgsam geführte Industrie hervorgerufen, die in mehr als einer Beziehung die Nahrungsmittel-, Düngemittel- und Ölraffinerie-Industrien andernorts versorgte – Seeab, wie der Rest des Hex bei diesen Leuten genannt wurde. Das und das überreichliche Wild der Wälder oberhalb des Sees waren die Rohstoffe, die hier zählten.
    Trotzdem hatte es, wie sie erkennen konnte, seit ihrem letzten Aufenthalt hier Veränderungen gegeben. Das Dorf war größer; in und zwischen den Waldlichtungen schienen mehr Holzhäuser zu stehen, und alles wirkte ein wenig moderner. Fackeln waren ersetzt durch Gaslampen, offenbar versorgt durch einen riesigen Erdgas-Behälter in der Nähe des Sees, der Anschlüsse für Unterwasserzufuhr besaß. Außerdem schien es eine große Zahl kleiner Boote zu geben, die in säuberlichen Reihen rund um den kleinen Hafen verankert waren; fast ein Jachthafen, dachte sie. Auch die Gebäude sahen neuer aus. Wandel trat in den Gebieten der Sechseck-Welt nur langsam ein, war aber trotzdem überall unausweichlich. Immerhin empfand sie darob ein wenig Enttäuschung. Von der persönlichen Ausstrahlung schien etwas verschwunden zu sein.
    Ihre Nacktheit störte sie nicht; da das warme Wetter bevorstand, gingen die meisten Zentauren unbekleidet, und nur ihre blasse Haut unterschied sie eigentlich von den mehr wettergegerbten Körpern ringsum.
    Sie suchte das Büro des hiesigen Polizisten auf, der einzigen Regierungsgewalt, die es hier oben gab. Es hatte keinen Sinn, unwissend und allein herumzulaufen. Die Leute hier waren stets freundlich gewesen.
    Sie konnte die Schilder natürlich nicht lesen, aber nur ein kleines Gebäude, ein Fertigbau, wies an beiden Seiten der Tür amtlich wirkende Siegel auf, Siegel, die nur das Große Siegel des Hexagons sein konnten. Das bedeutete Amtliches, und wenn sie sich nicht grundlegend geändert hatten, war das die Stelle, die sie suchten.
    Die Dinge hatten sich verändert, aber das

Weitere Kostenlose Bücher