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Sechselauten

Sechselauten

Titel: Sechselauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Aufzeichnungengibt?«, fragte Eschenbach, der nun wieder einigermaßen klar denken konnte. »So, wie es sich anhört, müsste da noch mehr kommen.«
    »Keine Ahnung.« Lara Bischoff schüttelte schwach den Kopf. »Das wüsste ich alles auch gern. Wirklich gern.« Dann erzählte sie ihm, Kronenberger habe ihr versprochen, sich um Latscho zu kümmern. »Es gibt da ein älteres Ehepaar. Bei denen war Latscho immer, wenn Charlotte verreisen musste. Er wollte ihn dorthin bringen.«
    »Kronenberger also.« Eschenbach sah finster auf sein Teeglas. »Haben Sie ihm wirklich nichts von der Aufnahme erzählt?«
    Lara Bischoff schüttelte abermals den Kopf. Und nach einer Weile, als wäre sie erleichtert, nun alles gesagt zu haben, meinte sie: »Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen die Tate. Sie bleiben ja, oder?« Mit langen, bleichen Fingern strich sie die leere Verpackung des Teebeutels glatt. Sie schien plötzlich in einer ganz anderen Stimmung zu sein. Gelöst, beinahe heiter: »William Turner, den müssen Sie gesehen haben. Wussten Sie, dass er oft in der Schweiz war? The Blue Rigi, das habe ich …« Sie stockte kurz, als verlöre sie den Faden. »Auf jeden Fall schauen wir uns die Bilder vom Vierwaldstätter See an und den Gotthardpass. Und natürlich die Skizzen und Zeichnungen. Es gibt Hunderte davon … die sind gar nicht ausgestellt. Aber ich kann das organisieren, wenn Sie wollen.«
    »Vielleicht später«, sagte Eschenbach, der noch immer die Stimme von Lenz in den Ohren hatte.
    »Hören Sie mir überhaupt zu?«
    »Ja, natürlich.« Der Kommissar räusperte sich. Über seiner Nasenwurzel hingen tiefe Furchen. Er sah Lara Bischoff an. »Noch mal zurück zu diesen Aufzeichnungen«, sagte er. »Wenn ich die Sache richtig sehe, so hat Ihr Vater Nachforschungen über dieses Hilfswerk betrieben. Gibt es da vielleicht auch eine Akte? Etwas Schriftliches, meine ich.«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Er muss das Ganze doch irgendwo aufbewahrt haben. Eine Ahnung haben Sie wohl nicht?«
    »Ich überleg’s mir.«
    »Vermutlich hat sich Ihr Vater deshalb für das Hilfswerk interessiert, weil Charlotte auf diesem Weg zu Ihrer Familie gekommen ist?«
    »Es fällt mir immer noch schwer, das alles zu glauben.« Nachdem Eschenbach die Rechnung beglichen hatte, schlug Lara Bischoff einen Spaziergang im Regent’s Park vor. Das war ihm lieber als die Tate. Turner hätte ihn nur abgelenkt. Er musste jetzt dranbleiben. Vielleicht könnte er einmal mit Corina herkommen und ihn sich anschauen. Wenn alles vorbei war. Wenn sie wollte. Sie wusste gar nicht, wo er war, fiel ihm plötzlich ein. So sehr waren sie also schon daran gewöhnt, getrennte Wege zu gehen.
    Eine heitere Frühjahrssonne beleuchtete das erwachende Grün der Rasenflächen im Park, und die Schneeglöckchen blühten um die Wette. Krokusse und Narzissen reckten ihre Köpfe, und eine farbige Armee von Stiefmütterchen stand entlang der Wege Spalier. In Queen Mary’s Garden plätscherte das Wasser der Brunnen, und an den Rosensträuchern sprossen die ersten Blätter.
    Eschenbach sah, dass sich Lara Bischoff verausgabt hatte. Er merkte es an ihren Bewegungen, daran, wie langsam sie ging und dass sie kaum mehr sprach. Als er sie kurz auf ihren Unfall angesprochen hatte, wich sie ihm aus: »Einer dachte wohl, dass wir so besser zueinander passen – Sie und ich.«
    Sie setzten sich auf eine der Parkbänke.
    »Was wissen Sie eigentlich über die FIFA ?«, fragte Eschenbach spontan, während er einer Horde Jugendlicher zusah, die auf der Grünfläche des Parks einen Ball jagten.
    »Ich kann Ihnen alles Wissenswerte über die Vergabe von TV -Rechten erzählen.« Ein Lächeln stahl sich in ihre Augen. Dann wurde es von Traurigkeit überschattet.
    Eschenbach räusperte sich. »Ich meine, Charlotte hat dortgearbeitet, und Kronenberger … Da muss es doch einen Zusammenhang geben?«
    »Na klar. Er hat ihr die Stelle besorgt. Sich um sie gekümmert. Das war ein Herz und eine Seele, seit sie sich kennen. Und das ist ziemlich lange. Mein Vater hat mit Kronenberger zusammengearbeitet. Der gehört fast schon zur Familie …« Ihre Stimme war immer leiser geworden und brach nun ganz ab.
    Während der Kommissar geduldig darauf wartete, dass sie weitersprach, spürte er, wie sie ganz langsam auf die Seite kippte und wie ihr Kopf zum Schluss an seiner Schulter ruhte. Er spürte das regelmäßige Auf und Ab ihres Atems.
    Über eine halbe Stunde saßen sie auf diese Weise da.
    Trotz der Fragen,

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