Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)
ein paar Kinder in den Hinterhof laufen und lauthals »Räuber und Gendarm« spielen.
Derek sah es Hayworth jedoch sofort an, als Simon ihm die entscheidende Frage stellte: »Warst du gestern Abend in meinem Haus?«
Hayworths Lächeln entglitt schlagartig. Er entschuldigte sich plötzlich bei Simon, er hätte noch einen wichtigen Termin, den er fast vergessen hätte. Hayworth packte den Papierstapel, verabschiedete sich hastig und ließ Simon allein im Garten sitzen.
Simon wirkte am Boden zerstört. Er stützte seine Ellbogen auf den Knien auf und schüttelte den Kopf.
Erneut wollte Derek zu ihm, um ihn einfach in den Arm zu nehmen. Stattdessen zog er sich schweren Herzens zurück. Er würde Hayworth heute nicht aus den Augen lassen. Dieser Mann hatte definitiv etwas zu verbergen.
*****
Derek war Hayworth bis ins Britische Museum gefolgt. Dort gab es eine Bücherei. Wie oft Derek in den letzten Jahren hier gewesen war, konnte er nicht mehr zählen. Er liebte Bücher und die Ausstellungen im Museum, die ihn in andere Welten und ferne Länder brachten, ohne sie selbst bereisen zu müssen.
Schnell hatte er Hayworth ausfin dig gemacht, der sich hinter einer mannshohen Regalwand mit zwei Frauen getroffen hatte, einer mit blondem, einer mit braunem Haar. Als Derek sie als Sarah Grey und Margaret Stone identi fizierte, fühlte er Wut in sich aufsteigen. Er konnte kaum glauben, was er sah! Er versuchte ruhig zu atmen und unterdrückte dabei ein Niesen. Staub, Druckerschwärze und der Duft von Leder, Leim und altem Papier kitzelten seine Nase.
In der Bibliothek durfte nicht laut gesprochen werden, daher verstand Derek nicht, was Hayworth zu den Frauen sagte. Sie verhielten sich extrem auffällig, tuschelten hinter vorgehaltener Hand und suchten mit Blicken ständig die Umgebung ab.
Derek drückte vorsichtig zwei dicke, in Leder gebundene Bücher zur Seite, um die drei besser beobachten zu können. Er sah genau, wie Sarah diesen Hayworth anschaute. Sie war bis über beide Ohren in den Mann verliebt! Und Hayworth wusste das anscheinend auszunutzen. Ob er Sarah für irgendwelche Spielchen benutzte?
Vielleicht liebte er Sarah auch? Aber warum hielt er nicht offiziell um ihre Hand an, sondern traf sich heimlich mit ihr?
Derek würde es herausfinden.
»Wir können uns nicht mehr bei dir zuhause treffen«, konnte Derek verstehen, als alle drei weiterzogen, direkt an seinem Versteck vorbei. »Simon hat mich letzte Nacht gesehen.«
»Oh Gott!«, rief Sarah leise aus.
»Keine Sorge, er hat gewiss keine Ahnung.«
Derek wusste nicht, ob er Simon von seinen Beobachtungen erzählen sollte. Im Moment war er wegen Hayworth traurig genug. Wie würde er sich erst fühlen, wenn Derek ihm berichtete, dass seine Schwester und sein bester Freund etwas vor ihm verbargen?
Derek wagte einen weiteren Blick. Die Gruppe stand direkt hinter seinem Posten. Sarah wirkte sehr entsetzt.
James Gesicht sah hingegen eher düster aus. »Von nun an müssen wir noch vorsichtiger sein.«
Derek verließ die Bücherei erst, als die drei nicht mehr zu sehen waren. Ab jetzt würde er Sarah Grey, Margaret Stone und James Hayworth auf Schritt und Tritt überwachen … was natürlich nicht möglich war, weil sich die Gruppe aufteilte. Daher beschloss Derek, nur Hayworth zu folgen. Er schien der Drahtzieher zu sein.
Tatsächlich machte Derek noch am selben Abend eine sehr interessante Beobachtung: Hayworth traf sich kurz vor Sonnenuntergang in den Kensington Gardens mit einem Mann, dessen Gesicht Derek leider nicht erkennen konnte. Der Unbekannte hatte den Kragen seines Sommermantels aufgestellt und den Zylinder tief über die Stirn gezogen. Er und Hayworth saßen Rücken an Rücken auf zwei zusammengestellten Bänken zwischen den Bäumen. Hayworth hatte eine braune Ledermappe dabei, aus der er einen Block und einen Bleistift holte. Der andere Mann sprach leise, aber beständig – Derek saß in einiger Entfernung selbst auf einer Parkbank und verbarg sich hinter einer Zeitung. Er konnte von seinem Posten Geflüster hören –, während Hayworth sich die Finger wund schrieb. Einen Bleistift nach dem anderen holte er hervor, weil er keine Zeit hatte, ihn zu spitzen. Dabei huschte ab und zu ein Lächeln über sein Gesicht.
Was lief zwischen den beiden? Derek senkte die Zeitung und runzelte die Stirn. Was trieb Hayworth da? Er war auf jeden Fall ein Mann mit vielen Geheimnissen, so viel stand fest.
Eine Stunde später saßen die zwei immer noch genau so
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