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Sechselauten

Sechselauten

Titel: Sechselauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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schweigend weiter.
    Von Matt sah sich in der Wohnung um. Mit der Miene eines Kunstbetrachters ging er von Zimmer zu Zimmer, sagte »unschön«, als er das Hutschenreuther Zwiebelmuster auf dem Boden liegen sah, und »schade« angesichts der aufgeschlitzten Polster. Dann machte er sich eine Weile an Eschenbachs Computer zu schaffen. Zum Schluss inspizierte er rund ein Dutzend Bücher und nahm an einigen Stellen Fingerabdrücke. »Hast du das Gefühl, es fehlt irgendwas?«
    »Wie soll ich das denn wissen?« Eschenbach zuckte die Achseln. Er hatte dem Berner die ganze Zeit schweigend zugesehen. »Hier liegen Dinge rum, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie noch habe … Der Tennisschläger! Herrgott, wann habe ich das letzte Mal Tennis gespielt?«
    »Und Wertgegenstände, Uhren, Schmuck?«
    »Bilder und Bücher …«, sagte Eschenbach. »Die einen hängen noch, und die anderen liegen. Ich nehme nicht an, dass sich Einbrecher für Erstausgaben deutscher Romantiker interessieren. Eine Scheiße ist das!«
    Von Matt krempelte die Hemdsärmel herunter und schloss die Manschetten. »Trotzdem, so wie das Ganze hier herumliegt, ich glaube nicht, dass es ein Gelegenheitsjob war. Sie haben sich den Computer vorgenommen … den Bürokram, Schränke und Regale. Es sieht ganz danach aus, als suchten sie etwas Bestimmtes … Unterlagen, Akten zum Beispiel. Fällt dir da etwas ein?«
    »Weshalb gerade Akten?«, fragte Eschenbach verdutzt.
    »Ich kann mich natürlich auch täuschen«, meinte der Berner. Er rieb sich die müden Augen unter seiner Hornbrille, dann unterdrückte er ein Gähnen. »Also ich mach das jetzt schon bald vierzig Jahre. Und so langsam seh ich einer Sauerei an, was gesucht wurde.«
    »Ach ja?« Eschenbach hob die Brauen. »Und die haben gezielt etwas gesucht … bei dem ganzen Puff hier?«
    »Es sind immer dieselben Verstecke«, sagte von Matt und ging ein paar Schritte zum Bücherregal. »Schau dir doch mal deine Bibliothek an. Die Dinger hat man nicht einfach heruntergerissen. Da wurde jedes Buch einzeln herausgezogen und angeschaut, bevor sie es … Nun ja, zurückgestellt haben sie es nicht mehr. Ich glaube, der Vandalismus hier ist nur vorgetäuscht.«
    Eschenbach strich sich mit der Hand durchs Haar. »Vielleichthast du recht. Beim Zoll … also der Typ dort hat auch den ganzen Turner-Band durchgeblättert.«
    »Eben. Die Muster bleiben dieselben, seit Jahrhunderten.« Von Matt räumte ein paar Kunstbücher zur Seite, nahm einen Band über Salvador Dalí und blätterte darin. »Männer verstecken ihre Geheimnisse in Büchern. Das haben schon die Mönche im Mittelalter so gemacht … haben die Dinger ausgehöhlt.«
    »Sie könnten auch Edelsteine gesucht haben.«
    »Du bist Polizist und kein Diamantenhändler.« Von Matt schüttelte den Kopf. »Es sind Papiere, Dokumente, Notizen. Irgendwas in der Art. Vielleicht auch Mikrofilme oder CD s. Jemand glaubt wohl, du hättest etwas, das du nicht haben solltest.«
    »Soll glauben, was er will.« Eschenbach schob mit dem Fuß die Scherben einer Vase über das Parkett. Und als von Matt nicht aufhörte, ihn anzustarren, sagte er: »Ehrlich, Walter, ich hab keine Ahnung, was das sein sollte.«
    Von Matt nickte. Er ging zur umgeworfenen Couch und nahm sein Jackett. »Dann halt.«
    »Und Fingerabdrücke?«
    »Ich hab mir die Bücher angesehen. Latexhandschuhe vermutlich. Man bekommt sie im Fünfzigerpack in jeder Apotheke. Auch Putzfrauen tragen sie heutzutage.«
    »Mhm.« Der Kommissar biss sich auf die Unterlippe. »Danke trotzdem. Vielleicht habe ich irgendwo noch eine Flasche Bier.« Er ging vom Wohnzimmer in die Küche.
    »Ach, lass nur«, rief von Matt. »Sonst wird’s zu spät. Ich hab meiner Frau versprochen, dass ich morgen früh mit ihr zu IKEA fahre. Sie will ein neues Bett, nach zweiundzwanzig Jahren.«
    »Ich bin zu alt für IKEA «, rief Eschenbach.
    »Ich auch.«
    In der Diele vor der Wohnungstür trafen sie sich zum Abschied.
    »Deine Dienstwaffe hängt übrigens im Putzschrank neben dem Staubsauger. Ich dachte nur, falls du sie suchst.« Von Mattschob sich die Brille auf die Stirn. »Ich weiß ja nicht, wie oder wann du den Strauß mit Kobler ausgefochten hast. Mir hat sie gesagt, ich soll dir ausrichten, dass du zurückkommen sollst. Es liegt an dir. Ich glaube, sie weiß, dass sie einen Fehler gemacht hat.«
    Als Eschenbach gegen halb drei endlich einschlief, war wenigstens das Schlafzimmer wiederhergestellt. Seine Hose lag

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