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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geräusch zerreißender Baumwolle, und Hunderte von winzigen Jettperlen fielen klappernd zu Boden. Rad versuchte sie wieder aufzulesen, gab dann aber auf. Jedes Mal, wenn ich mich bewegte, fielen noch mehr herunter.
    »Du scheinst dich aufzulösen, Abigail«, sagte er und lächelte mir vom Boden aus zu. Und dann sah er verwirrt aus und sagte wieder »Abigail« mit entrückter Stimme, als würde er versuchen, sich mit einem Wort wieder vertraut zu machen, das plötzlich seltsam klingt. Als er aufstand, waren auf seiner Hose, da wo er gekniet hatte, zwei runde Schmutzflecken. Er machte einen Schritt auf mich zu und blieb dann stehen. »Hier riecht es verbrannt.«
    Zuerst dachte ich, er würde Witze machen, und wollte gerade ein abgedroschenes Klischee zum Besten geben, dass es mein Herz wäre, aber er hörte nicht zu.
    »Der Schuppen brennt«, sagte er und stürzte aus der Tür. Ich folgte ihm perlenstreuend. Um den Schuppen schlängelten sich Flammen, und ein orangefarbenes Leuchten von innen zeigte, dass sie bereits Fuß gefasst hatten.
    »Hey!«, schrie Rad den Garten hinauf über die dröhnende Musik hinweg. »Der Schuppen brennt!« Ein paar Leute, die gerade aus dem Obstgarten kamen, sahen die Flammen und rannten über den Rasen zu uns, überlegten es sich dann aber anders und flitzten zurück zum Haus, um Alarm zu schlagen. Innerhalb von Sekunden war die Hölle los: Geschrei, Gerenne und eine hilflos herumstehende Menschenmenge. Die Musik hatte abrupt aufgehört, und alle strömten aus dem Festzelt, um das Schauspiel zu beobachten. »Haben die keinen Gartenschlauch?«, fragte jemand, aber eine eventuelle Antwort wurde von der Explosion übertönt, als das Benzin in den Motorrädern Feuer fing, die Schuppenfenster zerbarsten und sich ein großes Flammenmeer über das Dach ausbreitete. Die Menschenmenge wich zurück. Innerhalb weniger Sekunden hatten die Flammen den Schuppen verschlungen.
    Neil schob sich durch die Menge nach vorne. »Meine Motorräder«, brüllte er verzweifelt und stürzte zum brennenden Gebäude. Von dieser selbstmörderischen Rettungsaktion wurde er von ein paar Freunden zurückgehalten, die ihn wegzerrten.
    »Das war dieser Scheißwichser Grant«, schimpfte er vor allen, die ihm zuhörten. »Grant«, schrie er in die Dunkelheit, als würde der Brandstifter dort noch rumlungern. »Du bist ein toter Mann!«
    Der Wind wehte die Flammen gefährlich nahe zum Festzelt, und Funken prasselten bereits auf die Zeltbahn. »Das geht gleich in Flammen auf«, sagte Rad. Diese Bemerkung hörte Mr. Trevillion, der in der Nähe stand und die schluchzende Anne tröstete. Er übernahm das Kommando.
    »Baut das Ding ab«, befahl er, worauf etwa ein Dutzend von uns, froh darüber, endlich etwas Nützliches tun zu können, sich daran machte, das Festzelt mit mehr Hast als Methode abzubauen. Spannschnüre wurden gekappt und Pfähle herausgerissen, und nach ein paar Minuten schwankte die gesamte Konstruktion und sank nach vorn wie eine Frau in einer Krinoline, die betrunken umfällt. Es war keine Zeit gewesen, den Boden abzutragen oder Tische und Stühle wegzuräumen. Später stellte sich heraus, dass Nicky zu der Zeit auf einer Stuhlreihe gelegen und geschlafen hatte. Kurz vorm Ersticken wachte er in totaler Dunkelheit auf und kroch auf der Suche nach dem Ausgang wie eine Ratte am Zeltrand entlang. Mr. Trevillion, Frank und ein paar Helfer rissen an der Seite des Gartens einen Zaun weg, damit das Feuerwehrauto ein leichteres Durchkommen hatte. In dem Moment, als sie damit fertig waren, brauste die Feuerwehr mit heulenden Sirenen heran. Schläuche wurden aufgerollt wie Parteibanner, und innerhalb von fünf Minuten war der Schuppen nur noch ein geschwärztes, rauchendes Skelett.
    »Lass uns gehen«, sagte Rad. »Sie werden jetzt nicht mehr scharf auf Gäste sein.«
    »Was ist mit Nicky und Frances?«
    »Ich habe Nicky schon vor Ewigkeiten gesagt, sie sollen um Mitternacht am Auto sein, wenn sie mitfahren wollen, aber er war wahrscheinlich zu besoffen, um es zu verstehen. Um ehrlich zu sein, ist es mir auch egal, wenn er nach Hause laufen muss. Er ist eine ziemlich Zumutung, wenn er ein paar gekippt hat.«
    Ich fand meine Schuhe an der Mauer wieder. Jemand hatte sie mit der Spitze in einen Geranientopf eingepflanzt. Aus irgendeinem Grund waren sie mir jetzt nicht mehr annähernd so unbequem. Als wir die Auffahrt schon fast zur Hälfte hinuntergegangen waren, fiel mir ein, dass ich immer noch Franks Jacke trug. Beim

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