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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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aufzufallen, dass ich nur ein Handtuch trage. Ich umklammere es, nehme einen Koffer und humpele hinter ihr die Treppe hinunter.
    »Ich habe einen goldenen Ohrring mit einer Perle verloren«, sagt sie in der Tür und zieht an ihrem Ohrläppchen. »Wenn du ihn findest, heb ihn für mich auf.« Das sind ihre letzten Worte an mich.
    Ich stehe in BH und Schlüpfer vor Frances‘ Schrank, als Mr. Radley hereinkommt. Mein halb bekleideter Zustand scheint ihm nichts auszumachen oder auch nur aufzufallen, sondern er geht schnurstracks zum Fenster und sieht hinunter, wo bis vor ein paar Minuten noch Lexis Auto stand. Dann setzt er sich aufs Bett und vergräbt den Kopf in den Händen.
    »Sie ist weg«, sagt er. »Was soll ich nur tun?«
    »Was meinen Sie damit?«, sage ich, obwohl ich es weiß. Irgendwie hat meine bisherige Lebenserfahrung mich gelehrt, dass es unhöflich wäre, sich weiter anzuziehen, während jemand einem erzählt, dass seine Frau ihn verlassen hat, also stehe ich dort in meiner Unterwäsche und warte darauf, dass er es sagt.
    »Sie will Lawrence heiraten.«
    »Oje. Das tut mir Leid.« Mein Vokabular ist umfangreich, aber mehr bringe ich im Moment nicht zu Stande. Es folgt eine lange Pause. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Stelle auf seinem Hinterkopf anstarre, wo das Haar schütter wird; die Kopfhaut darunter ist gebräunt und glänzend.
    »Ich habe gesagt: ›Wozu willst du ihn heiraten? Du siehst ihn doch sowieso schon jeden Tag.‹ Aber das reicht ihr nicht.«
    »Sie wird zurückkommen«, sage ich. »Sie hat wahrscheinlich gerade viel Stress, und da ist sie einfach ausgeflippt.«
    Er blickt auf. »Genau das ist es. Sie sagt, sie hat genug davon, sich den Arsch aufzureißen, damit ich rumsitzen kann. Sie sagt, Lawrence wird sie anständig versorgen. Weißt du. was sie gesagt hat? ›Ich bleibe zu Hause. Vielleicht fange ich sogar an zu malen.‹«
    »Sie Armer.« Ich stehe vor Verlegenheit Todesqualen aus und sehe keinen Ausweg. Meine Qual steigert sich noch, als er eine Art Schluchzer von sich gibt, blind nach mir greift und mich auf sein Knie zieht. Ich sitze steif wie ein Gartenzwerg. In jedem anderen Zusammenhang würde ich aufspringen und wegrennen - ihm vielleicht sogar eine knallen aber das kann ich jetzt nicht. Seine Arme umschlingen mich sowieso so fest, als würde er versuchen, einen Baum auszureißen. Es ist keine bedrohliche Umarmung, aber trotzdem. Er spürt, wie ich zusammenzucke, denn er sagt in einem Ton, der es fertig bringt, Bitten mit Ungeduld zu kombinieren: »Ach, geh nicht weg. Ich will dich nicht vergewaltigen. Ich will nur jemanden im Arm halten. Wenn es dir so viel ausmacht, umarme ich eben den verdammten Hund.« Darüber muss ich lachen. Sein Griff lockert sich. »Was soll ich tun? Hältst du mich für einen egoistischen Mistkerl? Vielleicht bin ich das auch. Ich dachte, wir wären glücklich. Natürlich wusste ich, dass sie Lawrence schon immer toll fand - er ist ein gut aussehender Mann. Findest du, dass er gut aussieht? Ich habe sie nie davon abgehalten, mit ihm auszugehen.« Er schwafelt weiter und scheint keine Antwort zu erwarten, wofür ich dankbar bin, weil ich keine weiß. »Sie will nicht mal was. Sie hat gesagt, ich kann das Haus haben - so glücklich ist sie, von hier wegzukommen.« Er streichelt geistesabwesend mein Haar: Vielleicht denkt er doch, er hat den Hund im Arm. Ich beschließe, eine Andeutung zu machen, dass mir kalt wird, sobald er eine Pause macht, aber die Worte sprudeln weiter aus ihm heraus. »Sie hat die ganze Zeit darauf gewartet - Gott weiß, wie lang sie das schon plant, dass Mim stirbt. Nicht wegen des Geldes, sondern weil sie sie nicht zurücklassen konnte. Und jetzt, wo sie tot ist bum, das war‘s, sie hat ihre Sachen gepackt und ist gegangen. Frances wird in einem Monat auch auf irgendeine TH gehen, und ich werde allein sein, und Rad wird wieder nach Durham gehen ...« Er kommt nicht weiter, denn in diesem Moment öffnet sich die Tür und Rad erscheint und sagt fröhlich: »Wir sind wieder da - oh!«
    Und ich tue das Dümmstmögliche. Ich springe von Mr. Radleys Schoß, als fühlte ich mich schuldig. Als ob da etwas laufen würde. Ich werde zurückgezerrt, weil sich die Schnalle von Mr. Radleys Uhrarmband in meinen Haaren verfängt, und ich stehe in meiner Unterwäsche da, halb nach vorn gebeugt, mit steifem Genick, während er mich gemächlich losmacht, und Rad uns ungläubig anschaut.
    »Was geht hier vor?«, sagt er.
    »Nichts«, sage

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