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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Weile schmoren, dachte Wolf
insgeheim. »Jedenfalls haben wir den Turm sicherheitshalber noch einmal
gründlich gecheckt – alles paletti. Und wenn Sie wollen, bleibt mein Kollege
hier am Eingang.«
    Pohl knurrte ein kaum verständliches »Von mir aus« und
wollte bereits durch die Pforte verschwinden, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Entschuldigen Sie meine Offenheit, Herr Kommissar,
diesen Erfolg hätte ich unserer Polizei gar nicht zugetraut. Aber was soll’s,
blas ich eben zur Feier dieses Ereignisses ›Sau tot‹, sozusagen.« Als er Wolfs
verdutztes Gesicht sah, fügte er hinzu: »Das heißt in der Jägersprache: Ende
der Jagd!«
    Ohne ihn einer weiteren Antwort zu würdigen, schlug
Wolf den Weg Richtung Einsatzwagen ein.
    ***
    Im
Einsatzwagen herrschte drangvolle Enge. Marsberg und Jo hatten den beiden
Festgenommenen je einen Stuhl zugewiesen, was zur Folge hatte, dass sie selbst
stehen mussten.
    Wolf hatte sich kaum in das Innere gezwängt, als ihn
ein Kollege wieder hinausrief: »Besuch für Sie, Herr Hauptkommissar. Sagt, er
sei ein alter Bekannter!«
    Wolf war nicht wenig erstaunt, als sich der »alte
Bekannte« als Kalaschnikow entpuppte. »Hab überhaupt keine Zeit, Kalaschnikow.
Komm heute Nachmittag aufs Präsidium, da können wir reden.« Er machte
Anstalten, in das Fahrzeug zurückzuklettern.
    »Kann ick Paco mitnehmen, Herr Kommissar?«
    Wolf, der bereits die erste Stufe erklommen hatte,
blieb wie angewurzelt stehen. Dann drehte er den Kopf: »Ich verstehe nicht …
wer oder was ist Paco?«
    »Paco, wa? Mein bester Mann. War oben uffm Turm, Sie
wissen schon.«
    Plötzlich fiel es Wolf wie Schuppen von den Augen. Er
sprang auf den Boden zurück, drehte sich um und funkelte Kalaschnikow an.
»Jetzt verstehe ich! Der Landsknechthaufen, das waren deine Leute!
Gottverdammmich, das darf doch alles nicht wahr sein!« Darum also war ihm der
Truppführer so bekannt vorgekommen.
    Kalaschnikow tat zerknirscht. »Wir hatten doch den
Vertrag mit dem Herrn Doktor, wenn Se wissen, wat ick meene …«
    »Nee, weeß ick nich!«, äffte Wolf ihn nach. Er war
sauer. Hätte der alte Gauner mit seiner Truppe nicht so ein Durcheinander
angezettelt, wäre Philip niemals auf den Turm gekommen.
    »Also, wir sollten ihm beschützen … hab ick dem Herrn
Kommissar aba jesagt.«
    »Und da spielt ihr einfach Polizei? Habt ihr jetzt die
Seiten gewechselt, oder was?«
    Kalaschnikows Gesicht nahm einen leicht verschlagenen
Ausdruck an. »Na ja, wo doch der Kripo der Erfolg bislang versagt jeblieben
ist.«
    Nun sah Wolf endgültig rot. »Weißt du, dass ihr es mit
eurer dilettantischen Aktion überhaupt erst ermöglicht habt, dass der Täter
durchschlüpfen konnte?«, brüllte er. »Dein Mann konnte nicht verhindern, dass
ihm der Täter diese blöde Hellebarde entriss und sie Pohl an den Hals setzte.
Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn wir nicht rechtzeitig
eingegriffen hätten.« Nur mit Mühe beruhigte er sich wieder. »Wo habt ihr
überhaupt diese lächerliche Verkleidung her?«
    »Stammt aus dem Fundus des Stadttheaters Konstanz. Hab
‘nen Kumpel dort«, antwortete Kalaschnikow kleinlaut.
    »Kann sein, wir müssen deinen Paco einlochen«, sagte
Wolf mit unversöhnlicher Miene. »Er hatte eine geladene Schusswaffe bei sich,
die hätte er vermutlich auch benutzt.«
    »Hab Ihren Einwand jeahnt, Herr Kommissar«, grinste
Kalaschnikow. »Hier ham Se sein’ Waffenschein.« Er hielt Wolf ein Papier vor
die Nase, um dann entrüstet fortzufahren: »Und die Munition, dit warn
Platzpatronen. Sie denken doch nich, det wir jemals wat Illejales tun, Herr
Kommissar? Bei uns hat allet seine Richtigkeit.«
    Es dauerte etwas, bis Wolf die Sache mit der Munition
verdaut hatte. Kalaschnikow war immer noch für einen Winkelzug gut!
Versöhnlicher entgegnete er: »Lass gut sein. Den Schein behalt ich, der muss
geprüft werden. Du kannst ihn heute Nachmittag mitsamt deinem Paco auf dem
Präsidium abholen. Bis dahin haben wir auch das Protokoll fertig, ohne
Protokoll läuft nämlich gar nix.« Widerwillig dachte er an den ganzen
bürokratischen Hickhack, den solche »Heldentaten« stets nach sich zogen.
    ***
    Schwer atmend erreichte Pohl die
Aussichtsplattform auf dem Münsterturm. Obwohl er auf dem Weg nach oben mehrere
Pausen eingelegt hatte, war ihm auf den letzten Metern etwas schummrig vor
Augen geworden. Er schaffte es gerade noch, die Außentür zu öffnen und sich mit
der freien Hand am Türrahmen festzuhalten. Daran

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