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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich sah zu, wie sich die Haut auf meinem Tee neu bildete. Sie drückte meine Hand. »Und er hat sich für dich entschieden.«
    Vater bot mir eine Tasse Tee an. Er hatte sich bei Boots einen winzigen Wasserkocher gekauft, den er am Handwaschbecken füllte. Er hatte sich nichts Nützliches mitgebracht und wollte sich auch nichts kaufen, das nach langfristiger Unabhängigkeit roch. Das war ein akzeptabler Kompromiss: Die Art Anschaffung, die man mit dem Gedanken an die nächsten zwei Wochen, aber nicht länger, tätigen würde.
    »Diese Dinger sind ziemlich praktisch«, sagte er und zeigte auf die Teebeutel, als er sie in die Becher fallen ließ. Er war über diese Entdeckung erfreut. Zu Hause hatten wir immer Teeblätter, eine vorgewärmte Kanne, Teewärmer und Porzellantassen. Frances hätte losen Tee nicht einmal erkannt - sie hatte einmal bei uns in die Büchse geschaut und gesagt: »Was ist das denn? Schnupftabak?«
    Dad holte die Milch von der Fensterbank, wo sie in der prallen Sonne gestanden hatte. Er schnüffelte daran und verzog das Gesicht. Als er den Karton schüttelte, hörte ich das Schlipp-Schlapp von Gelee an Pappe, und in meiner Kehle stieg die Galle hoch. »Schwarz ist okay«, sagte ich.
    »Ist es nicht an der Zeit, dass du wieder nach Hause ziehst?« Er trug die nassen Teebeutel auf einem Löffel zum Papierkorb, wobei er eine Tropfenspur hinterließ. »Deine Mum muss dich vermissen. Und du solltest all das nicht an ihr auslassen.«
    »Ich geh zurück, wenn du auch zurückgehst.«
    »Sie will mich noch nicht zurückhaben. Es ist zu früh. Im Moment bin ich hier besser aufgehoben, damit sie etwas Zeit für sich hat. Außerdem können die Radleys dich nicht den ganzen Sommer unterbringen.«
    »Das macht ihnen nichts aus. Ich bin wie eine Tochter für sie«, sagte ich gedankenlos und hätte mir die Zunge abbeißen können, als ich den verletzten Ausdruck sah, der für den Bruchteil einer Sekunde über sein Gesicht huschte.
    »Mir tut das alles sehr Leid«, sagte er und hob die Schultern in einer hilflosen Geste. »Egal, was du von mir denkst, du weißt doch, wie sehr ich ... was du mir bedeutest. Ich wollte dich nicht belügen, aber es dir zu erzählen erschien mir noch schlimmer.«
    »Birdie wusste alles über mich.«
    »Tja, ihr Dilemma war natürlich ein ganz anderes. Ich nehme an, du hast dich länger mit ihr unterhalten.«
    »Ja.«
    »Wie geht es ihr? Ist sie gesund?«
    »Ja. Sie sieht genau so aus wie ich. Und wie du.«
    »Ah.«
    »Wieso hast du sie nicht mehr besucht?«
    »Ich habe sie gesehen, als sie ein Baby war, und ich habe ihr an Weihnachten Geschenke gebracht und Ostereier und so weiter.«
    Ostereier, dachte ich, und eine Erinnerung kämpfte sich ans Licht.
    »Aber natürlich hat das deine Mutter unglücklich gemacht, und als Birdie alt genug war, um Fragen zu stellen, fand sie meine Besuche langsam verwirrend und schwierig, deshalb hat Val, ihre Mutter, mir gesagt, ich solle damit aufhören. Ein paar Jahre lang habe ich ihnen Geld geschickt, aber irgendwann kam es zurück, und ich nahm an, sie hätte geheiratet.« Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Ja«, sagte ich. »Aber sie haben sich vor ein paar Jahren scheiden lassen.«
    »Ah, tja, das ist ein Nationalsport.« Er lächelte gespenstisch.
    »Dann fährst du also, wenn du mit dem Auto verschwindest, nicht zu ihnen.«
    Er schien höchst erstaunt über diese Vermutung. »Nein, natürlich nicht. Ich habe in den letzten zwölf Jahren keine von beiden besucht. Wenn ich wegfahre, fahre ich nur ... weg.«
    Wie konntest du das tun, hätte ich am liebsten gesagt, aber ich sah, welche Qualen ihm dieses Gespräch bereitete, und ich hatte nicht den Willen, noch tiefer zu bohren. Als ich ging, kritzelte er die Nummer des Münzfernsprechers in der Halle auf die Rückseite eines Umschlags und gab ihn mir. »Du kannst mich jederzeit anrufen«, sagte er.
    »Wenn ich nicht rangehe, frag einfach nach Zimmer fünf, dann kommt einer meiner Mitgefangenen und klopft an die Tür.«
    »Kennst du einen von ihnen?«
    »Wir nicken uns auf der Treppe zu. Manche Leute hinterlassen wegen des Putzplans wütende Nachrichten an der Badezimmertür. Es ist fast so wie früher in meiner Studentenbude. Nur ohne den Spaßfaktor.«

33
    Birdie wurde bei den Radleys mit der üblichen, ungezwungenen Gastfreundschaft willkommen geheißen. An jenem Abend, als ich bei ihr geklingelt hatte, hatte sie uns hereingebeten, und wir hatten zusammengesessen und geredet bis um drei, als

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