Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt
konzentrieren.
»Laß nur«, erklärte der Gedemondaner. »Das ist zu anstrengend. Du sprichst dillianisch, ich Kom-Sprache, und wenn es irgendwelche Begriffe gibt, die deine alte Sprache besser widergeben kann, werde ich dich verstehen.« Er schaute sich um. »Die Unsauberkeit bitte ich auch zu entschuldigen, aber wir benützten das hier nicht sehr oft. Doch wir werden wohl saubermachen müssen. Eure Neuzugänge nützen uns nichts, aber sie und einige Freiwillige von uns werden notwendig sein, wenn wir unsere Art im Universum wieder einsetzen wollen.« Er machte eine Pause und wirkte beinahe sehnsüchtig. »Da sind wir jetzt nicht, weißt du. Beim letzten Versuch sind wir ausgestorben.«
Sie nickte.
»Das ist ein Grund, warum ich an euch gedacht habe.«
»Wir sind uns ganz im klaren darüber, was du gedacht hast. Vielleicht besser als du selbst. Und wir werden gewiß behilflich sein. Wir hätten das auf jeden Fall getan, selbst wenn du nicht gekommen wärst – aber dieser unprovozierte Angriff innerhalb unserer Grenzen ist unerträglich. So etwas wird nicht wieder vorkommen.«
Sie sah Asam an, stellte fest, daß seine Verbände abgenommen waren und von Verletzungen kaum noch etwas zu sehen war.
»Danke für eure medizinische Hilfe«, sagte sie mit Nachdruck und warf einen Blick auf Asam. »Er hat sein ganzes Leben davon geträumt, euch kennenzulernen und einmal mit euch zu reden. Es ist schade, daß ihr euch nicht überwinden könnt, ihn wenigstens für kurze Zeit aufzuwecken.«
Der Gedemondaner zog die Schultern hoch.
»Eigentlich gegen die Regeln. Ein Gehirn zu löschen, ist viel schwerer, und es dient demselben Zweck. Ihr müßt ohnehin so rasch wie möglich zu Zone – deine Leute treffen sich dort in Kürze und benützen unsere leerstehende Botschaft. Wir haben unsere Analyse deiner Informationen noch nicht abgeschlossen, sowenig wie die der unsrigen, um zu entscheiden, in welcher Beziehung wir euch helfen können. Es ist dir klar, daß wir zwar große Kräfte besitzen, in Wirklichkeit aber sehr verwundbar sind, Nachtwesen und kaum zu übersehen. Diese Dinge müssen erwogen werden. Im Gebirge sind wir unverwundbar, aber draußen in der Welt bezweifle ich ernsthaft, ob ein Gedemondaner die Art von Kampf führen könnte, an die ihr denkt. Wir werden entscheiden und uns bald melden, wo du auch sein magst. Das einzige, was ich versprechen kann, ist, daß wir tun werden, was wir können, um euch zu unterstützen.«
»Das ist alles, was ich wollte«, erwiderte sie ernsthaft.
»Und ich danke euch dafür.«
Der Gedemondaner stand einen Augenblick da und betrachtete sie mit verwunderter Miene.
»Du bist behindert. Du hast Schmerzen«, sagte er besorgt.
Sie schüttelte langsam den Kopf.
»Nein. Ich fühle mich gut. Die Zukunft erfüllt mich mit Nervosität, aber mehr ist es nicht.«
Der Gedemondaner zeigte auf den schlafenden Asam.
»Er liebt dich, das weißt du.«
Sie seufzte.
»Ich habe es mir gedacht.«
»Und trotzdem weist du ihn ab. Warum?«
Sie rätselte auch, aber die plötzliche Hinwendung des Gedemondaners zum Persönlichen gefiel ihr nicht. Das ging dieses Wesen nichts an.
»Du fühlst dich von ihm ebenso angezogen«, sagte der Gedemondaner. »Ich spüre das.«
»Es ist… es ist ein bißchen zu kompliziert, als daß man jetzt darauf eingehen könnte«, gab sie zurück, bemüht, ihn vom Thema abzubringen.
»Du irrst dich«, erklärte das Wesen. »Du betrachtest ihn wie ein fremdes Wesen, aber das ist er nicht. Er ist von deiner eigenen Art.«
»Er ist Dillianer«, stellte sie gereizt fest.
»Du bist auch Dillianerin«, erwiderte der Gedemondaner. »Gleichgültig, was du früher einmal gewesen sein magst, jetzt bist du eine Dillianerin. Wenn du auf dieser Welt stirbst, dann als solche. Wenn du auf dieser Welt lebst, dann auch als solche. Das kannst du nicht ändern. Selbst wenn du bei der Neuschöpfung durch den Schacht der Seelen gehen solltest, würdest du bleiben, was du bist. Du bist es für immer.« Er streckte die kleinen Hände aus, ergiff ihren Kopf damit und hielt ihn kurze Zeit sanft fest. »Ah«, sagte er. »Angst. Unsicherheit. Wieder irrst du dich. Wenn du morgen sterben solltest, bleibt immer noch der heutige Tag. Wenn er oder du, einer von euch irgendwann sterben sollte, würde das die Zeit, die ihr miteinander verbracht habt, nicht aufheben. Du betrauerst noch immer den Tod deines Mannes, der schon tausend Jahre tot ist. Warum?«
Sie fühlte sich festgehalten,
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